Auktion: 487 / Klassische Moderne II am 08.06.2019 in München Lot 785

 

785
Emil Nolde
Hagerer Männerkopf mit hellbraunem Haar, 1914/ 1915.
Lithografie, teils mit verdünnter Tempera übera...
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 15.625

(inkl. Käuferaufgeld)
Hagerer Männerkopf mit hellbraunem Haar. 1914/ 1915.
Lithografie, teils mit verdünnter Tempera überarbeitet.
Rechts unten signiert. Unikat. Auf feinem bläulichem Velin. 50,7 x 39 cm (19,9 x 15,3 in), Blattgröße.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Klockries, vom 8. Mai 2019. Die Arbeit ist im dortigen Archiv unter der Nummer "Nolde G - 131/2019" verzeichnet.

PROVENIENZ: Privatsamlung Norddeutschland.

Im dritten Band seiner Autobiografie "Welt und Heimat" (4. Auflage, Köln 2002, S. 90 f.) berichtet Emil Nolde über seine Südsee-Reise nach Deutsch-Neu-Guinea und über seinen mehrmonatigen Aufenthalt 1913/1914 in der Inselwelt des Bismarck-Archipels. Er erwähnt eine besondere Begegnung mit einem skurrilen deutschen Auswanderer und Sonnenverehrer auf einer kleinen Insel, der eine Kokos-Plantage betrieb und seiner persönlichen Lebensphilosophie folgte: "Auf einer kleinen Insel trafen wir einen älteren Mann, einen jener Schwärmer, welche auf einer Südseeinsel das Paradies auf Erden suchten. Er ging nackt wie die Eingeborenen, hatte nur den vorgeschriebenen roten Lavalap an; sein Kopfhaar war lang und gelbgebleicht, sein Körper braun gebrannt und in seinem Holzhaus war eine große Bibliothek. Er lebte von Kokosnüssen und Süßkartoffeln und philosophierte, in seiner Art. 'Sie haben wohl schon viel von mir gehört?' sagte er bei unserer Begegnung. Wir hatten gar nichts von ihm gehört. (..) Es blieb uns von diesem Mann ein unangenehmer Eindruck. Manche Hunderte ähnliche Paradiesschwärmer und Existenzen sollen auf den vielen kleinen Südseeinseln umhergeirrt und manche damals noch da gewesen sein." Verschiedene Auskünfte wie etwa auf die "Hüttenbibliothek" weisen zweifelsfrei darauf hin, dass es sich bei der Begegnung um August Engelhardt gehandelt hat, der sich nicht weit von dem Haupt- und Verwaltungsort Rabaul und der Hospitalanlage Herbertshöhe auf der kleinen Insel Kabakon im Bismarck-Archipel niedergelassen hatte. Nach den Eindrücken dieser Begegnung entstand die hier angebotene Arbeit, die August Engelhardt zeigt. Er ist der einzig bekannte Abzug dieses Motivs und hat auch aufgrund der Überarbeitung Unikatcharakter. [SM]



785
Emil Nolde
Hagerer Männerkopf mit hellbraunem Haar, 1914/ 1915.
Lithografie, teils mit verdünnter Tempera übera...
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 15.625

(inkl. Käuferaufgeld)