Auktion: 528 / Klassische Moderne am 11.06.2022 in München Lot 442

 

442
Emil Nolde
See mit Uferlandschaft im Abendlicht, Um 1931.
Aquarell
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 362.500

(inklusive Aufgeld)
See mit Uferlandschaft im Abendlicht. Um 1931.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 18,5 x 14,5 cm (7,2 x 5,7 in), blattgroß.

• Seit über 80 Jahren in Familienbesitz
• Farbfrisch wie am ersten Tag
• Raffinierte Verbindung zwischen feingliedriger Zeichnung und flächig-expressivem Farbenspiel
.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther vom 10. April 2022. Das Aquarell ist unter der Nummer "Nolde A - 241/2022" im Archiv Reuther registriert.

PROVENIENZ: Galerie Günther Franke, München.
Privatsammlung Süddeutschland (seit 1938 direkt vom Vorgenannten).
Seither in Familienbesitz.

"Die Wolken am hohen Himmel sind die eigentlichen Akteure in diesem flachen Land am Meer. Die Natur bietet ihm die Bilder wie auf einer riesigen Bühne, der Wolkenhimmel wird zur erregenden Szene [..]"
Martin Urban, zit. nach: Martin Urban, Emil Nolde. Landschaften. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1969, S. 28.

Emil Nolde gilt als einer der größten Aquarellisten der Kunstgeschichte. In seinem künstlerischen Werk nehmen die Aquarelle einen besonders großen Raum ein. Nolde verstand die Aquarellmalerei nicht als eine Technik für das, was im Gemälde nicht zu verwirklichen ist, sondern vielmehr als eine völlig eigenständige Art des Ausdrucks und vor allem der Interpretation von Farbe, wie sie nur im Aquarell so rein und transparent zum Klingen gebracht werden kann. Sein Bemühen, den Farben gerade in den Aquarellen zu besonderer Leuchtkraft zu verhelfen, indem er in die nassen Japanpapiere arbeitete, um so das Papier voll vom Farbkörper durchdringen zu lassen, hat ihm den Ruf eines Neuerers in dieser alten Technik eingebracht. Doch sind es vor allem die Sujets, die Blumen und die Landschaften, die Noldes Aquarellen einen so großen Verehrerkreis geschaffen haben. Jedes einzelne Aquarell von Emil Nolde füllt eine ganze Wand und strahlt aus der Ferne. Der Betrachter wird von den leuchtenden Bildern angezogen, noch bevor er das Dargestellte erkennt. Gerade in den kleinformatigen Aquarellen hat Emil Nolde oft seine stärkste Aussage erzielt. Die Dichte der Komposition, in der Landschaft und Himmel zu verschmelzen scheinen, findet ihre einzige Akzentuierung durch die in Tusche gesetzte Horizontlinie und die Andeutung von Bäumen in weiter Ferne. Nolde bleibt auch hier seinem einmal gefundenen Kompositionsschema treu, das gänzlich von der Aussagekraft der Farben bestimmt wird. Jedes seiner Aquarelle, das diesem Landstrich zwischen den Meeren hoch im Norden huldigt, erzählt von seiner tief empfundenen Verbundenheit zu seiner Heimat: "Es gibt Menschen, die absolut nicht verstehen können, dass wir, die es wohl auch anders haben könnten, in dieser flachen, 'langweiligen' Gegend wohnen mochten, wo es keinen Wald gibt und keine Hügel oder Berge, und wo nicht einmal an den Ufern der kleinen Wasser Bäume sind. So denken wohl alle üblichen, schnell durchfahrenden Reisenden. - Unsere Landschaft ist bescheiden, allem Berauschenden, Üppigen fern, das wissen wir, aber sie gibt dem intimen Beobachter für seine Liebe zu ihr unendlich viel an stiller, inniger Schönheit, an herber Größe und auch an stürmisch wildem Leben." (Emil Nolde, Reisen, Ächtung, Befreiung: 1919-1946, Köln 1978, S. 9). [SM]



442
Emil Nolde
See mit Uferlandschaft im Abendlicht, Um 1931.
Aquarell
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 362.500

(inklusive Aufgeld)