Schorsch Kamerun, Albert Oehlen und André Butzer sind mehrfach auf dem Steirischen Herbst, dessen Ursprünge auf das epochenbildende Jahr 1968 zurückzuverfolgen sind, vertreten. Dieses alljährlich stattfindende Festival für zeitgenössische Kunst hat sich seit Anbeginn der Vernetzung der Kunstdisziplinen untereinander gewidmet und war damit wegweisend. 1999 ist mit "Re-Make/Re-Model: Secret Histories of Art, Pop, Life, and the Avant-garde", das Thema vorgegeben. Noch heute ist das damalige Thema auf der web-site des Festivals erläutert: "Im Vordergrund steht die Frage, welche Investments jeweils im Spiel sind, wenn eine als "avantgardistisch" codierte kulturelle Technik zum Einsatz kommt – und welche ästhetischen, institutionskritischen oder repräsentationspolitischen Überschüsse sich heute auf diese Weise erzielen lassen." [https://archiv.steirischerherbst.at/de/series/22641/re-make-re-model].
Die Gemeinschaftsarbeit von Albert Oehlen, André Butzer und Schorsch Kamerun ist auf dem Steirischen Herbst 1999 in der Galerie Bleich-Rossi zu sehen. Die ein käftig-grünes, sphingenhaftes Wesen springt durchs Bild, ihr New-Wave-Kopf mit wilder Mähne. Epauletten deuten die coole Uniformjacke an. Dahinter führt eine Straße in die Ferne, eine Diva aus dem Reich der YMCA-singenden Polizisten kniet danieder. Es stellt die Frage nach dem Anders sein. Christine Fisinghelli, die damalige Festivalintendantin, nennt die schwierige Frage nach dem Umgang mit dem Anderen und die Vereinnahmungen und Ausgrenzung des Minoritäten, die Entstehung hybrider Identitäten und die Verstärkung des Körpers" als einen der thematischen Bezugspunkte. [https://archiv.steirischerherbst.at/de/editions/1999. gelesen 6.5.22]
Oehlen, Butzer und Kamerun sind alle drei in der Zeit von Punk und New Wave erwachsen geworden, "Die Neuen Wilden" waren die zeitgleiche Erneuerung der figurativen Kunst in der BRD. Die drei Künstler, reflektieren hier über eine selbst erlebte Vergangenheit. Während Butzer und Oehlen vor allem als bildende Künstler zu verorten sind, ist Schorsch Kamerun als Sänger der goldenen Zitronen bekannt geworden und ist heute zudem als Regisseur an großen Bühnen wie dem Züricher Schauspielhaus und den Münchner Kammerspielen bekannt.
Heute gilt Albert Oehlen nicht nur als „Hauptvertreter“ einer „post-ungegenständlichen Malerei“, sondern als einer jener europäischen Künstler, die schon zu Beginn der 1980er Jahre bereits jene Bilder zu malen bereit waren, die bis heute als Folie all dessen betrachtet werden, was zu Beginn des 21. Jahrhunderts als „sehenswert“ apostrophiert wird. [EH]