Auktion: 527 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.06.2022 in München Lot 343

 

343
Friedrich August von Kaulbach
Maximilian von Heyl, 1899.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inklusive Aufgeld)
Maximilian von Heyl. 1899.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. 125,5 x 95,5 cm (49,4 x 37,5 in).

PROVENIENZ: Sammlung Freiherr Maximilian von Heyl zu Hernsheim, Worms.
Privatbesitz Brandenburg (aus Familienbesitz erhalten).

LITERATUR: Klaus Zimmermann, Friedrich August von Kaulbach 1850-1920, Monographie und Werkverzeichnis, München 1980, Nr. 189 (m. Detail-Abb. S. 109), S. 236.

Karl Maximilian Freiherr von Heyl zu Hernsheim (1844-1825) gibt hier mit Mitte 50 sein Bildnis bei Kaulbach in Auftrag. Von Heyl entstammt einer noch heute in Worms ansässigen und in der Lederindustrie tätigen Fabrikantendynastie. In seiner Funktion als Teilhaber der „Heylschen Lederwerke“ war er zu großem Wohlstand gelangt, woraus ein vielfältiges Mäzenatentum erwächst. Nach anfänglicher militärischer Betätigung im Krieg gegen Preußen 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870 nimmt er seinen Abschied, widmet sich fortan gemeinsam mit seiner Frau Doris Stein der Verwaltung seines umfangreichen Besitzes und dem Aufbau einer bedeutenden Kunstsammlung. Sein Interesse gilt dabei vor allem den symbolistischen und mythologischen Bildwelten Arnold Böcklins, von dem er schließlich einen großen Bestand dem Hessischen Landesmuseum in Darmstadt stiftet, wo seine Frau und er seit 1890 leben. Mit Kaulbach verbindet von Heyl seit Ende der 1870er Jahre eine mäzenatische und freundschaftliche Verbindung, seit er bei der Pariser Weltausstellung im Deutschen Salon 1878 die Bekanntschaft des Künstlers machte. Kaulbach und Lenbach beraten das Paar bei ihren Kunstkäufen und wecken die Leidenschaft für Böcklin. Ein erstes Porträt von Doris von Heyl aus der Hand Kaulbachs entsteht schon in dieser Zeit. Kaulbach zeigt den Aristokraten und Unternehmer in seiner ganzen Souveränität und Ernsthaftigkeit. Entschlossenheit im schweren Blick und Haltung bewahrend, wählt er eine stehende Pose, die oszilliert zwischen der Festigkeit der Geste der auf den roten Sessel aufgestützten linken Hand und der locker in die Tasche eingehakten Rechten. Seine tadellose Kleidung spricht von zurückhaltender Eleganz, die sich im satinierten Revers, der kleinen Krawattennadel und der goldenen Uhrenkette ausdrückt und durch den gepflegten modischen Schnurrbart auf die Höhe der Zeit gebracht wird. Gerade in dieser Zurückhaltung kommen den malerischen Details und der subtilen, Spannung erzeugenden Pose eine umso bedeutsamere Wirkung zu, die noch durch das altmeisterliche, auf Rot-, Schwarz-, Weiß und Grautöne reduzierte Kolorit veredelt wird. Auf meisterhafte Weise wird Kaulbach so der kunstsinnigen, am Allgemeinwohl interessierten und vermutlich von kraftvoller Disziplin, Haltung und Geistesadel durchdrungenen Persönlichkeit des Dargestellten gerecht. [KT]



343
Friedrich August von Kaulbach
Maximilian von Heyl, 1899.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 4.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inklusive Aufgeld)