Auktion: 379 / Wertvolle Bücher am 23.05.2011 in Hamburg Lot 105

 
Wilhelm Müller - Eigh. Gedicht o. U. Um 1818


105
Wilhelm Müller
Eigh. Gedicht o. U. Um 1818
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 900

(inkl. Käuferaufgeld)
Müller, Wilhelm, gen. der "Griechen-Müller", Dichter, Hauptvertreter des dt. literarischen Philhellenismus, Schöpfer der von Franz Schubert vertonten Liederzyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise , 1794-1837. Eigh. Gedicht. O. O. u. J. 3 1/2 S. 8vo.

Schönes Manuskript des frühen Gedichtes Der blaue Mondenschein , bestehend aus 19 Strophen zu je 4 Zeilen.
Ach Söhnchen, liebes Söhnchen,
Was suchst du nur im(m)er allein?
Du wirst dich schier verirren
Im trüglichen Mondenschein.
Ach Mutter, liebe Mutter,
Ich bitt' euch, laßt mich sein,
Ich werde mich nim(m)er verirren
Im treuen Mondenschein.
Ach Söhnchen, liebes Söhnchen,
Wie sind deine Wangen so blaß?
Du wirst dich schier verkälten
Im thauigen Wiesengras.
Ach Mutter, liebe Mutter,
Macht das euch solchen Harm?
Wollt nur auf's Herz mir fühlen,
Bin viel zu viel zu warm ..

Das 1815 entstandene Gedicht erschien erstmals 1818 in der bekannten Anthologie Die Sängerfahrt (vgl. Goedeke VIII, 262, 8), dort mit der endgültigen Titelversion Der blaue \i\ul Mondschein . Das tragisch verlaufende, an Goethes Erlkönig anklingende Gedicht nimmt das Wahn- und Todesmotiv der großen Winterreise bereits vorweg, endet jedoch mit einer versöhnlichen, fast zynisch anmutenden Schlußbetrachtung:
Und die den Schimmer sahen,
Die beweinen den Knaben nicht mehr,
Und der diß Lied gesungen,
Dem ward es gar nicht schwer.

Unterhalb mit Echtheitsvermerk von zeitgenöss. Hand.

Nice manuscript, 3 1/2 pp., of the early poem 'Der blaue Mondenschein', consisting of 19 stanzas of 4 lines each. With proof of authenticity by contemp. hand below.




105
Wilhelm Müller
Eigh. Gedicht o. U. Um 1818
Schätzung:
€ 1.000
Ergebnis:
€ 900

(inkl. Käuferaufgeld)