Auktion: 373 / Wertvolle Bücher mit Maritime Kunst am 22.11.2010 in Hamburg Lot 158

 
Johannes de Tambaco - Johannes de Tambaco: Consolatio theologiae (1466)


158
Johannes de Tambaco
Johannes de Tambaco: Consolatio theologiae (1466)
Schätzung:
€ 8.500
Ergebnis:
€ 10.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Johannes de Tambaco, Consolatio theologiae. O. O. und Dr. [Straßburg, Drucker des Henricus Ariminensis (= Georg Reyser), ca. 1478]. Kalblederband des 17. Jhs. über Holzdeckeln mit RSch. und 2 Messing-Schließen. Folio. 294 nn. Bll. Gotico-Antiqua, 44 Zeilen, durchgeh. rubriziert und mit rot eingemalten Lombarden .

Hain/Cop. 15236. - GW M14759. - Goff J 436. - BMC II, 484. - BSB I-524. - Polain 2316. - Ohly, Reyser 38 (in: Gutenberg Jb. 1956). - Erste vollständige Ausgabe der 1366 entstandenen Trostschrift, verfaßt von dem Straßburger Dominikaner Johannes von Dambach (1288-1372). Das Werk erschien zuvor in einer gekürzten Version bei Peter Schöffer in Mainz 1470-75. Von den insgesamt 4 Inkunabelausgaben der Consolatio bietet nur die vorliegende Ausgabe den ungekürzten Text. - Sehr schöner, nicht datierter Druck, dessen Type (4:88G) von Kurt Ohly dem Drucker Georg Reyser zugeschrieben wurde. Reyser druckte zusammen mit seinem Bruder Michael zunächst in Straßburg, seit Anfang 1479 läßt er sich in Würzburg nachweisen. Jüngere Forschung datiert das Werk aufgrund der Wasserzeichen auf 1478 (vgl. BSB), so daß der Druck in Reysers Straßburger Zeit entstanden sein dürfte. Ältere Bibliographien, so BMC und Polain, geben noch Speyer als Druckort an bzw. Georgius de Spira als Drucker.
Johannes von Dambach studierte Theologie zunächst in Straßburg und Köln (Schüler Meister Eckharts), später zusammen mit Johannes Tauler in Paris. Pfingsten 1347 wurde er Professor der Theologie an der ein Jahr zuvor gegründeten Universität Prag. "Bald nach 1360 muß Johannes Prag verlassen haben, denn in dem Prolog zu seiner Schrift De consolatione theologiae wird erwähnt, daß er dieses Werk auf der Flucht aus dem Straßburger Kloster zu seinem Trost geschrieben habe. Von dort sei er, wie es heißt, von den Kampfhelden gegen die Gerechtigkeit und gegen die heilige römische Kirche aus seiner heimatlichen Zelle vertrieben worden. - J. gehörte noch 1370 zum Straßburger Kloster, seinem trotz einiger Unterbrechungen häufigsten Aufenthaltsort während der zwei letzten Jahrzehnte seines Lebens." (BBKL)
"Der Verfasser der Consolatio theologiae betrachtet das irdische Dasein - diesem allein gilt sein Buch - ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des Leidens. Der Wirklichkeitseindruck, der ihn beherrscht, ist bestimmt von der Erfahrung der Unbeständigkeit aller Verhältnisse, des steten Verfalls der Welt, der Wertlosigkeit der äußeren Güter - dazu zählen auch Freundschaft und Ehe; sie treibt ihn zu einer pessimistischen Grundhaltung, die es an Äußerungen schonungsloser Welt- und Lebensverachtung nicht fehlen läßt" (Verfasserlex. d. MA).
Stellenw. wasserrandig, wenige Bll. mit kl. Wurmspuren, erstes Bl. recto und verso jew. mit altem Bibl.-Stempel (gelöscht), letztes Bl. mit Randausrissen (ergänzt, ohne Textverlust), 3 S. mit Tintenklecksen des Rubrikators. Bezug an den Gelenken tls. eingerissen. Sonst insges. schönes und sauberes Exemplar.

First complete edition, the only unabridged edition in the 15th century. Ascribed by Ohly to Georg Reyser in Strasbourg, and dated 1478 on account of the watermarks by recent research (cf. BSB). Recorded as Georgius de Spira resp. printed in Speyer by older bibliographies. Very fine printing in a gotico-antiqua type, rubricated throughout with numerous painted lombards in red. 17h cent. calf over wooden boards with label and 2 brass clasps. - Partly water staining, few leaves with small traces of worming, first leaf recto & verso with cancelled library stamp, last leaf with torn out pieces at margin (mended, not affecting printed matter), 3 pages with red ink stains by the rubricator. Covering at joints partly burst. In general fine and clean copy.




158
Johannes de Tambaco
Johannes de Tambaco: Consolatio theologiae (1466)
Schätzung:
€ 8.500
Ergebnis:
€ 10.800

(inkl. Käuferaufgeld)