Auktion: 470 / Kunst nach 1945 I am 09.06.2018 in München Lot 954

 

954
Joseph Marioni
White Painting, 1992.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)
White Painting. 1992.
Acryl auf Leinwand.
Auf der umgeschlagenen Leinwand oben signiert, datiert und betitelt sowie unten datiert, mit dem Namenszug des Künstlers und den Angaben zu Material, Technik und Maßen. 230 x 210 cm (90,5 x 82,6 in).
[CH].

PROVENIENZ: Galerie nächst St. Stephan, Rosemarie Schwarzwälder, Wien.
Privatsammlung Rheinland.

AUSSTELLUNG: Joseph Marioni. Paintings 1977-1991, Galerie nächst St. Stephan, Wien 2.4.-21.5.1993, Abb. S. 51.

"Für mich ist die Malerei geborene 'fließende Farbe', und sie entwickelt sich zu der Form, die ihr wesenseigen ist."
Joseph Marioni, zit. nach: Hannelore Kersting/Joseph Marioni, „Ein Dialog“, in: Joseph Marioni - Malerei, Museum Abteiberg, Mönchengladbach 1988, S. 10.

Der 1943 in Cincinnati/Ohio geborene Künstler studiert von 1962 bis 1966 an der Cincinnati Art Academy und von 1966 bis 1970 am San Francisco Art Institute. Seit 1972 lebt und arbeitet er in New York. Marioni katalogisiert seine Arbeit ab 1970. An diesem Punkt fand er seine Identität als Maler und seine Arbeit wurde unabhängig von seiner studentischen Arbeit. Im Spannungsfeld von Farbe, Licht und Malkörper schafft Marioni durch wiederholten Auftrag lasierender Farbschichten nahezu monochrome Arbeiten auf Leinwand, die je nach Lichteinfall und Betrachterposition die ihnen zu Grunde liegenden Farbschichten freilegen. Der Künstler schichtet transparente Lagen von flüssiger Farbe über das Feld von Leinen. In zwei bis sechs Schichten wird die Farbe auf das Leinen aufgetragen - nass über trocken und manchmal nass in nass. Ein Bild fertigzustellen dauert durchschnittlich vier Wochen. Diese Arbeiten sind bestimmt durch ihre Materialität und spezielle Faktur. Außerdem bestechen sie durch ihre besondere Farbwirkung sowie die intensive Strahlkraft. Während des Malprozesses stehen Marionis Leinwände aufrecht, sodass das flüssige Pigment nach dem Auftragen nach unten fließt. In all seinen Werken der letzten zwei Jahrzehnte finden wir denselben Abwärtsstrom, nicht nur innerhalb der gemalten Felder, sondern auch an ihren Grenzen, zu den Rändern der Leinwand hin, besonders zu dem Boden und den Seiten, wo sich Tropfen niederlassen dürfen. Jedes Bild ist durch diesen Schaffensprozess einzigartig und nicht reproduzierbar. Die farbnuancierten Flächen, die im Betrachter unzählige Assoziationen provozieren, verkörpern Abstraktion in ihrer äußersten Form. Ohne Erzählung oder Anspielung handelt es sich um reine visuelle Erfahrung. Marioni beschäftigt sich mit dem Ungreifbaren, dem Vergänglichen und dem Unaussprechlichen, angesichts der dürftigen Realität im Material der Farbe. Er definiert Malerei als Bild einer gemalten Farbe, wobei der Akt des Malens die realen Bestandteile wie Farbe, Leinwand und Keilrahmen zueinander in Beziehung setzt und ihnen in einem künstlerischen Umwandlungsprozess die Qualität eines Bildes verleiht. In dem Maße, in dem Marioni auf innerbildliche Gesetzmäßigkeiten etwa einer Komposition oder einer seriellen Ordnung im weitesten Sinne verzichtet, erhebt er nunmehr die Beziehungen zwischen den Faktoren, die ein Bild ausmachen, selbst zum Thema, wobei auch dem Anteil der technisch bedingten Elemente Rechnung getragen wird. Die Bilder verlangen direkt, von Angesicht zu Angesicht und über einen längeren Zeitraum betrachtet zu werden, idealerweise bei Tageslicht mit all seinen Variablen. Während sich unsere Augen den feinen Verschiebungen der Farbwand anpassen, werden uns die darunterliegenden Schichten bewusst, die manchmal an den Kanten der Leinwand sichtbar sind. Diese verwandten oder gelegentlich kontrastierenden Farben dienen dazu, den dominanten Farbton zu erwärmen, zu kühlen oder anderweitig zu modifizieren. [CE]



954
Joseph Marioni
White Painting, 1992.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 37.500

(inkl. Käuferaufgeld)