Auktion: 541 / Contemporary Art Day Sale am 09.06.2023 in München Lot 159

 

159
Gotthard Graubner
Ohne Titel (Trampolin), 1970.
Mischtechnik. Öl auf Perlon über Synthetikwatte...
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 68.580

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel (Trampolin). 1970.
Mischtechnik. Öl auf Perlon über Synthetikwatte auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen mit einem Etikett, dort typografisch betitelt und bezeichnet. 130 x 130 x 12 cm (51,1 x 51,1 x 4,7 in). [JS].

• Graubners "Kissenbilder" verweigern sich jeglichem Pinselduktus und sprengen die Grenzen des klassischen Tafelbildes.
• Seit den 1960er Jahren strebt Graubner damit nach maximaler Befreiung der Farbe.
• Graubners progressive Schöpfungen werden zu seinem künstlerischen Alleinstellungsmerkmal.
• 1977 von Art in Progress, München, der Galerie der Kunsthändlerin und späteren Sammlerin Ingvild Goetz erworben.
• Seit über 40 Jahren Teil einer deutschen Privatsammlung
.

PROVENIENZ: Galerie Art in Progress, München (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Baden-Württemberg (1977 vom Vorgenannten erworben).

Julia Mattern, Wandlungen/Transformations, in: Gotthard Graubner. Mit den Bildern atmen / Breathing with the Paintings, Köln 2018, S. 22.

Zunächst in Aquarellen, dann auch auf der Leinwand erprobt Graubner Formen des Farbauftrags, die den vielfach verdichteten Farbschichten eine Priorität gegenüber der begrenzenden Form des Bildträgers sichern. Um die räumliche Wirkung der Farbflächen zu verstärken, verlegt sich Graubner in den 1960er Jahre darauf, Farbkissen ins Bild selbst zu montieren und später mit Perlongewebe zu überspannen. Durch das vorherige Tränken und Bemalen der Stoffkissen mittels mehrerer Lagen verdünnter Acrylfarben schafft Graubner eine fluktuierende Verdichtung gleich einem sanft atmenden Farbleib. Diese "Kissenbilder" werden zuerst von dem bedeutenden Düsseldorfer Galeristen Alfred Schmela ausgestellt, der zeitgleich auch als einer der ersten die Kunst der "ZERO"-Künstler sowie 1964 die erste Einzelausstellung der schwarz-weißen Fotogemälde Gerhard Richters zeigt und in diesem Kontext selbst von Richter in zwei Porträts verewigt wird. Graubners einzigartige "Kissenbilder" werden schnell zu seinem Alleinstellungsmerkmal und bringen dem jungen Künstler bereits 1965 einen Lehrauftrag an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ein, wo er ab 1969 schließlich eine Professur für Malerei innehat. Graubner ist damit ein progressiver Sonderling und doch zugleich Kind seiner Zeit, wenn man sich bewusst macht, dass Frank Stella ebenfalls in den 1960er Jahren mit seinen "shaped canvases" danach strebt, die Grenzen des klassischen Tafelbildes zu sprengen und damit – wie Graubner – die größtmögliche Kongruenz zwischen Form und Inhalt zu erreichen. 1968 ist Graubner mit seinen frühen "Kissenbildern" auf der documenta in Kassel vertreten. Und 1976 zeigt ihn dann auch erstmals die progressive deutsche Kunstsammlerin und Kuratorin Ingvild Goetz in ihrer Münchener Galerie Art in Progress. Die vorliegende frühe Arbeit "Ohne Titel (Trampolin)", in welcher Graubner das dichte Grau-Grün in eine sanft modulierte Schwingung versetzt, wurde im Zuge dieser Ausstellung von der Galerie Art in Progress erworben und befindet sich seither im Besitz einer deutschen Privatsammlung. [JS]



159
Gotthard Graubner
Ohne Titel (Trampolin), 1970.
Mischtechnik. Öl auf Perlon über Synthetikwatte...
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 68.580

(inklusive Aufgeld)