Perutz, Leo, Schriftsteller, 1882-1957. Eigh. Brief m. U. St. Wolfgang, 17. VII. (19)35. 3 S. 8vo.

Interessanter Brief an einen Leser, der ihn um Restexemplare seiner Romane gebeten hatte. "Meine Romane sind im Verlag Albert Langen - Georg Müller tatsächlich vergriffen. Aber dies hat seine besonderen Gründe. Der Verlag hat - trotz langjähriger Freundschaft - meine Bücher, von denen es noch ansehnliche Bestände im Lager hatte, im heurigen Frühjahr verramscht, und zw. weil ich nicht zu jenen Schriftstellern zähle, denen gegenüber der 'deutsche Gruss' völlig am Platze ist. Also aus rassischen Gründen, denn mit der Tagespolitik haben meine Bücher nichts zu tun. - Von den fünf Büchern, die Sie nicht besitzen, ist das 'Mangobaumwunder' nicht lesenswert .. 'Flammen auf St. Domingo' läuft fälschlich unter meinem Namen. Es ist ein Roman von Victor Hugo ('Bug-Jargal'), und von mir nur bearbeitet. Verleger-Kniffe, an denen ich unschuldig bin. - Die 'Dritte Kugel' ist mein bestes und stärkstes Buch, das einzige, das mich vielleicht überleben wird. Es ist gleichfalls vergriffen, aber ich zweifle nicht, dass es wieder erscheinen wird, allerdings erst in einer Zeit, in der nicht ein geistiges Plebejertum den literarischen Wert eines Buches bestimmt .." Der hauptsächlich in Wien lebende und arbeitende Perutz war vor allem in den Zwanziger Jahren ein geschätzter, vielgelesener Autor, der im Albert Langen Verlag und im Paul Zsolnay Verlag publizierte; nach dem Anschluß Österreichs 1938 floh er mit seiner Familie nach Tel Aviv und blieb dort bis zu seinem Tod, kehrte aber regelmäßig nach Österreich zurück. Literarisch konnte er jedoch an seine alten Erfolge und Leistungen nicht mehr anknüpfen.