Auktion: 287 / Wertvolle Bücher am 24./25.05.2004 Lot 68

 
Johannes Nider - Praeceptorium divinae legis. 1481.


68
Johannes Nider
Praeceptorium divinae legis. 1481., 1481.
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 4.446

(inkl. Käuferaufgeld)
Nider, J., Praeceptorium divinae legis (1481).. Mit 1 goldgehöhten 7-zeil. Zierinitiale mit mehrfarb. floral. Rankenwerk und gr. Wappenminiatur (alles auf Bl. a/2), 10 5-6-zeil. Initialen in Rot und Blau sowie zahlr. 3-4-zeil. Initialen in Rot und Blau; durchgeh. rubriziert. Basel, [Joh. Amerbach] 1481.Farb. Pp. des 19. Jhs. Folio. 202 nn. Bll. (st. 222). Got. Type, 2 Spalten und Überschr., 44 Zeilen.
Hain/Cop. 11793. - BSB N-168. - BMC III, 746 a. - Goff N-208. - Proctor 7561. - Polain 2878. - Madsen 2904. - Kaufmann/Nabholz II, 391. - Van der Haegen B 16,9. - Heckethorn S. 34. - Schieler, Magister Johannes Nider (Mainz 1885), S. 381ff. - Schöner, breitrandiger und durchgehend rubrizierter Wiegendruck aus der Amerbach-Offizin in Basel. Die Zuweisung an Johannes Amerbach, dessen Name nicht im Druckvermerk auftaucht, ergibt sich aus dem Typenvergleich mit seiner Vulgata in der Ausgabe von 1479, die exakt die gleiche gotische Type aufweist (vgl. Heckethorn bzw. Panzer sowie Ges. für Typenkunde 881/883).
Eines der Hauptwerke des Dominikaners Johannes Nider (um 1380-1438), der u. a. durch sein Hervortreten auf dem Konzil zu Basel und durch seine diplomatischen Bemühungen um die Teilnahme der Böhmen auf diesem Konzil bekannt wurde. Seine Schriften fanden seinerzeit weiteste Verbreitung und wurde bereits im 15. Jahrhundert mehrfach gedruckt. Sein 'Praeceptorium', eine umfangreiche theologische Abhandlung zur Auslegung der 10 Gebote, war "lange Zeit das gesuchteste und am meisten gebrauchte Moralwerk ... Mit großer Klarheit werden hierin nach dem Dekaloge die Lehren der christlichen Moral in scholastischer Methode vorgetragen, die Prinzipien deutlich entwickelt und durch Casus conscientiae beleuchtet." (Schieler S. 382) Die Schrift befaßt sich auch mit Hexerei und Zauberei; vornehmlich in den Kapiteln 9-11 der Auslegung des ersten Gebotes behandelt er verschiedene Arten des Aberglaubens sowie "die falsche Translation der Menschen, Träume, Lose, etc., die Verwandlung von Menschen in Thiere, speciell in Wölfe durch Dämonen etc." (ADB XXIII, 641ff.). Im neunten Kapitel erläutert er ausdrücklich, "daß durch Zauberei etwas zu erreichen sei, einmal wegen des geringen Vertrauens der Menschen auf Gott, weshalb er zulasse, daß dieselben von den Dämonen belästigt würden ..." (ebd. S. 232). Zusammen mit seinem 'Formicarium' fanden die hier entwickelten Vorstellungen auch Eingang in den Hexenhammer des Heinrich Kramer von 1487. "Nider war so modern, wie es nur irgend ging, stellt er doch ein ganz frühes Rezeptionszeugnis der Entwicklungen im französisch-italienisch-westschweizerischen Grenzbereich dar, das noch vor den Prozessen von Vevey, Fribourg und Neuchatel entstanden ist. Niders Bericht ist in dieser Perspektive sogar ein sehr gutes Beispiel für die Bedeutung, die der gelehrt-theologischen Hexereidiskussion bei der 'Erfindung' des Hexereideliktes zukam. Zauberei, Teufelsanrufung, Ketzerei bzw. die damit verbundenen Vorstellungen mag es immer schon gegeben haben; es bedurfte aber der intellektuellen Formulierung des Hexereideliktes und - Hand in Hand damit - seiner 'Entdeckung' in Hexereiprozessen, um das Hexenwesen Realität werden zu lassen." (A. Blauert, Frühe Hexenverfolgungen. Ketzer-, Zauberei- und Hexenprozesse des 15. Jhs. Hamburg 1989. S. 59)
Koll.: 202 nn. Bll. (st. 222). Lagen: a-s/10.8, t-y/10. Beginnt mit w. Bl. a/1, gefolgt von Bl. a/2 ('incipit p(ro)log(us) in p(rae)ceptoriu(m) divine legi'); es fehlen die ersten beiden Lagen A-B/10 (Bl. A/1 weiß sowie die 'tabula alphabetica', Bl. A/2-B/10; der eigentl. Text vollständig vorhanden. - VDeckel und Kanten beschabt und bestoßen. Im unt. Drittel und zumeist nur im w. Rand wasserrandig (die ersten 20 Bll. (stärker, 1.w.Bl. im Rand geringfüg. mouilliert und eingerissen), ansonsten schöner breitrandiger Druck auf kräftigem Papier mit Ochsenkopf-Wasserzeichen. Bl. a/2 zu Beginn mit sorgfältig ausgeführtem Rankenwerk, goldgehöhter Prachtinitiale und mehrfarb. Wappenminiatur (in Entsprechung zum Text Darstellung des Moses mit den zwei Hörnern, Brustbild in Schwarz, Braun, Rot und Gold auf blauem Grund). - Exemplar aus der Bibliothek des Dominikanerkonvents in Dortmund, mit entspr. Besitzvermerk von alter Hand auf Bl. a/2 - 'c(on)ventu(s) Trem(oniensi)s ord(inis) fr(atr)u(m) praed(icatorum)'.




68
Johannes Nider
Praeceptorium divinae legis. 1481., 1481.
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 4.446

(inkl. Käuferaufgeld)