Auktion: 514 / Evening Sale am 11.12.2020 in München Lot 251

 

251
Stephan Balkenhol
Mann mit blauem Hemd, 2003.
Holzskulptur. Wawaholz, teils farbig gefasst
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 67.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Mann mit blauem Hemd. 2003.
Holzskulptur. Wawaholz, teils farbig gefasst.
240 x 60 x 40 cm (94,4 x 23,6 x 15,7 in).

• Keinem anderen zeitgenössischen Bildhauer ist es gelungen, so unverwechselbare plastische Werke zu schaffen.
• Unikat von hohem Wiedererkennungswert.
• Das Lehmbruck Museum in Duisburg zeigt vom 22. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021 eine umfangreiche Werkschau des Künstlers
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Bilder der Seele. Kunst nach 1945, Sammlung Serviceplan, 2015, S. 395.

"Ich glaube [..], daß im Grunde jede Darstellung einer menschlichen Figur allein deshalb existenzialistischer Natur ist, weil sie die Frage aufwirft, wer ich bin, was ich hier auf Erden tue, wie ich sehe, denke und fühle."

Stephan Balkenhol in einem Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks, Kunstforum, Band 144, 1999, Gespräche mit Künstlern, S. 272.

Balkenhols Werk strebt danach, die figurative Skulptur von ihren politischen, religiösen und allegorischen Vereinnahmungen zu lösen und neu zu begründen. Die Suche der deutschen Künstler seit den 1980er Jahren nach neuen Formulierungsmöglichkeiten und Sinngebungen alltäglichen Materials manifestiert sich deutlich auch in Balkenhols Werk, der in der Klasse des streng minimalistisch arbeitenden Künstlers Ulrich Rückriem in Hamburg in der Bildhauerei ausgebildet wird. Seit etwa 1982 bestimmen die unmittelbar aus dem Holzblock herausgeschlagene, oft überlebensgroße menschliche Figur und der Kopf sein Schaffen. Mit traditionellem Werkzeug bearbeitet Balkenhol das Holz, das er als lebendige Substanz versteht. Die Handschrift des Bildhauers und seine körperliche Arbeit bleiben in dem Werk sichtbar. Der Eindruck der scheinbaren Unfertigkeit bleibt ihr immanent und ist genau kalkuliert. Der Archetypus des Mannes mit schwarzer Hose und weißem Hemd macht Balkenhol über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die scheinbare Durchschnittlichkeit seiner Figuren gleicht er durch ungewöhnliche Dimensionen aus: mal sind die Figuren überlebensgroß riesig, mal verkleinert auf viermal so großen Sockeln, damit sie auf Augenhöhe mit dem Betrachter bleiben. Lässig präsentiert sich der junge Mann in der typischen balkenholschen Uniform, Hemd und schwarzer Hose, locker hat er seine Hand am Hosenbund verhakt. Eine Figur aus dem Jetzt, sehr lebendig und aktuell. Über dem Betrachter steht er, sein Sockel ist ein Hocker. Eine ungewöhnliche Erhöhung, meist sind die Sockel noch sehr an die Holzstämme, aus denen sie herausgearbeitet sind, erinnernde Pfeiler oder Säulen. Gerade durch ihre Einfachheit und Sachlichkeit faszinieren uns die Figuren von Stephan Balkenhol. Sie sind uns fremd und vertraut zugleich. Meist stehen seine Figuren einfach so da, tun nichts. Selten ist ihnen ein Gegenstand beigegeben oder sie werfen sich in Pose. Ihre Hauptaufgabe ist es, präsent zu sein, lässig und selbstverständlich. Sie wirken aber auch seltsam entrückt, man kann ihren Blick nicht einfangen, eine Aura des Unantastbaren umfängt sie. Stephan Balkenhol selbst meint: "Meine Skulpturen erzählen keine Geschichten. In ihnen versteckt sich etwas Geheimnisvolles. Es ist nicht meine Aufgabe, es zu enthüllen, sondern die des Zuschauers, es zu entdecken." [SM]



251
Stephan Balkenhol
Mann mit blauem Hemd, 2003.
Holzskulptur. Wawaholz, teils farbig gefasst
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 67.500

(inkl. Käuferaufgeld)