Auktion: 519 / Kunst nach 1945 / Zeitg. Kunst II am 19.06.2021 in München Lot 415

 

415
Joseph Beuys
Enterprise 18.11.1972, 18:5:16, 1973.
Multiple. Metallbox, SW-Foto, Agfa Synchro Box ...
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Enterprise 18.11.1972, 18:5:16. 1973.
Multiple. Metallbox, SW-Foto, Agfa Synchro Box Kamera, Filz.
Schellmann 72. Unten auf einem in die Kamera eingelegten Papierstreifen signiert und nummeriert. Seitlich auf der Metallbox mit der Editionsplakette. Exemplar aus einer Auflage von 24. 16 x 41 x 31 cm (6,2 x 16,1 x 12,2 in).
Die Fotografie zeigt die Familie Beuys beim Anschauen der Science-Fiction-TV-Serie "Raumschiff Enterprise" am 18.11.1972, aufgenommen von Michael Ruetz. Herausgegeben von der Edition Hundertmark, Berlin. [EH].
• "Jede Edition hat für mich den Charakter eines Kondensationskerns, an dem sich viele Dinge ansetzen können" (Beuys, Dez. 1970, in: WVZ Multiples, S. 15).
• Filz als Isolator schützt die Kameralinse.
• Der Betrachter betrachtet die Betrachter und wird betrachtet – wenn die Box geöffnet ist
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Deutschland (vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: Joseph Beuys: Wo ist Element 3?, Ketterer Kunst, Berlin, 26.3.–22.5.2021.

Die Fotografie von Michael Ruetz zeigt die Familie Beuys beim Anschauen der Science-Fiction-TV-Serie „Raumschiff Enterprise“. Im Entstehungsjahr der Fotografie lebt die Familie am Drakeplatz 4, wo Atelier und Wohnung einen gemeinsamen Arbeits- und Lebensraum bilden. Das Objektiv der im Deckel des Kastens montierten Kamera ist von Beuys mit einem Filz-Taler verschlossen, ähnlich wie der Fernsehapparat in seiner Aktion "Filz-TV", dessen Bildschirm er mit einer Filzplatte abdeckt. Mit diesem Detail reagiert Beuys auf den „mechanischen“ Blick der Kamera und kehrt das nach außen gerichtete Sehen durch den wärmeschützenden Isolator Filz in einen nach innen führenden Blick um. In dem Zinkkasten sind zwei Objekte in der von Beuys oftmals eingesetzten Doppelstrategie von Parallelprozessen montiert, die beide auf unterschiedliche Weise das Sehen thematisieren: das Fernsehen selbst, die von der Kamera und dem Auge des Fotografen gesehene Familie, die wiederum einen Film sieht, der in der Zukunft spielt, und eine handliche Boxkamera, durch die gesehen und Gesehenes eingefangen und dessen Funktion durch Abdeckung des Objektivs verändert wird. Als drittes Element kommt die Frage nach dem Bild selbst und seinen Bedingungen hinzu. Beuys benutzt für das Multiple eine Boxkamera von Agfa, die 1930 auf den Markt kommt und als Synchro-Box-Variante zwischen 1949 bis 1957 produziert wird. Hinzu kommen die Zinkkiste, die mehrfach im Werk Verwendung findet, und der als Titel aufgenommene Name der Serie: Enterprise, zu Deutsch "Unternehmen", der sich auf Beuys und sein utopisches Unternehmen "Soziale Plastik" beziehen lässt. [Eugen Blume]



415
Joseph Beuys
Enterprise 18.11.1972, 18:5:16, 1973.
Multiple. Metallbox, SW-Foto, Agfa Synchro Box ...
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)