Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 300

 

300
Giuseppe Quaglio
Der Mannheimer Theaterplatz bei Mondschein, Um 1790.
Aquarell über Federzeichnung, mit Gouache weiß ...
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 5.625

(inklusive Aufgeld)
Der Mannheimer Theaterplatz bei Mondschein. Um 1790.
Aquarell über Federzeichnung, mit Gouache weiß gehöht.
Links unten signiert. Auf Bütten. Mit schwarzem Tuschrand eingefasst. 11,8 x 16,9 cm (4,6 x 6,6 in), blattgroß.

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg (seit mind. zwei Generationen in Familienbesitz).

Bühnenhaft konstruiert Giuseppe Quaglio den Blick auf den Mannheimer Theaterplatz. Linker Hand befindet sich das Alte Nationaltheater, das Kurfürst Carl Theodor 1775 bei Giuseppes Vetter Lorenzo Quaglio in Auftrag gegeben hatte, gegenüber die Jesuitenkirche St. Ignatius und Franz Xaver, ebenfalls bereits 1756 unter Carl Theodor fertiggestellt. Das Theater fällt 1943 der Bombardierung der Alliierten zum Opfer. In Quaglios Ansicht bleibt jedoch das wundervolle Ensemble des Platzes erhalten, in dem der Übergang spätbarocker Architektur zu den klaren Formen des Klassizismus sichtbar wird. In geschickt arrangierter Lichtdramaturgie inszeniert Quaglio den Platz wie auf einer Guckkastenbühne. Der niedrig stehende aufgehende Mond, darüber der astronomische Genauigkeit beiseite lassende Sternenteppich sowie die kleine verdeckte Laterne am Spieltisch der Wachleute schaffen eine theatrale Beleuchtung der Figuren. Wie Schauspieler sind diese, angetan mit dem Kostüm der Zeit und in der Betrachtung des Mondes versunken, im Raum verteilt, der durch ihre langen Schatten zusätzliche Weite erhält. Meisterhaft beherrscht Quaglio die Aquarelltechnik, in der in feinsten Nuancierungen der Dunkelheit und der geschickt eingesetzten Weißhöhungen ein facettenreiches Bild entsteht. Quaglio entstammt der italienischen Maler- und Architektenfamilie, ursprünglich aus der Lombardei bei Como, die für die Kunstpolitik am Hof der Wittelsbacher so bedeutsam ist. Er ist zunächst als Theatermaler in Mannheim und der Pfalz für Carl Theodor tätig, bevor dieser ihn 1778 nach München beordert und er 1801 als Nachfolger seines Bruders Giulio zum Hofarchitekten ernannt wird. Stilprägend sind seine von architektonischem Raumgefühl geprägten Bühnenbilder, wie das der Uraufführung von Friedrich Schillers „Die Räuber“ 1782 in Mannheim, gefolgt von den Münchner Inszenierungen von Mozarts „Don Giovanni“ 1791 und „Die Zauberflöte“ 1793. [KT]



300
Giuseppe Quaglio
Der Mannheimer Theaterplatz bei Mondschein, Um 1790.
Aquarell über Federzeichnung, mit Gouache weiß ...
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 5.625

(inklusive Aufgeld)