Auktion: 554 / Modern Art Day Sale am 08.06.2024 in München Lot 124000332

 

124000332
Emil Nolde
Sonnenblumen und Fuchsschwanz, Ca. 1940.
Aquarell
Schätzpreis: € 60.000 - 80.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Sonnenblumen und Fuchsschwanz. Ca. 1940.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 47 x 36,5 cm (18,5 x 14,3 in), blattgroß.
[SM].

• Seit 60 Jahren in derselben Familiensammlung.
• Dichte und zugleich spannungsreiche Komposition in feinsinnig abgestimmtem Kolorit.
• Die Blumenarrangements gehören zu den gefragtesten Sujets im Œuvre des Künstlers
.

PROVENIENZ: Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, 36. Auktion, 3./4.5.1961, Los 375.
Galerie Wilhelm Großhennig, Düsseldorf.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit 1962).
Seither in Familienbesitz.

"Die Sonnenblumen sind so groß, dass ich stehe mit zurückgeworfenem Kopf unter ihnen und bewundere dankbar ihre Schönheit..kaum vorstellbare Farben leuchten, und der Duft der Mignonetten reicht bis ins Haus."
Emil Nolde, Brief an Hans Fehr, 20. September 1928.

Wer einmal den Norden Deutschlands bereist hat, wird ob der Blumenfülle in den Hausgärten erstaunt sein. Erwartet man doch in der von Wind und Regen beherrschten Landschaft eine eher karge Flora. Doch die feuchte Seeluft scheinen Blumen zu mögen, und so ist der Blumengarten, den Emil Nolde zusammen mit seiner Frau Ada auf Seebüll anlegte, längst zu einer bestaunten Legende geworden, immer im Wetteifer mit den Werken des Meisters, der in diesem Garten die schönsten Anregungen für seine berühmten Aquarelle gefunden hat. Weniger an der botanischen Bestimmung interessiert, hat Emil Nolde die Blume, besser die Blüte als solche zum Bildgegenstand erhoben und ihr in einer farblichen Intensität jene Bedeutung gegeben, die weit über das rein Botanische hinausgeht. Noldes Blüten sind Kinder einer Sehnsucht nach Vollkommenheit der Farbe, die so in ihrer eigentlichen Bestimmung wirken kann. Sie dominiert das Bildgeschehen, ist Ausdruck einer emphatischen Begeisterung für das reine Naturerlebnis, das Nolde für seine Zwecke nutzt, um es auf eine sehr eigene, unverwechselbare Art zu visualisieren.

Wenn Emil Nolde den Pinsel ansetzt, um eines seiner Blumenaquarelle zu malen, dann tut er es mit der Emphase des Bewunderers einer naturgegebenen Farbintensität, die er möglichst ungeschmälert umsetzen will. Die technischen Möglichkeiten dazu hat Nolde sich selbst erarbeitet, und so ist ihm in der Nutzung der reinen Aquarelltöne auf genässtem Papier das Außergewöhnliche gelungen, die Farben rein aus sich heraus wirken zu lassen. Ein solches Vorgehen erfordert die äußerste Konzentration auf das Sujet, das Emil Nolde fast immer groß ins Bildgeschehen bringt, um scheinbar den Bildrahmen zu sprengen. Doch muss sich alle emotionale Kraft, die in der Komposition seiner Blumenaquarelle liegt, einer rein leuchtenden Farbwirkung unterordnen. Sie ist der einprägsame optische Zauber, der von diesen stillen Bändigungen alles emotional Gesehenen ausgeht.

Die Farbe ist für Emil Nolde das wesentliche Element, das essentielle Ausdrucksmittel seiner Kunst. "Gelb kann Glück malen und auch Schmerz. Es gibt Feuerrot, Blutrot und Rosenrot. Es gibt Silberblau, Himmelblau und Gewitterblau. Jede Farbe trägt in sich ihre Seele, mich beglückend oder abstoßend und anregend" (Emil Nolde, zit. nach: Martin Urban, Emil Nolde - Landschaften. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 2002, S. 16). Auch die vorliegende Arbeit beweist diese Passion des Malers. Die Farben entfalten vor dem neutralen Hintergrund jene geheimnisvolle Leuchtkraft, die nur Nolde zu erreichen vermag. [MH]



124000332
Emil Nolde
Sonnenblumen und Fuchsschwanz, Ca. 1940.
Aquarell
Schätzpreis: € 60.000 - 80.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.