Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 340

 

340
Alexej von Jawlensky
Grosse Meditation (November 1936 Nr. 17), 1936.
Öl auf strukturiertem Papier, auf Karton
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Grosse Meditation (November 1936 Nr. 17). 1936.
Öl auf strukturiertem Papier, auf Karton.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/Jawlensky 2075. Links unten monogrammiert, rechts unten datiert "36". Verso von Lisa Kümmel handschriftlich bezeichnet "A. Jawlensky XI 1936 N.17". 25,4 x 17,3 cm (10 x 6,8 in). Unterlagekarton: 27 x 19 cm (10,7 x 7,5 in).

• Wunderbar mystische, große "Meditation" in meisterlich ausgewogener Farbgebung.
• In den "Meditationen" hat Jawlensky den Höhepunkt seiner malerischen Abstraktion erreicht.
• Die "Meditationen" sind die letzte, in großer Zurückgezogenheit geschaffene Werkreihe Jawlenskys.
• Aus dem Bestand von Emmy "Galka" Scheyer, Hollywood, die dieses und andere Gemälde direkt von Jawlensky übernommen hat und damit Jawlenskys Bekanntheit in den USA begründet.
• Umfassend dokumentierte Provenienzhistorie und bereits seit den 1960er Jahren Teil einer bedeutenden Privatsammlung
.

PROVENIENZ: Galka Scheyer, Hollywood, Kalifornien/USA (1939, aus dem Atelier des Künstlers).
Frank Perls Gallery, Beverly Hills, Kalifornien/USA (verso mit dem zweifachen Etikett).
Amalia de Schulthess, Kalifornien/USA (verso mit dem Etikett, bis 1967, Parke-Bernet Galleries, New York, 9.11.1967).
Gimpel & Hanover, Zürich (1967 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung (1967 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: The High Museum of Art, Atlanta, Georgia/USA (1987 als Leihgabe aus Privatbesitz, verso mit dem Etikett).
Abstraction, The Bermuda National Gallery, Hamilton, Bermuda, 24.6.-15.9.1995 (auf dem Rahmen mit dem Etikett).

LITERATUR: Parke-Bernet Galleries, New York, Auktion 2613, 9.11.1967, Kat.-Nr. 156.
Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Köpfe - Gesichte - Meditationen, Hanau 1970, Kat.-Nr. 1010, ohne Abb.
"Jawlenskys Abstraktion hat in den Meditationen ihre konsequenteste Ausprägung gefunden. Selbst der einzelne Pinselstrich ist nun zur eigenständigen und für sich selbst sprechenden Form geworden."
Ewald Rathke, Alexej Jawlensky, Frankfurt a. M. 1967.

Den Entstehungskontext seiner bedeutenden, in den letzten Lebensjahren geschaffenen Werkreihe der "Meditationen", die wie eine komprimierte Essenz seines gesamten malerischen Schaffens erscheinen, hat Alexej von Jawlensky folgendermaßen beschrieben: "Ich habe keine äußeren Erlebnisse, und darum male ich nur, was in meiner Seele ist, was tief in mir liegt, wie eine Meditation in sich konzentriert, und meine Sprache ist Farbe. [..] Die Farben sind so geheimnisvoll, so tief [..]" (Alexej von Jawlensky, zit. nach: Clemens Weiler, Alexej Jawlensky, Hanau 1970, Zitat zu Tafel 28). Bereits Ende der 1920er Jahre werden bei dem früheren Mitglied der Künstlergruppe des "Blauen Reiters" erste Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis diagnostiziert, die sich im Laufe der 1930er Jahre verstärkt. Da Jawlensky als führender Vertreter des deutschen Expressionismus zudem ab 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Kulturpolitik mit einem Ausstellungsverbot belegt ist, lebt der Künstler fortan zurückgezogen in seiner Wiesbadener Wohnung. Bevor das starke Fortschreiten seiner Erkrankung Jawlensky schließlich 1938 sogar zwingt, die Malerei gänzlich aufzugeben, entsteht dort die berühmte Werkreihe der "Meditationen" als ein letztes kraftvolles Aufbäumen des nicht enden wollenden künstlerischen Schaffensdrangs gegen die physischen Fesseln des irdischen Daseins. Jawlensky hat in den "Meditationen" das wohl komprimierteste malerische Zeichen des menschlichen Antlitzes hinterlassen, ein kunsthistorisch bedeutender Höhepunkt seines Schaffens. Noch heute verblüfft Jawlenskys malerische Radikalität und Souveränität, mit der er die Kopf-Motivik vollkommen entindividualisiert und formal auf ein zeichenhaftes Minimum reduziert ins Format setzt. Der neutrale Gesichtsausdruck des minimalistischen schwarzen Liniengefüges wird meisterlich von einem nahezu abstrakten Farbklang hinterfangen und auf diese Weise zu einer Art mystischem Stimmungsbild gesteigert. Sowohl der rauschhaft-meditative Schaffensprozess, der seinen "Meditationen" zugrunde liegt, als auch die emotionale Interaktion zwischen dem höchst individuellen Farbklang und dem Betrachter scheint in kleinem Fomat geradezu Tendenzen der amerikanischen und europäischen Farbfeldmalerei vorwegzunehmen. Und so könnte ein Zitat Mark Rothkos aus dem Jahr 1947 kaum treffender die einzigartige Wirkung beschreiben, die von Jawlenskys zeichenhaft reduzierten Schöpfungen ausgeht: "Ein Bild lebt in Gemeinschaft, indem es sich in den Augen des einfühlsamen Betrachters entfaltet und dadurch in ihm auflebt. Es stirbt, wenn diese Gemeinschaft fehlt. Deshalb ist es ein gewagtes [..] Unterfangen, ein Bild in die Welt zu entsenden." [JS]



340
Alexej von Jawlensky
Grosse Meditation (November 1936 Nr. 17), 1936.
Öl auf strukturiertem Papier, auf Karton
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inkl. Käuferaufgeld)