Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 10

 

10
Günther Uecker
Strukturfeld (Struktur I), 1982.
Nägel, weiße Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 254.000

(inklusive Aufgeld)
Strukturfeld (Struktur I). 1982.
Nägel, weiße Farbe auf Leinwand auf Holz.
Honisch 1051. Verso signiert, datiert, betitelt und bezeichnet sowie mit Richtungspfeil. 40 x 40 x 9,5 cm (15,7 x 15,7 x 3,7 in).

• Aus der gesuchten Werkgruppe der "Nagelfelder".
• Schönes, kompaktes Format mit dichter und hochdynamischer Nagelung.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com)
.

Dieses Werk ist im Uecker-Archiv unter der Nummer GU.82.001 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Gabriele Waßermann, München.
Privatsammlung Süddeutschland (durch Erbschaft).

"Wie ich Nägel als Strukturelemente benutze, möchte ich sie nicht als Nägel verstanden wissen. Mir geht es darum, mit diesen Mitteln in ihrem geordneten Verhältnis zueinander, eine Schwingung zu erreichen, die ihre geometrische Ordnung stört und sie zu irritieren vermag."
Günther Uecker, zit. nach: Mack Piene Uecker, Kestner-Gesellschaft Hannover, Katalog 7, Ausstellungsjahr 1964/65, S. 166.

"Strukturfeld", – eine kraftvolle Arbeit in schönem quadratischem Format, ist eine der frühen Arbeiten aus Ueckers berühmtester und begehrtester Werkgruppe der "Felder". Günther Uecker begeistert immer wieder mit seinen energiegeladenen Nagelfeldern. Diese charakteristischen Arbeiten haben eine dynamische Energie, die uns immer wieder aufs Neue in ihren Bann zieht. Ueckers einzigartige künstlerische Schöpfungen, deren formale Zurückhaltung und monochrome Strenge ab den 1980er Jahren zunehmend aufgebrochen wird, rufen immer wieder neue Assoziationen hervor. Ab den 1960er Jahren setzt sich Uecker, der den Nagel zu seinem unverwechselbaren künstlerischen Ausdrucksmittel erklärt und ihm erstmals eine geistig-poetische Dimension verliehen hat, immer wieder mit dem von ihm erfundenen Sujet des Nagelfeldes auseinander und breitet anfänglich noch in kleinem, dann auch in zunehmend größerem Format ein dichtes Nagelgefüge in wirbelartiger Bewegung über die Leinwand aus. Ab den 1980er Jahren verwendet Uecker größere Nägel, mit langen Nagelhälsen, die er noch kraftvoller auf den Bildträger setzt und die nun zunehmend in stärker ausgreifenden Bewegungen die Bildfläche strukturieren. Auch lässt er die wogenden Nagelhälse nun teils ungefasst in ihrer dunklen Oberfläche stehen und bezieht auf diese Weise einen stärkeren Hell-Dunkel-Kontrast in seine Kompositionen mit ein, der durch die Licht-Schatten-Wirkung noch verstärkt und verlebendigt wird. Die Verwendung des Nagels als Aktionsinstrument ist nicht nur ein kunsthistorisch bedeutender Schritt, sondern bringt auch eine Befreiung der Leinwand aus der Zweidimensionalität mit sich, die dem Kunstwerk einen haptischen, objekthaften Charakter verleiht und in Form des wechselvollen Schattenwurfes das Licht aktiv in den Gestaltungsprozess mit einbezieht. "Die Nagelfelder, die selbstverständlich weiter entstehen, wirken dynamisiert und sehr viel bewegter als die zurückliegenden. […] Diese bewegten Felder, die vom Material her schwerer, ästhetisch trotzdem leichter werden, gehören zu den virtuosesten Lösungen, die Uecker im Rahmen seines Arbeitsprinzips gefunden hat", so der Kunsthistoriker und Direktor der Neuen Nationalgalerie Dieter Honisch 1983 über Günther Uecker (Stuttgart 1983, S. 93). Günther Uecker ist ein "Bildhauer" im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Werk liegt zwischen Malerei und Skulptur und bricht mit den Grenzen des traditionellen Tafelbilds. Uecker hat ganz im Sinne der "ZERO"-Bewegung die Kunst mit seinen Nagelbildern neu erfunden, sie von der bis dahin prägenden Bedeutung des malerischen Duktus als künstlerischer Handschrift befreit. [SM]



10
Günther Uecker
Strukturfeld (Struktur I), 1982.
Nägel, weiße Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 254.000

(inklusive Aufgeld)