Auktion: 468 / Klassische Moderne I am 09.06.2018 in München Lot 686

 

686
Koloman Moser
Blick auf die Rax von der Villa Mautner v. Markhof im Abendlicht, Um 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 218.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Blick auf die Rax von der Villa Mautner v. Markhof im Abendlicht. Um 1913.
Öl auf Leinwand , original auf Malkarton kaschiert.
Pichler 108. Verso mit dem Nachlassstempel. 36 x 48,9 cm (14,1 x 19,2 in).
Verso mit dem Etikett der Malmittelhandlung Alois Ebeseder, Wien.
Eine weitere Ansicht der schroffen Rax-Formation, ebenfalls aus dem Jahr 1913 und vom identischen Standpunkt in blau-violetter Farbigkeit gesehen, befindet sich in der bedeutenden Sammlung des Leopold Museums in Wien (vgl. Pichler 115).

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (Editha Hauska, Witwe nach Koloman Moser, Karl und Dietrich Moser, Wien).
Dr. Erich Pressburger, Wien/San Francisco (nach 1920 in Wien erworben; seit 1938 in den USA).
Evelyn R. Press, San Francisco.
Christie`s, London, Impressionist and Modern Art Day Sale, 3. Februar 2004, Nr. 176, mit Abb. (dort aus dem Nachlass der Vorgenannten angeboten).
Privatsammlung Schweiz (direkt in der vorgenannten Auktion erworben).

AUSSTELLUNG: Kolo Moser Nachlass-Ausstellung, Ausstellung des gesamten künstlerischen Nachlasses, Kunstverlag Wolfrum, Wien 1920, Kat. Nr. 242, ohne Abb. (verso mit der handschriftlichen Nummer; dort unter den Angaben "Raxlandschaft, Öl auf Pappe, 50 x 37 cm" verzeichnet).

Die Einflüsse des Wiener Jugendstils auf die Entwicklung der österreichischen und internationalen Kunst sind beachtlich. Seine Protagonisten, zu denen Koloman Moser zählt, hatten eine allumfassende neue Gestaltung der Dinge im Sinn. Dazu gehörte auch eine veränderte Sehweise in der Malerei, die in Abkehr vom perfektionierten Realismus des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts den Bildinhalten einen neuen, symbolträchtigen Ausdruck verleihen sollte. Die Malerei der Zeit, auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, schuf in der ornamenthaften Vereinfachung der Form, eine neue, stärker zweidimensionale Sicht der Dinge. Auch die Entdeckung des Lichtes in der Malerei, besonders in der Landschaft, die bereits im achtzehnten Jahrhundert mit Claude Lorrain einen besonderen Höhepunkt erreicht hatte und die im neunzehnten Jahrhundert durch Turner und Delacroix weitergeführt wurde, ist in ihrem Stellenwert in der Malerei des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts von grundlegender Bedeutung. Das magische Licht, das auch in unserer leuchtenden Berglandschaft zum eigentlichen Träger des Bildinhaltes wird, war auch den Zeitgenossen von Koloman Moser ein besonderes Anliegen. Auch Ferdinand Hodler, den Koloman Moser im April 1913 in Genf besucht, hat seine schweizer Berge in diesem Sinne gesehen und gemalt und so seinen Werken einen mystisch-symbolistischen Ausdruck mitgegeben. Das Treffen mit Hodler, das Mosers intensivem Interesse an der künstlerischen Auseinandersetzung mit Farbproblemen geschuldet war, hat den entscheidenden Wendepunkt in Mosers Malerei im Jahr 1913 sicherlich maßgeblich beeinflusst. Mosers Notizbucheintragungen zeugen von seiner teils bewundernden aber zugleich auch kritischen Auseinandersetzung mit dem malerischen Schaffen des Künstlerkollegen. Am deutlichsten zeigt sich die kritische Auseinandersetzung Mosers mit Hodlers Œuvre am Beispiel des Hodlerschen Begriffs des "Parallelismus", der parataktischen Wiederholung von Formen und Farben, welche vor allem Hodlers figurale Kompositionen oftmals zeigen, und so hält Moser 1913 unter anderem in seinem Notizbuch fest: "So gern ich Hodler hab -, der Parallelismus könnt ihn mir verleiden [..]" (zit. nach Pichler, S. 17). Die sanften Farbmodulationen seiner Werke und die strenge, graphische Ordnung der Konturen üben jedoch - wie unsere leuchtend blaue Bergformation belegt - deutlichen Einfluss auf den neuen, hinsichtlich gesteigerter Farbwirkung und reduzierten Binnenkonturen progressiven Stil Koloman Mosers aus. Ein weiterer, in dieser entscheidenden Werkphase wenig später entstandener Blick auf die Rax-Landschaft, den Moser in gleichem Format und entsprechender Farbigkeit festgehalten hat, befindet sich heute in der bedeutenden Sammlung des Leopold Museums in Wien. In der vorliegenden, im Abendlicht glühenden Bergkulisse wird das Unerklärlich-Erhabene visualisiert und mittels Farbe und Form in eine Sphäre gehoben, die weit entfernt von einer rein realistischen Sehweise ist. Die schroffe Bergkulisse der Rax-Landschaft in den Ostalpen, wie sie Koloman Moser gesehen hat, ist somit in besonderer Hinsicht interessant, als eine Landschaftstudie, überhöht von magischer Farbwirkung, die in ihrer Aussage symbolhaft, aber zugleich auch real gesehen wird. [KD/JS]



686
Koloman Moser
Blick auf die Rax von der Villa Mautner v. Markhof im Abendlicht, Um 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 218.750

(inkl. Käuferaufgeld)