Auktion: 488 / Kunst nach 1945 / Zeitgenössische Kunst II am 08.06.2019 in München Lot 671

 

671
Stephan Balkenhol
Ohne Titel, 1998.
Ebenholz
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 31.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1998.
Ebenholz.
45,5 x 27 x 22 cm (17,9 x 10,6 x 8,6 in).

Seltenes Material
Charakteristische Holzarbeit von hohem Wiedererkennungswert
Hohes Assoziationspotential für den Betrachter durch Körperhaltung der Figur
.

PROVENIENZ: Galerie Ropac, Salzburg.
Privatsammlung Österreich.

"Zum einen ist die menschliche Figur der Anlaß, das Thema, das ich mir stelle, mit dem ich mich auseinandersetze, das ich studiere und das mir auch einen gewissen Widerstand bietet; ich mag gerne diese Art von Herausforderung [.] Dann geht es auch darum, ein Bild zu schaffen, also zu versuchen, ein Bild zu hauen, etwas darzustellen und zu sehen, inwieweit eine Bildsprache funktioniert. Was ich mir [.] von meinen Skulpturen wünsche, ist, daß sie der Anlaß sind oder der Ausgangspunkt für alles andere. Es ist dann nicht nur die Figur, die wichtig ist, wenn man sie in einem Raum sieht und erlebt, sondern davon ausgehend, kann sie alles mögliche transportieren. [.], Stimmungen, Gefühle, Ideen."
Stephan Balkenhol, zit. nach: Dirk Teuber, in: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, München 1995, S. 2.

Seit etwa 1982 bestimmen die unmittelbar aus dem Holzblock herausgeschlagene, meist überlebensgroße menschliche Figur und der Kopf das Schaffen Stephan Balkenhols. Mit traditionellem Werkzeug bearbeitet der Künstler das Holz, seltener Stein oder Zementguss, das er als lebendige Substanz empfindet. Damit verbindet ihn vor allem das Gespür für den formalen Eigenwert des bildnerischen Materials. "Werkzeugspuren werden nicht getilgt, Riefen, Splitterungen, Schnittstellen, Spaltungen und Spänungen der kurzen formsuchenden Beitelschläge bleiben erhalten. Die Figur, der Kopf, das Gesicht werden umschrieben, auf eine gewisse Naturnähe bedacht, ohne pedantischer Genauigkeit zu verfallen.” (zit. nach: Dirk Teuber, Skulptur und Werkidee bei Stephan Balkenhol, in: Ausst.-Kat. Stefan Balkenhol, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 28.10.-3.12. 1989, Baden-Baden 1989, S. 8). Ohne jegliches Kennzeichen von subjektiver Befindlichkeit und Emotion und frei von soziologischen und sozialkritischen Bezügen wirken die Figuren autonom und allein aus ihrer Präsenz, deren verallgemeinernde Unbestimmbarkeit ein existenzielles Lebensgefühl des postmodernen Menschen verdeutlicht. So unbewegt und alltäglich die Skulpturen Stephan Balkenhols auf den ersten Blick auch sein mögen, so sind sie doch nie ausdrucks- oder bedeutungslos. Untergründig schwingt bei ihnen stets ein Ausdruck von Ruhe und In-sich-gekehrt-Sein mit, ohne das definitive Emotionen an die Oberfläche treten. Gleichzeitig stehen sie ganz für sich und ihre reine Gegenständlichkeit, sie symbolisieren nichts, sie bilden keinen Typus und schon gar keine bestimmte Person ab. Sie sind Andeutungen der menschlichen Körperformen, stets roh und mit den Spuren des Gestaltungsprozesses belassen. Und gerade durch ihre Sprödigkeit und Zurückgenommenheit erzeugen sie eine erzählerische Spannung, spornen die Fantasie und das Beobachtungsvermögen des Betrachters an. [SM/KK]



671
Stephan Balkenhol
Ohne Titel, 1998.
Ebenholz
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 31.250

(inkl. Käuferaufgeld)