Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 383

 

383
Emil Schumacher
Dibon, 1989.
Mischtechnik auf Holz
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Dibon. 1989.
Mischtechnik auf Holz.
Rechts unten signiert und datiert. 77 x 104 cm (30,3 x 40,9 in).

• Faszinierendes Beispiel für Schumachers Action-Painting, dessen abstrakte Motivik ein wunderbares Zeugnis des hochdynamischen Malaktes ist.
• Eine der seltenen informellen Kompositionen Schumachers, die auf dem kraftvollen Schwarz-Gelb-Kontrast basiert.
• Eine vergleichbare goldgelbe Komposition Schumachers aus dem Jahr 1989 befindet sich in der Sammlung des Städel Museums, Frankfurt a. M.
• Eindrucksvolle haptische Präsenz der Farbe, die Schumachers Wunsch, Farbe als Materie zu gestalten, erfahrbar werden lässt
.

Wir danken Herrn Dr. Ulrich Schumacher, Emil Schumacher Stiftung Hagen, für die wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit ist im Archiv unter der Nummer "0/190" registriert.

PROVENIENZ: Galerie Hans Strelow, Düsseldorf (verso mit dem Etikett).
Privatsammlung Rheinland.

"Alle Schumacher-Bilder sind Unikate in einem besonderen Sinn. Es gibt keine Skizzen, keine Vorentwürfe. Nichts ist geplant oder gar programmiert. Am Anfang steht immer nur eine allgemeine, nicht festgelegte, offene Bildvorstellung."
Karl Ruhrberg, Emil Schumacher. Zeichen und Farbe, Köln 1987, S. 27.



Schumacher, der bereits in den frühen 1950er Jahren beginnt, gestisch abstrakt zu malen, und darüber bald zu seinem unverwechselbaren Stil findet, gehört rasch zu den bedeutenden Protagonisten der deutschen abstrakten Nachkriegsmalerei. Impulsiv und farbgewaltig sind seine Schöpfungen, die bis heute durch die enorme Plastizität der Farbe begeistern. Farbe als Materie steht im Zentrum von Schumachers Aktionsmalerei, der es in faszinierender Weise gelingt, die haptische Präsenz auf der Leinwand erfahrbar zu machen: "Für den Aktionsmaler ist Unruhe die erste Künstlerpflicht. [..] Informelle Malerei hatte immer die Tendenz, in die dritte Dimension vorzustoßen [..] Schumacher sah den latenten Objektcharakter seiner Bilder und machte konsequenterweise den Versuch, ihre Innenform nach außen zu holen. [..] Schumacher wollte sich, wie er sagt, auf das Bildzentrum konzentrieren, das 'Unwesentliche der Hintergründe' einfach weglassen, rigoroser als vorher das Material zum Motiv der Bildkonzeption machen und die taktilen Reize der Buckel und Höhlungen, Netze und Krater hervorheben." (Karl Ruhrberg, Emil Schumacher. Zeichen und Farbe, Köln 1987, S. 22). Wunderbar haptisch tritt uns in "Dibon" ein leuchtend-pastoses Farbrelief entgegen, das es zu erkunden gilt und das durch seine in Schumachers malerischem Schaffen seltene goldgelbe Farbigkeit begeistert. Nach erdig-braunen Anfängen in den 1950er Jahren ist Schumachers Werk fortan neben erdigen, von roten und blauen Kompositionen beherrscht. Vermutlich ist mit "Bing" im Jahr 1966 eines der ersten Werke in Schwarz-Gelb entstanden, eine äußerst kraftvolle Farbkombination, die fortan selten aber konstant in Schumachers Oeuvre wiederkehrt. Mit "Salangan" (1989) befindet sich eine vergleichbare, ebenfalls aus dem Gegensatz zwischen kraftvollem schwarzen Liniengefüge und goldgelbem Fonds getragene Komposition in der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main.
Bereits 1958 wird Schumacher für sein Werk mit dem Guggenheim Award ausgezeichnet und ist auf der Biennale von Venedig vertreten. Ein Jahr später zeigt er mehrere Arbeiten auf der documenta II. Schumacher wird zu einem der bedeutendsten Vertreter des europäischen Informel. Er ist ein Aktionskünstler, der mit exzentrischen Gesten vor oder über der am Boden liegenden Leinwand agiert. Zuletzt hat deshalb die Ausstellung "Le Grand Geste! Informel und Abstrakter Expressionismus 1946-1964" (2010) im Museum Kunst Palast, Düsseldorf, Schumachers Werk im Kontext des amerikanischen Action-Paintings gewürdigt. [JS]



383
Emil Schumacher
Dibon, 1989.
Mischtechnik auf Holz
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 200.000

(inkl. Käuferaufgeld)