Auktion: 391 / Wertvolle Bücher am 21.05.2012 in Hamburg Lot 3

 
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg - Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. 2 Manuskripte eines dt. Soldaten. 1777-93.


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Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. 2 Manuskripte eines dt. Soldaten. 1777-93.
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 11.160

(inkl. Käuferaufgeld)
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. - Tagebuch des Soldaten Wilh. Philipp Ludw. Beuschel aus Marktsteft in Unterfranken. - Dabei: Grundliste von des Hauptmann von Seitz Löbl. Grenadier-Compagnie Bayreuth .. 1777 vom Aus March [sic] derselben nach America, bis zum Ein March derselben unter Commando des Hauptmann Friederich Wilhelm von Reitzenstein 1783. 2 Bde. Deutsche Handschrift auf Papier. Mit 2 (1 blattgr.) Federzeichnungen. 28. II. 1777 bis 4. XII. 1783, fortgesetzt 21. V. 1787 bis 16. XII. 1793. Neuer Ldr. (Tagebuch) und Ldr. d. Zt. in Pp.-Steckschuber. 8vo. 154 nn. Bll.; 112 nn. Bll.

Tagebuch eines fränkischen Grenadiers aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Das den Zeitraum 1777-83 umfassende Manuskript stellt ein historisch einmaliges Dokument aus der Feder eines Augenzeugen dar und ist zugleich eine interessante Quelle zur Geschichte des Soldatenhandels mit den sogenannten "Hessen" im 18. Jh. durch deutsche Kleinfürsten. - Markgraf Carl Alexander von Ansbach-Bayreuth (1736-1806) sah in der "Vermietung" seiner Truppen an die britische Armee eine Möglichkeit, seinen kleinen Staat von seinen hohen Steuerschulden zu befreien, so lieferte er im Verlauf des Unabhängigkeitskrieges insgesamt fast 2400 Soldaten zur Unterstützung der englischen Truppen nach Amerika. Die ersten fränkischen Regimenter wurden 1777 über den Atlantik an die amerikanische Ostküste nach Staten Island verschifft und von dort der britischen Armee bei New York zugeführt, als deren Teil sie an verschiedenen Schlachten des nördlichen Feldzugs teilnahmen; darunter bei der entscheidenden Schacht von Yorktown 1781, die für den britischen General Cornwallis mit einer Niederlage endete und 1783 zur Anerkennung der Unabhängigkeit Amerikas durch die britische Krone führte. - Der Handwerker Wilhelm Ph. L. Beuschel (1747-1826) schildert nach einem kurzen autobiogr. Abriß über seine Herkunft und Berufsausbildung, wie er nach seiner Zwangsrekrutierung als Grenadier im Regiment unter dem Kommando von A. V. von Voit 1777 als Teil der Ansbach-Bayreuther Truppen nach Amerika verschifft wird, wo er insgesamt 6 Jahre verbringen wird, bis er nach Kapitulation der britischen Truppen und Gefangenschaft 1783 wieder nach Deutschland zurückkehren kann. Beuschels Tagebuchnotizen liefern mit knappen Informationen ("passierte nichts merckwürdiges") bis zu auführlichen Passagen ein lebendiges Abbild der Gegebenheiten, so z. B. über die Meuterei der unwilligen Truppen auf dem Rhein, Atlantiküberfahrt und Landung, die ständige Bewegung und Lagerung der Truppen in der Gegend um New York, Philadelphia und Richmond, militär. Vorkommnisse und Feindbewegungen ("den 23ten Juny [1777] wurden unsere Reg. dem General Howe vorstellig gemacht. General Washington der das Haupt der Americaner Armee war merkte das wir die Jersey verlasen und über den Kills-Flus [d.i. der Saw Kill River, Nebenfluß des Hudson], welcher Staaden Eyland von der Jesery scheidet begeben wollten, er näherte sich bereits mit einem Theil seiner Armée uns beyn übersezen zu beunruhigen und ließ bereits unseren Vorposten attaqiern welche sich aber tapfer hielten .."), beschreibt Städte und Landschaften ("New-Yorck ist ein sehr arthiger Orth, liegt harte an einem Berg an der linke seyte lauft ein Fluß der um die Insel Bergen laufft und in den Kills fluß fällt .."), lokale Eigentümlichkeiten (".. d. 25ten November 1777 marchierten wir bis an die Dellawar River und lagerten uns an Glochester [d. i. Gloucester City]. Hier sahen wir Philadelphia auf der anderen Seite liegen, wir gingen in die Häuser, holten uns Lebensmittel als Potettes (Ertapfel), Donops [d. i. turnips], (Weiße ruben), auf den Äkern stunden auch Ertruben .."), Engpässe bei der Versorgung der Truppen ("Anno 1779 fingen wir ein sehr betrübtes Jahr an, die Proffisions Flotte blieb aus, daher einer sehr große Noth unter uns als wie auch unter den Inwohnern [von Newport] entstund. Wir mußten von Haber Mehl welches ganz vertorben 28 tage lange brodt esen. Man darf es aber auch nicht zu solchen Mehl vergleichen wie es in Teutschland verfertigt wird .."), recht drastische Szenen aus den Kämpfen um Yorktown ([13. X. 1781] ".. ich erschrack als ich alles so zugerichtet sahe, wir erkandten keinen Menschen so war - Ergänzt werden die Tagebuchpassagen von mehreren längeren Gedichten, darunter "Expedition nach Cals-Town 1779/80", eine Liste der 1781 von den amerikanischen Truppen gefangengesetzten Regimenter; im letzten Drittel des Tagebuches findet sich eine Übersicht über die "Artickel der Capitulation" am 19. Okt. 1781. - Ein zweiter Abschnitt des Tagebuches mit den 2 Federzeichnungen) behandelt anschließend einen Einsatz der Ansbach-Bayreuther Truppen 1787-93 in den Niederlanden, wieder im Rahmen eines Subsidienhandels. - Ca. 24 Bll. des Manuskripts stammen von fremder Hand und enthalten einen Überlick über die nähere Familiengeschichte 1812-1910; demnach lebte Wilhelm Beuschel noch bis 1826, zuletzt als "Kreißbereiter" (berittener Landpolizist) in Bayreuth. - Die ebenfalls von Beuschel 1777-1783 geführte "Grundliste" gibt in Tabellenform einen Überblick über Truppenstärke, Zu- und Abgänge aus and. Regimentern sowie Verluste durch Verletzung, Tod oder Desertation. - Ränder etw. gebräunt, wenige Bll. lose beilieg., insgesamt gut erhalten. Der zeitgenöss. Einbd. etw. beschabt, Schuber mit Gebrauchsspuren.

Diary by a Bavarian infantryman in the American Revolutionary War from 1777 to 1783. German manuscript on paper. 28. II. 1777 to 4 XII 1783, continued 21 V 1787 to 16 XII 1793. New calf (diary) and contemp. calf in boards slipcase. 8vo. 154 nn. ll.; 112 nn. ll.




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Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg. 2 Manuskripte eines dt. Soldaten. 1777-93.
Schätzung:
€ 3.500
Ergebnis:
€ 11.160

(inkl. Käuferaufgeld)