Auktion: 500 / Evening Sale am 17.07.2020 in München Lot 259

 

259
Günther Uecker
Ohne Titel, 1990.
Nägel, weiße Farbe, auf Leinwand, auf Holz
Schätzung:
€ 400.000
Ergebnis:
€ 575.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1990.
Nägel, weiße Farbe, auf Leinwand, auf Holz.
Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert, datiert und mit Richtungspfeil. 120 x 120 x 8 cm (47,2 x 47,2 x 3,1 in).

• Seltene, ausgesprochen zarte, poetische Komposition.
• Trotz des beeindruckenden Formates eine Arbeit von großer Leichtigkeit.
• Seit 30 Jahren in privater Hand.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
.

Mit einem Zertifikat des Künstlers von 2012
Dieses Werk ist im Uecker Archiv registriert unter der Nummer GU.90.038 und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das Uecker Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland (direkt vom Künstler).

"Die Kunst von Günther Uecker kommt aus unmittelbarem Erleben. Sie speist sich aus wacher Zeitgenossenschaft, aus Anteilnahme, aus Mitmachen, Mitlaufen, Mitvollziehen."
Friedhelm Menekkes, zit. nach: Günther Uecker. Zwanzig Kapitel, 2005, S. 31.

Günther Uecker gehört zweifelsohne zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit und Gegenwart. Die Faszination für sein Werk ist ungebrochen, was die anhaltenden Rekordergebnisse bei internationalen Auktionen ebenso belegen wie die dichte Ausstellungshistorie des Künstlers. Das hier angebotene Werk ohne Titel war seit Entstehung in einer deutschen Privatsammlung eines Sammlers, der wie Günther Uecker selbst Künstler ist. Nach 30 Jahren ist es nun erstmals wieder öffentlich zu sehen. Besonders auffällig ist die lichte und leichte Komposition des Werkes, welches im spannungsreichen Gegensatz zu den kraftvollen dichten Nagelfeldern der 1980er und 1990er Jahre steht. Das Nagelgefüge konzentriert sich auf den oberen Bildrand und läuft sanft nach unten aus. Oft ist der Malerei nur eine Nebenrolle in den imposanten Nagelfedern zugedacht, sie ist unterstützender Untergrund der teils sehr dichten Nagelreihen. In diesem Nagelbild lässt Uecker der Malerei bemerkenswert viel Raum. Mit seinen Fingern bringt Uecker kleine weiße Wirbel auf die Leinwand, die über die Oberfläche tanzen und die beschwingte Leichtigkeit der Komposition unterstreichen. Das Werk ist von poetischer Zartheit ebenso wie von explosiver Kraft. Der weiße Bildraum mit seinen sanften Wirbeln ist ebenso präsent wie die zerberstende Nagelblume, die gleich einer Feuerwerksrakete am Himmel eruptiert. Ueckers Arbeiten sind immer Spiegel und Kommunikationsmittel für seine Erfahrungen und Empfindungen. Er ist ein steter Kommentator der Geschehnisse in der Welt, er lebt in der Gegenwart und nimmt aktiv an seiner Zeit teil. Das Entstehungsjahr des Werkes markiert auch einen wichtigen Meilenstein in der deutschen Geschichte, es ist eine Zeit des Umbruchs und der Öffnung. Das Jahr 1990 ist für den aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Künstler, der tief mit seiner Heimat verwurzelt ist, sicherlich auch ein persönlicher Einschnitt und der nach seiner Ausreise 1955 erste Besuch in Wustrow ein sehr bewegender Moment. Seither verbringt er dort jedes Jahr einige Zeit, in der Landschaft seiner Kindheit. Diese Euphorie und Emotionalität der bewegten Zeit der Wiedervereinigung atmet auch das hier angebotene Werk. [SM]



259
Günther Uecker
Ohne Titel, 1990.
Nägel, weiße Farbe, auf Leinwand, auf Holz
Schätzung:
€ 400.000
Ergebnis:
€ 575.000

(inkl. Käuferaufgeld)