Auktion: 306 / Modern Art und Post War am 05.12.2006 Lot 173

 
Max Beckmann - Der Jahrmarkt


173
Max Beckmann
Der Jahrmarkt, 1921.
Radierung
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)

Der Jahrmarkt. 1921.
Mappe mit 10 Bll. Radierungen, Text- und Titelblätter mit Impressum, erschienen im Verlag der Marées Gesellschaft. R. Piper & Co., München 1922.
Hofmaier 191-200, jeweils B b (von D). Alle signiert. Das Impressum mit der gestempelten Nummerierung. Exemplar 125/(125). Auf Velin 52,5 x 37,5 cm ( 20,6 x 14,7 in), jeweils Blattgröße.
Enthalten sind: Der Ausrufer (Selbstbildnis) (H. 191). Garderobe (H. 192). Hinter den Kulissen (H. 193). Schiessbude (H. 194). Der grosse Mann (H. 195). Der Neger (H. 196). Das Karussel (H. 197). Die Seiltänzer (H. 198). Niggertanz (H. 199). Schlangendame (H. 200). Lose Bogen in OPassepartouts mit Nummernprägung. In OLwd.-Mappe mit Deckelprägung. Alle Bll. mit dem Trockenstempel der Marées Gesellschaft. Gedruckt von Franz Hanfstaengl, München.
Einer der bedeutendsten grafischen Zyklen des Künstlers. In solch guter Erhaltung der Einzelblätter selten. Vollständig.

Seine Ausbildung erhält Max Beckmann von 1900 bis 1903 an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, hauptsächlich bei dem norwegischen Landschaftsmaler Carl Frithjof Smith. Nach dem Studienabschluss und einigen Aufenthalten in Paris, Genf und Florenz lässt er sich 1907 in Berlin nieder und wird Mitglied der dortigen Sezession. Bei Kriegsausbruch meldet er sich freiwillig als Berufssoldat und wird daraufhin nach Ostpreussen und Flandern geschickt. Als Beckmann 1915 vom Militär entlassen wird, zieht er nach Frankfurt am Main, wo er bis 1933 an der Städel-Kunstschule unterrichtet. Sein Frühstil steht unter dem Einfluss des deutschen Impressionismus, v.a. Lovis Corinths, bis ihn die Kriegserlebnis zu einem expressionistischen, der Neuen Sachlichkeit nahen Ausdruck führen. Der Individualismus seines Stils äußert sich seit den 1920er Jahren in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Dingwirklichkeit, welche sich formal in einem expressiven, die Form umreißenden grafischen Gerüst niederschlägt.

Die Mappe "Der Jahrmarkt" wird in Briefen Beckmanns von Januar 1921 bis Februar 1922 erwähnt. Am 9. Mai 1921 schreibt er an den befreundeten Verleger Reinhard Piper: "Nun möchte ich Ihnen die Größen der neuen Platten angeben. Ich möchte sie etwas 'verschiedenfach' haben, da immer ein und dasselbe Format für den Beschauer wie für den Produzenten etwas langweilig ist [...]. Ich hoffe so, daß die Arbeit auch durch die verschieden artigen Größen etwas amüsanter wird." (zit. aus: Ausst.Kat. Staatsgalerie moderner Kunst, München 1994, S. 55). In Folgen wie "Der Jahrmarkt" entwickelt Beckmann sein satirisches Talent - lässt das Böse, das Gute und das Gleichgültige gelten. Er vergisst nicht, dass man auf dieser Welt auch Spaß haben kann. Es siegt die Helligkeit über das Grässliche, das der Künstler im Krieg und in der Nachkriegszeit zu überstehen hatte.

Mit zunehmender Macht der Nationalsozialisten erfährt Beckmann eine immer stärkere Diffamierung, die schließlich neben der Entlassung aus dem Lehramt dazu führt, dass man seine Werke aus den öffentlichen Sammlungen in Deutschland entfernt. Unter dem politischen Druck emigriert Beckmann 1937 nach Holland. 1947 nimmt er das Angebot einer Gastprofessur in St. Louis 1947 an und siedelt in die USA über. Es folgen Lehraufträge an der School of Fine Arts der Washington University, an der Universität von Colorado in Boulder, an der Brooklyn Museum Art School in New York und im Sommer 1950 am Mills College in Oakland, Kalifornien. Am 27. Dezember des selben Jahres stirbt Max Beckmann in New York. [KD]




173
Max Beckmann
Der Jahrmarkt, 1921.
Radierung
Schätzung:
€ 45.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)