Auktion: 539 / Modern Art Day Sale am 10.06.2023 in München Lot 321

 

321
Wilhelm Schmid
Selbstbildnis, Um 1929/30.
Öl und Tempera auf Malpappe
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 12.700

(inklusive Aufgeld)
Selbstbildnis. Um 1929/30.
Öl und Tempera auf Malpappe.
65 x 54 cm (25,5 x 21,2 in).


• Schmid ist Gründungsmitglied der bedeutenden avantgardistischen "Novembergruppe" 1918 und Vorreiter der Neuen Sachlichkeit.
• Erst seit Kurzem wird die zentrale Stellung des Künstlers kunsthistorisch aufgearbeitet: zu Lebzeiten gilt er als Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit und des magischen Realismus.
• Seine Wiederentdeckung erfolgt mit den Ausstellungen "Neu.Sachlich.Schweiz" im KunstMuseum Winterthur 2017 und der großen Einzelausstellung "Umkämpfte Wege der Moderne" im Museum Potsdam 2018/19.
• Eines der drei bekannten in Öl ausgeführten Selbstporträts des Künstlers aus der besten Zeit der 1920er Jahre.
• Namhafte Provenienz aus der für die Etablierung der Moderne wesentlichen Sammlung Dr. Ismar Littmann
.

Wir danken Frau Dr. Patricia Nussbaum für die freundliche wissenschaftliche Beratung. Das Werk ist in dem in Vorbereitung befindlichen Werkverzeichnis registriert.

PROVENIENZ:
Kunstausstellung Kühl, Dresden (verso mit dem Etikett, nach 1924).
Sammlung Dr. Ismar Littmann, Breslau (bis 23.9.1934).
Nachlass von Dr. Ismar Littmann, Breslau (am 23.9.1934 durch Erbschaft von Dr. Ismar Littmann, bis ca. 1934/35: Dresdner Bank).
Dresdner Bank, Breslau (durch Sicherheitsübereignung vom Vorgenannten, Bankengagement "Schwedenberg (Filiale Breslau)").
Auktionshaus Max Perl, Berlin, 26./27.2.1935 (vom Vorgenannten eingeliefert, Rückgang).
Dresdner Bank, Breslau (Bankengagement "Schwedenberg (Filiale Breslau)").
Staatsbesitz (seit 15.8.1935: En-bloc-Ankauf von Pfandgut und Eigenbesitz der Dresdner Bank an das Land Preußen).
Nationalgalerie, Berlin (seit 10.2.1936: Übernahme vom Vorgenannten durch Erlass Vd 29/36; verso mit dem Etikett).
Nationalgalerie Ost-Berlin (1968 nachinventarisiert).
Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (seit 1991: Inventar-Nr. A IV 173, Zusammenführung der Sammlungen Ost und West, verso mit dem Etikett).
Restitution an die Erben nach Dr. Ismar Littmann, Breslau (2022).
Das Werk ist frei von Restitutionsansprüchen.

AUSSTELLUNG:
Exhibition of modern french paintings (École de Paris), Beaux Arts Gallery, London, 7.6.-24.6., ohne Jahr (1933), Nr. 42.
Umkämpfte Wege der Moderne. Wilhelm Schmid und die Novembergruppe, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Potsdam, 29.9.2018-21.1.2019, Kat.-Nr. 2 (m. Abb. 46, S. 100, 212).

LITERATUR:
Sammlung Dr. Ismar Littmann, Breslau, Inventar, 1930, Nr. 285.
Max Perl, Berlin, Bücher des 15.-20. Jahrh.: darunter Bücher aus der Bibliothek Robert Steinberg, Bielefeld; Gemälde, Aquarelle, Handzeichnungen, Graphik, Kunstgewerbe, Plastik, 188. Auktion, 26./27.2.1935, Los 2579.
Bestandskatalog Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Gemälde des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Friedegund Weidemann, Berlin 1976, S. 69 (m. SW-Abb.).
Lynn Rother, Kunst durch Kredit. Die Berliner Museen und ihre Erwerbungen von der Dresdner Bank 1935, Berlin 2017, S. 13-51 (zum Erwerb durch die Berliner Museen) und S. 432 (zum vorliegenden Werk).

ARCHIVALIEN:
Liste 40 (Bankengagement Schwedenberg, Filiale Breslau), o. D.
[15.8.1935], in: GStA-PK, I. HA Rep. 151, HB, Nr. 1234.
Liste 40 (Bankengagement Schwedenberg, Filiale Breslau),
Handexemplar Schlossmuseum, 30.7.1935, in: SMB-ZA, I/KGM 2.
Liste 40 (Bankengagement Schwedenberg, Filiale Breslau),
Handexemplar Gemäldegalerie, o. D. [30.7.1935], Bl. 1-134,
in: SMB-ZA, I/GG 341.
Liste 40 (Bankengagement Schwedenberg, Filiale Breslau),
Handexemplar S. v. Carolsfeld, o. D. [August 1935], in: KGM-Archiv.

"Er war bei uns einer der ersten, wenn nicht überhaupt der erste, der vom Überschwang des Expressionismus den Rückweg zur Naturgenauigkeit antrat, mit so scharfer Zeichnung und so eigenartiger Farbgebung, dass er als ein Führer der Neusachlichkeit und des 'magischen Realismus' erschien, bevor diese Bezeichnungen überhaupt entstanden."
Max Osborn, Wilhelm Schmid, in: Das Werk, 1929, S. 87.

Das jugendlich-selbstbewusste Selbstbildnis von Wilhelm Schmid teilt seine wesentlichen Provenienzstationen mit Hermann Max Pechsteins "Die Ruhende" (Evening Sale). Auf der Auktion bei Max Perl im Februar 1935 wird das Bild, 1933 noch als aus der Sammlung Littmann in London ausgestellt, als Sicherungsübereignung der Familie Littmann von der Dresdner Bank angeboten. Das Gemälde bleibt unverkauft. Da es die Familie Littmann aufgrund der NS-Verfolgung jedoch nicht mehr auslösen kann, verbleibt es bei der Bank. Durch einen spektakulären Großankauf des Landes Preußen im August 1935 kommt das Selbstbildnis dann in die Berliner Nationalgalerie. Im Jahr 2022 entscheidet sich das Museum zur Restitution von drei Gemälden aus diesem Bankengagement an die Erben nach Dr. Ismar Littmann – ein historisches Ereignis. [AT]



321
Wilhelm Schmid
Selbstbildnis, Um 1929/30.
Öl und Tempera auf Malpappe
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 12.700

(inklusive Aufgeld)