Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 346

 

346
Franz von Stuck
Bildnis der Tochter Mary mit grünen Schleifen, Um 1910.
Pastell über Bleistift auf Malkarton
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)
Bildnis der Tochter Mary mit grünen Schleifen. Um 1910.
Pastell über Bleistift auf Malkarton.
Vgl. Voss 353, 424, 534. Rechts mittig signiert. Verso auf der Rahmenrückpappe mit beschriftetem und mit Siegel versehenem Etikett "'Des Künstlers Töchterlein' / erworben am 23. Dez. 1910. / Frh. Walter v. Pölnitz". 55 x 49 cm (21,6 x 19,2 in).

PROVENIENZ: Galerie Pietro del Vecchio, Leipzig (mit dem Etikett auf der Rahmenrückpappe).
Sammlung Walter v. Pölnitz (erworben 1910; mit dem gesiegelten Etikett auf der Rahmenrückpappe).
Privatsammlung Hessen.

Franz von Stuck ist bereits ab den 1880er Jahren über München hinaus als hervorragender Zeichner unter anderem für die "Fliegenden Blätter" bekannt. Erst später wendet er sich der Ölmalerei zu, doch bleibt die Zeichnung für ihn auch in den folgenden Jahrzehnten ein wichtiges Mittel zur Findung des Motivs und der Kompositionsvorbereitung. Auch das Pastell, quasi als Vermittler zwischen der Zeichnung und der Ölmalerei, wählt Stuck besonders gerne als Technik für Porträts, erlaubt es ihm doch einerseits die feine detailreiche Zeichnung, andererseits eine intensive Farbigkeit bei ansprechendem Großformat. Auffallend häufig verwendet Stuck eben jene Pastellfarben für die technisch brillanten Porträts seiner Tochter. Franziska Anna Marie-Louise, genannt Mary, Stucks einziges leibliches Kind, wird 1896 in München geboren und stammt aus Stucks Liebesbeziehung zu Anna Maria Brandmaier (1875-1944), einer Serviererin aus dem eleganten Münchner Café Luitpold und Modell für seine "Sünde". Als Stuck kurz nach ihrer Geburt 1897 die vermögende Amerikanerin Mary Lindpaintner heiratet, adoptiert diese Mary einige Jahre später. Stuck malt seine Tochter immer wieder, sie sitzt ihm Modell für die zahlreichen Porträts, die in den folgenden Jahren entstehen. Oft stellt er Mary in spanischen Kostümen oder Biedermeierkleidern dar, die sich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg großer Beliebtheit erfreuten. Auf dem hier angebotenen Werk porträtiert Stuck seine Tochter im klassischen Dreiviertelporträt. In den Gesichtszügen ist noch das Kindlich-Naive zu erkennen, das Stuck oder seine Frau Mary auf einem 1905 entstandenen Foto der damals 9- oder 10-Jährigen festgehalten hat. Mit fein modellierender Malweise erfasst der Zeichner Stuck die Gesichtspartien, den leichten Rüschenkragen deutet er mit nur wenigen Strichen an. Die opake Farbwirkung der grünen Gouache setzt dabei einen reizvollen Gegenpol zu der durchscheinenden Qualität der Pastellkreide, die die Zartheit der Haut Marys auf technischer Ebene subtil herausarbeitet. Einen reizvollen Kontrast hierzu bildet die ungrundierte Oberfläche der Malpappe, die das Porträt optisch schweben lässt und sich farblich harmonisch in das Gesamtkonzept des Bildnisses einfügt. Die kleine Mary ist eines von Stucks liebsten Modellen und darüber hinaus eines der erfolgreichsten Motive. [KT]



346
Franz von Stuck
Bildnis der Tochter Mary mit grünen Schleifen, Um 1910.
Pastell über Bleistift auf Malkarton
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 8.750

(inklusive Aufgeld)