Auktion: 477 / Klassiker des 20. Jahrhunderts II am 07.12.2018 in München Lot 412

 

412
Otto Modersohn
Dreebeen mit Mädchen, 1902.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 21.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Dreebeen mit Mädchen. 1902.
Öl auf Malpappe.
Links unten datiert "VI.02". 38,5 x 55 cm (15,1 x 21,6 in).
Verso mit einer handschriftlichen Notiz von Mathilde Modersohn vom Januar 1949, in der sie das Werk fälschlicherweise dem Schaffen Paula Modersohn-Beckers zuordnet. Jedoch existiert noch eine ähnliche, signierte Darstellung Otto Modersohns, "Die alte Dreebeen" aus demselben Jahr (Privatsammlung Bremen, vgl. Otto Modersohn. Monographie einer Landschaft, Ausst.-Kat. Otto-Modersohn-Nachlass-Museum Fischerhude, Hamburg 1978, S. 191) mit veränderter Landschaft und ohne das hier dargestellte, mit Dreebeen interagierende kleine Mädchen. [CH].

Mit einer Fotoexpertise von Rainer Noeres, Otto-Modersohn-Museum, Fischerhude, vom 15. Oktober 2008.

PROVENIENZ: Mathilde Modersohn, Bremen.
Johanna Ahlers, Hamburg.
Otto-Modersohn-Museum, Fischerhude.
Galerie Neher, Essen (verso mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung Süddeutschland (2009 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Klassische Moderne, Galerie Neher, Essen 25.1.-9.5.2009, S. 16f. (mit Farbabb.).

"Paulas u. mein Geschmack, künstl. Art u. Weise sind sehr nahe verwandt. Wir lieben beide das primitive u. intime, d. merkwürdige u. besondere. [..] Paula hat mich wieder zu meiner Art geführt."
Otto Modersohn in einem Tagebucheintrag, 1902, zit. nach: Antje Modersohn (Hrsg.), Der Briefwechsel, Berlin 2017, S. 173.

Eine sommerliche Reise durch Norddeutschland zusammen mit Fritz Mackensen im Jahr 1888 beflügelt Modersohn zu einer Reihe kleiner Bilder, die einen ersten Höhepunkt seiner frühen Entwicklungsphase darstellen. 1889 reisen die beiden Malerfreunde erstmals nach Worpswede und gelangen zu der übereinstimmenden Entscheidung, ganz dort bleiben zu wollen. 1897 kommt die 21-jährige Paula Becker in die norddeutsche Künstlerkolonie, um Schülerin bei Mackensen zu werden. Nachdem Modersohns erste Ehefrau 1900 nach langer Krankheit stirbt, heiratet er 1901 Paula Becker. In ländlicher Umgebung widmen sich beide dem Studium der Natur und der sie umgebenden ländlichen Bevölkerung. Das gemeinsame Leben und künstlerische Arbeiten mit seiner Ehefrau führt bei Otto Modersohn zu neuem energiegeladenen, kreativen Tatendrang. Im Worpsweder Umland arbeitet das Künstlerehepaar häufig gemeinsam an Skizzen und Studien mit ähnlichen, naiv-ländlichen Motiven. 1902, in dem Entstehungsjahr des hier angebotenen Werkes, schreibt Paula Modersohn-Becker über diese enge Zusammenarbeit mit Otto Modersohn und über das hier gezeigte Motiv, das auch in ihren eigenen Arbeiten Verwendung findet: "[..] in dieser Sommerzeit, wo wir des Tags viel herummalern. Sogar nach dem Abendbrot stürzen wir uns noch selbander hinüber ins Armenhaus und malen Farbenstudien von der Kuh, der Ziege, der dreibeinigen Alten und all den Armenkindern [..]" (Paula Modersohn-Becker in einem Brief an ihre Mutter, 27. Juni 1902, zit. nach: Ausst.-Kat. Otto Modersohn. Monographie einer Landschaft, Hamburg 1978, S. 191). [CH]



412
Otto Modersohn
Dreebeen mit Mädchen, 1902.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 21.250

(inkl. Käuferaufgeld)