Auktion: 502 / Klassische Moderne II am 18.07.2020 in München Lot 374

 

374
Emil Nolde
Sonnenaufgang über Hof Seebüll, Um 1930/ 1935.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Sonnenaufgang über Hof Seebüll. Um 1930/ 1935.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 34 x 45 cm (13,3 x 17,7 in), blattgroß. [SM].

• Stimmungsgeladenes Werk seiner geliebten Heimatlandschaft
• Charakteristisches Motiv des Künstlers in der typischen atmosphärischen Dichte
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Klockries, vom 11. Juni 2020. Die Arbeit ist im dortigen Archiv unter der Nummer "Nolde A - 174/2020" verzeichnet.

PROVENIENZ: Galerie Vömel, Düsseldorf (1957).
Privatsammlung (beim Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Süddeutschland (durch Erbschaft vom Vorgenannten).

"Unsere Landschaft ist bescheiden, allem Berauschenden, Üppigen fern, das wissen wir, aber sie gibt dem intimen Beobachter für seine Liebe zu ihr unendlich viel an stiller, inniger Schönheit, an herber Größe und auch an stürmisch wildem Leben."
Emil Nolde, Reisen, Ächtung, Befreiung. 1919-1946, hrsg. von der Nolde Stiftung Seebüll, Köln 2002, Bd. IV, S. 9.

In Seebüll findet Nolde die Landschaft, welche die Erfüllung seiner Sehnsucht verspricht, die zu den Grunderlebnissen des deutschen Expressionismus gehört, das Sehnen nach der Verschmelzung von Ich und Kosmos, das Streben nach den „Urzuständen“ des menschlichen Lebens. Wer die Landschaft um Seebüll kennt, der findet sie in Noldes Bildern wieder. Seine Farben gibt es hier wirklich: mit dem hohen, ereignisreichen Himmelsgewölbe, wo Wasser, Land und Licht sich immer wieder neu zu einer grandiosen Einheit finden, mit den mächtigen Wolkengebilden und den glühenden Farborgien der Sonnenauf- und -untergänge. Dies ist Nolde stets ein unmittelbares Erlebnis. Das Licht verwandelt, wie bei unserem Sonnenaufgang, alles in ein unwirkliches Farbenmeer. Die Technik der Aquarellmalerei in freier und materialgerechter Handhabe, das bildnerische Verfahren des nassen, fließenden Auftrags der kräftigen unvermischten Farben und die dadurch bedingte Erfordernis eines zügigen Arbeitens kam Noldes künstlerischem Temperament, seinem Streben nach Spontaneität und unmittelbarer Ausdrucksweise besonders entgegen. Er suchte den seiner Ansicht nach hemmenden Verstand im Schaffensvorgang möglichst auszuschalten und allein seiner Intuition zu folgen. "Der Maler braucht nicht viel zu wissen", war er überzeugt; "schön ist es, wenn er unter instinktiver Führung so zielsicher malen kann, wie er atmet, wie er geht." (Emil Nolde, Jahre der Kämpfe. 1902-1914, hrsg. Von der Nolde Stiftung Seebüll, Köln 2002, Bd. IV, S. 90). Dabei ist er stets bestrebt, das Unwägbare des Zufalls im Arbeitsprozess als gestalterisches Element mitwirken zu lassen und produziert somit eine greifbare, atmosphärische Dichte für den Betrachter, der ein Gefühl des unmittelbaren Erlebens erfährt. [KK]



374
Emil Nolde
Sonnenaufgang über Hof Seebüll, Um 1930/ 1935.
Aquarell
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)