Auktion: 345 / Modern Art / Kunst nach 45 am 04./05.06.2008 Lot 158

 
Alexej von Jawlensky - Meditation


158
Alexej von Jawlensky
Meditation, 1937.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.400

(inkl. Käuferaufgeld)

Meditation. 1937.
Öl auf Papier mit Leinenprägung, auf Karton aufgezogen und fest auf Unterlage montiert.
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 2170. Links unten mongrammiert, rechts unten datiert. 15,7 : 12,5 cm (6,1 : 4,9 in). Als ehemaliger Offizier der zaristischen Armee beginnt Jawlensky erst 1889 in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin und Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Im Sommer 1908 arbeitet der Künstler mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der 'Neuen Künstlervereinigung München', zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Zwei Jahre später wird der 'Blaue Reiter' als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky als russischer Staatsbürger aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. 1921 lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder. Eine schwere Arthritis-Erkrankung zwingt den Künstler seit 1929 zu regelmäßigen Kuraufenthalten. Jawlensky leidet unter der fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen".

In seinem Ringen um die Aussagekraft des menschlichen Antlitzes gelangt Jawlensky über mehrere Zwischenstufen schließlich zu den Meditationen, die die Krönung seines Alterswerkes werden sollen. Durch Krankheit behindert und oft unter Schmerzen, wie er selbst berichtet, malt er die kleinen Meditationen in einer Art Schwebezustand, entrückt von den Plagen irdischen Daseins. Sie sind Variationen eines Typus, den er ursprünglich schuf und den nun im Sinne einer transzendentalen Erweiterung neu und zugleich ewig schaffen will. Vertrauend auf die einmal gefundene Form kommt ihm die Magie der Farbe zu Hilfe, mit der er die Stadien des Sichversenkens visualisiert. Es ist eine tief religiös geprägte Kunst, deren Aspekte weit über das rein Visuelle hinausgehen.

1937 werden 72 seiner Werke als 'entartet' beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. [KD]

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Hans Kloppenburg, Berlin.
Frau Kloppenburg, Berlin.
Privatsammlung Berlin (in 1990er Jahren von Frau Kloppenburg erworben).
Privatsammlung Süddeutschland.

In guter Erhaltung. Rechte untere Ecke mit unbedeutender Knickspur, dort wohl mit strichförmiger Retusche.
Abbildung größer als Original.




158
Alexej von Jawlensky
Meditation, 1937.
Öl
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.400

(inkl. Käuferaufgeld)