Auktion: 519 / Kunst nach 1945 / Zeitg. Kunst II am 19.06.2021 in München Lot 566

 

566
Jonas Burgert
Adlerkopf, 2005.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Adlerkopf. 2005.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. 110 x 80 x 5 cm (43,3 x 31,4 x 1,9 in).

• Jonas Burgert gilt als Meister der neuen Figuration und als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands.
• Das frühe Gemälde "Adlerkopf" ist ein wunderbares Beispiel für Burgerts virtuosen Umgang mit historischen Bildzitaten.
• "Adlerkopf" zeigt Burgerts hoch überlegte Arbeitsweise, die jedes motivische Detail komplett durchkonzipiert und malerische Spontanität kategorisch ausschließt.
• Bugerts Gemälde sind komplexe Bildrätsel, die häufig existentielle Fragestellungen thematisieren und damit gemalter Philosophie gleichen.
• "Adlerkopf" ist im Jahr von Burgerts künsterlischem Durchbruch im Kontext der Ausstellung "Geschichtenerzähler" (2005) in der Hamburger Kunsthalle entstanden.
• Heute befinden sich Bugerts Gemälde unter anderem in der Sammlung der Londoner Saatchi Gallery, in der Hamburger Kunsthalle oder der Sammlung Sander in Berlin
.

Wir danken dem Atelier Jonas Burgert, Berlin, für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hannover.
Privatsammlung Süddeutschland (2011 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Gift - Jonas Burgert, Ausst.-Kat. Düsseldorf 2008, S. 7 (mit Abb.).

"Wenn ich ins Atelier komme, sitze ich dort zwei Stunden herum, bevor ich überhaupt anfange zu arbeiten. Die ganzen normalen Wertigkeiten des Lebens muss man eigentlich weglassen und in die Empfindlichkeit gehen. Also man muss einen großen Aufwand betreiben, um wirklich empfindlich sein zu können."
Jonas Burgert, zit. nach: deutschlandfunkkultur.de, 18.4.2018.

Seit der Ausstellung "Geschichtenerzähler" in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle im Jahr 2005 gehört der Berliner Jonas Burgert zu den absoluten Shootingstars der internationalen Kunstszene. Einst als Nachfolger von Neo Rauch und Daniel Richter gehandelt, gilt er inzwischen längst als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. Burgert verwebt in seinen magischen Bildfindungen immer wieder Zitate aus der ägyptischen, antiken und mittelalterlichen Kunst mit Neuem, Rätselhaftem und Groteskem. International wird er spätestens seit seiner Entdeckung durch den erfolgreichen Mäzen und Kunsthändler Charles Saatchi als Meister einer neuen deutschen Figuration gefeiert. Seine Arbeiten werden auf internationalen Messen hoch gehandelt und befinden sich heute in bedeutenden internationalen Sammlungen, u. a. der Hamburger Kunsthalle, der Saatchi Collection, London, der Olbricht Collection, Essen/Berlin, und der Vicki und Kent Logan Collection, Denver. Burgerts virtuos gemalte Schöpfungen sind Rätsel, die von nahen und fremden Kulturen handeln, von Vertrautem und Unbekanntem, und häufig auch von Leben und Tod. "Adlerkopf" ist im für Burgerts Karriere entscheidenden Jahr seines künstlerischen Durchbruchs entstanden. 2005 zehrt der Künster motivisch noch von seinem Ägypten-Aufenhalt, den er sich einige Jahre zuvor über ein Reisestipendium und den Nachwuchsförderpreis der UdK Berlin finanziert hat und der fortan wie alles Gesehene im enormen Bild- und Zitatgedächtnis des Malers konserviert ist. Schön zeigt sich in "Adlerkopf" Burgerts hoch überlegte Arbeitsweise, die jegliche malerische Spontanität kategorisch ausschließt. Lange dauert es vor jedem seiner bis ins kleinste Detail motivisch durchdachten Gemälde, bis er schließlich zum Pinsel greift und diese fertige geistige Komposition in absoluter technischer Perfektion in Malerei überführt. Da verwundert es nicht, dass Burgert den Weg zur Malerei über den Umweg eines Philosophiestudiums gefunden hat, der aber im Rückblick alles andere als ein Umweg war, sondern die besondere Stärke seiner Arbeiten ausmacht, die gemalter Philosophie gleichen: "Ich bin zu den Philosophen gegangen, habe mir das angeschaut, bin dann noch zu den Psychologen gegangen, weil ich das auch hochinteressant fand, und habe dann aber gemerkt, dass ich eigentlich ein ganz anderes Medium brauche. Ich ging dann immer nach Hause und dachte: Eigentlich müsste man das jetzt irgendwie malen können [..] Irgendwann habe ich aber gemerkt, das ist das Medium. Mir fehlt das Visuelle. Ich muss es sehen." (zit. nach: deutschlandfunkkultur.de, 18.4.2018).
Seine Bilder gleichen Rätseln, die entschlüsselt werden wollen, aber folgen anders als die Kunst des Mittelalters keiner festen Ikonografie. Was will uns also der Adler im Kokon mit Krummstab und Wedel, den Insignien pharaonischer Macht, sagen? Ein Gedanke zu den Autoritäten menschlichen Daseins? Eine visuelle Neuschöpfung, welche die Insignien der ägyptischen Könige mit dem Adlerkopf, dem Symbol der ägyptischen Götter, zu einem zwischen weltlicher und göttlicher Macht changierenden Zwitterwesen verschmilzt. Burgert gelingt in "Adlerkopf" durch den virtuosen Umgang mit historischen Bildzitaten auf vollkommen neuartige Weise die Konfrontation des modernen Menschen mit den seit jeher existenziellen Fragen nach Urspung, Sinn und Grenzen der menschlichen Existenz. [JS]



566
Jonas Burgert
Adlerkopf, 2005.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)