Auktion: 538 / 19th Century Art am 10.06.2023 in München Lot 610

 

610
Jacob Philipp Hackert
Berglandschaft mit Pinien, 1770-75.
Aquarell und Feder über Bleistift
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 10.160

(inklusive Aufgeld)
Berglandschaft mit Pinien. 1770-75.
Aquarell und Feder über Bleistift.
Nordhoff 1244. Am unteren Rand linksseitig signiert. Auf Ingres-Bütten, kaschiert auf Leinwand. 67,5 x 103,5 cm (26,5 x 40,7 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Leo Spik, Berlin, Auktion 9.-11.10.1975, Los 320.
Karl & Faber, München, Auktion 28./29.5.1976, Los 360.

Im für die Technik des Aquarells außergewöhnlich großen Format bietet sich den Betrachtenden ein der Blick in ein weites baumbestandenes Tal, durchzogen von einem schmalen Fluss, in der Weite die zartgrünen Höhenzüge schimmernd. in den 1770er Jahren unternimmt Hackert, der 1768 nach Italien gekommen war, in der Gegend um Rom und den Albaner Bergen etliche Wanderungen, die ihm die Motive für seine herausragenden und die Landschaftsmalerei Italiens prägenden Veduten liefern. Die Landschaft um die Dörfer Frascati, Grottaferrata oder dem etwas weiter entfernte Olevano wird zum Inbegriff der italianità, die Hackert in seiner Konzeption der Vedute eigenen Mischung aus Präzision und idealisierend-künstlerischem Eingriff ins Bild setzt. Besonders in der ersten Hälfte der 1770er Jahre bedient er sich dabei der Technik des Aquarells, die er in den feinen Lasuren und dem detailfreudig ausgearbeiteten Vordergrund zu wahrer Meisterschaft führt. Obwohl die Ansicht sich genauer Lokalisierung entzieht, entwirft Hackert hier doch mit dem wie auch Olevano auf der steinigen Berganhöhe liegenden Dorf und der in typische Tracht gekleideten Staffagefigur eine charakteristische Szenerie der albaner Landschaft. In der Gliederung des Raumes spielt Hackert effektvoll mit der Perspektive, die im Vordergrund mächtig erscheinenden zwei Pinien finden ihr weit entferntes Echo im Talgrund, ergänzt um zwei nicht minder emblematisch für die italienische Flora stehenden Zypressen. Sanft und geschickt wird so der Blick vom erhöhten Standpunkt aus in das Tal geführt, um am Fluss kurz zu verweilen, bevor er die Wanderung in die Weite über Hügel und Himmel wieder aufnimmt. Kompositionen wie diese lassen nachvollziehen, weshalb Hackert bereits zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler verehrt wurde; unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, der ihn in Italien kennengelernt hatte und 1811 nach seinem Tod eine erste Biographie veröffentlicht. [KT]



610
Jacob Philipp Hackert
Berglandschaft mit Pinien, 1770-75.
Aquarell und Feder über Bleistift
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 10.160

(inklusive Aufgeld)