Die Darstellung der bewegten Wasseroberfläche gilt als wahre malerische Herausforderung, die genaue Beobachtungsgabe und Farbgespür erfordert. Zum Hauptakteur seiner Landschaften macht Karl Theodor Boehme stets das Meer, das sich in seiner fließenden Bewegung an der kantigen Härte der Felsen bricht. Boehme beeindruckt in seinen Küstenbildern durch die elementare Wucht der Naturgewalten: Luft, Wasser und Erde erzeugen vor der oftmals menschenleeren Ursprünglichkeit der Landschaft eine fast magische Atmosphäre. Hinzu kommt die Unmittelbarkeit des Betrachterstandpunkts, der auch durch die hohe Horizontlinie eine Position inmitten des Geschehens erlaubt. Dabei löst sich Boehme zusehends von einer akademisch geschulten malerischen Technik und nutzt eine impressionistisch anmutende lockere Pinselführung, trotz derer es ihm gelingt, einer an der Realität orientierten Darstellungsweise treu zu bleiben. So ergeben sich fein nuancierte Kontraste zwischen der linearen Maserung der Felsen, der lockeren Gischt, der Luftigkeit der Wolken sowie der Transparenz des in der Ferne türkis schimmernden Himmels, die in der Betrachtung von ferne verschmelzen und in der Nahsicht ihre faszinierende Machart offenbaren.
Bereits während seines Studiums an der Kunstakademie in Karlsruhe bei Gustav Schönleber unternimmt Karl Theodor Boehme 1888 Reisen nach Rügen, Bornholm und Norwegen, auf der ihn schon die durch Schönleber geweckte Faszination für Küsten- und Meereslandschaften begleitet. Großen Erfolg erreicht er jedoch mit seinen Küstenmotiven aus Italien, wo er sich wiederholte Male zwischen 1893 und 1912 auf Capri aufhält sowie um 1924 an der ligurischen Küste bei Genua und Nervi. [KT]