Auktion: 519 / Kunst nach 1945 / Zeitg. Kunst II am 19.06.2021 in München Lot 478

 

478
Teh-Chun Chu
Composition N° 127, 1962.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Composition N° 127. 1962.
Gouache.
Rechts unten zweifach signiert, jeweils in chinesischen und lateinischen Lettern. Verso nochmals signiert sowie datiert, betitelt und bezeichnet. Auf festem Papier. 75 x 28 cm (29,5 x 11 in), Blattgröße.

• Chu Teh-Chun gehört zu den führenden chinesischen abstrakten Künstlern des 20. Jahrhunderts.
• Er vermag in seinen imaginären Landschaften, Naturerfahrungen realistisch einzufangen und gleichzeitig der Abstraktion treu zu bleiben.
• Die Ölgemälde von Chu Teh-Chun erzielen in internationalen Auktionen zweistellige Millionenbeträge
.

Mit einem Zertifikat der Chu Teh-Chun Foundation, Genf/Schweiz, vom 5. Februar 2021. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue Raisonné aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie H. Le Gendre, Paris.
Privatsammlung (bis 1960er Jahre, in vorgenannter Galerie erworben).
Privatsammlung Süddeutschland (durch Erbschaft vom Vorgenannten).

Je länger Chu Teh-Chun in Frankreich gelebt hat, desto wichtiger werden ihm seine chinesischen Wurzeln. Nachdem er 1956 eine Retrospektive des abstrakten Malers Nicolas de Staël im Musée National d'Art Moderne in Paris gesehen hatte, fasst Chu den außergewöhnlichen Entschluss, die figurative Malerei aufzugeben und ganz neu zu beginnen. Er entwickelt eine unverkennbare Bildsprache, die eine Symbiose aus der fernöstlichen Tradition der Kalligrafie und der westlichen Abstraktion bildet. Für Chu repräsentiert der abstrakte Expressionismus Freiheit. In der Entwicklung seiner Bildsprache erinnert er sich an einige in der Kindheit erlernte Techniken der chinesischen Kalligrafie, die schnell und im Moment ausgeführt werden müssen. Als Teenager studiert Chu Teh-Chun bei dem modernen Tuschemeister Pan Tianshou (1897–1971) und lernt das anspruchsvolle Handwerk des Caoshu zu perfektionieren – einer Form der Kalligrafie, bei der die Zeichen in einem einzigen ununterbrochenen Strich geschrieben werden. Caoshu zeichnet sich durch skizzenhafte, vereinfachte Formen von Zeichen aus, die oft verzerrt oder übertrieben dargestellt werden, um eine innere Rhythmik innerhalb der Zeichenkompositionen zu erreichen. Unter den fünf Stilen der chinesischen Kalligrafie kommt diese Konzeptschrift der abstrakten Kunst am nächsten. In späteren Jahren verglich Chu Teh-Chun die kontrollierte Spontaneität des Mediums mit dem abstrakten Expressionismus. Seine anmutigen Kompositionen wecken beim Betrachter Assoziationen von uralten Bergen, an deren Hängen Wasser herabfließt, oder wir sehen Schneewolken, die sich wie Wände am Horizont auftürmen. Die Natur ist in Chus Werk allgegenwärtig. Seine imaginären Landschaften erschafft er mit breiten Pinselstrichen und energetischen kalligrafischen Linien. Er muss nicht vor einer Landschaft stehen, er gibt erlebte und erfühlte Landschaftsbilder wieder. Seine poetische Bildsprache erschließt neue Ausdrucksformen der Abstraktion und macht ihn zu einem der führenden chinesischen abstrakten Künstler des 20. Jahrhunderts. [SM]



478
Teh-Chun Chu
Composition N° 127, 1962.
Gouache
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 100.000

(inkl. Käuferaufgeld)