Auktion: 494 / Klassische Moderne am 07.12.2019 in München Lot 528

 

528
Lyonel Feininger
Wharf, 1946.
Aquarell und Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Wharf. 1946.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Links unten signiert sowie rechts unten datiert. Auf feinem, chamoisfarbenem Bütten. 19,2 x 29,1 cm (7,5 x 11,4 in), Blattgröße. [CH].

Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project LLC, New York/Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer 1589-04-09-19 registriert ist, bestätigt.

PROVENIENZ: Buchholz Gallery Curt Valentin, New York (verso auf der Rahmenrückwand mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung USA (vom Vorgenannten erworben).

Die 1940er Jahre sind für Lyonel Feininger und sein künstlerisches Schaffen eine besonders bezeichnende Phase. 1944 findet eine große Werkschau im Museum of Modern Art in New York statt, durch die seine Werke in seiner Heimat USA große Bekanntheit erlangen und die Feininger zu seinem künstlerischen Durchbruch verhilft. 1946, dem Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit, zeigt zudem auch die Londoner Tate Gallery einige seiner Arbeiten als Teil der Ausstellung "American Painting. From the Eighteenth Century to the Present Day". Obwohl er seinem charakteristischen linear-grafischen Stil die Treue hält, verändert sich sein Schaffen in dieser Zeit. Leuchtend-kräftige Farben finden Eingang in die späten Arbeiten und Feininger spricht der Farbe erstmals ein regelrechtes Eigenleben zu. Dieses Prinzip verfolgt er zunächst einmal in seinen Aquarellen, bevor er es auch in den Gemälden dieser Zeit anwendet. Auch in der hier angebotenen Arbeit füllt die flächig und ungemischt aufgetragene Farbe die Zwischenräume der grafischen Liniennetze und erhöht die Unwirklichkeit der maritimen Szene, ihren Grad der Abstraktion. Zudem erscheinen die vom Künstler gezogenen grafischen Linien nun zunehmend freigelegt, sind deutlich alleingestellter als in den Werken der Jahre zuvor. Trotzdem gelingt es Feininger, mit einem Netz aus diesen einzelnen feinen Strichen eine komplexe Komposition mit zudem sehr reizvoller Perspektive zu kreieren. Nicht nur die Architektur des Werftgeländes, sondern auch die anlegenden Schiffe mit ihrer Takelage und eine belebende Staffage im Vordergrund entstehen aus einfachen, grafischen Federstrichen. Die sich zum Teil gegenseitig durchbrechenden, diagonal angelegten Linien leiten den Blick in die Tiefe, wo ein Dreimaster mit Krähennästern oberhalb des ganzen Geschehens und damit in größerer Entfernung zum Hafenbecken thront. So zeigt die hier angebotene aquarellierte Zeichnung Feiningers meisterhaftes Spiel zwischen Linie und Fläche, Form und Farbe und zwischen gegenständlicher und abstrahierter Wiedergabe seiner ihn umgebenden Wirklichkeit. [CH]



528
Lyonel Feininger
Wharf, 1946.
Aquarell und Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)