Auktion: 426 / Wertvolle Bücher am 23./24.11.2015 in Hamburg Lot 94

 

94
Alexei Michailowitsch Remisow
Sammlung zu " Tulumbus". 48 Tle., 1936.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.400

(inkl. Käuferaufgeld)
Remisow, Alexei Michailowitsch, Tulumbas (russ.). Eigh. Manuskript mit 5 kalligrafierten Textseiten und 20 mont. Orig.-Zeichnungen in Tinte, Kreide und Aquarell , teilweise mit kleinen Collage-Elementen sowie 1 eigh. Brief m. U. Paris 1935-36. Lose Lagen in Umschlag mit eigh. Numerierung "105". 33 : 25 cm.

Einzigartiges und wunderschönes Manuskript von dem russischen Schriftsteller Alexei Michailowitsch Remisow, das die märchenhafte Welt des russischen Symbolismus lebendig werden lässt. Bei dem Manuskript handelt es sich vermutlich um den Entwurf für eine Sammlung von Erzählungen, die der Künstler veröffentlichen lassen wollte. Etwas resigniert konstatiert er in dem beiliegenden Brief, dat. "2 iii 1936", an eine Madmoiselle Boner (wohl die Theaterregisseurin und Mäzenin Georgette Boner): "D'après votre silence, je vois par là que mes manuscrits illustrés n'ont pas de succés. J'attendais tout le temps de bonnes nouvelles de votre part. Malheursement (sic!), il n'en past ainsi." - Remisow (1877-1957) heute als "urrusischster aller russischen Schriftsteller" (Ehrenburg S. 54) bekannt, galt seinerzeit jedoch als Sonderling, der sich zunächst als Schauspieler, Bühnen- und Maskenbildner, Sänger, Maler und Pyrotechniker versuchte und schließlich im Schreiben das geeignete Medium für seinen Ideenreichtum fand. Doch "nie hat Remisow neben seine vielfältigen und ausgedehnten literarischen Wirken seine zeichnerische und malerische Arbeit aufgegeben: 'Ich kann mich nicht erinnern, jemals nicht gezeichnet zu haben.' Remisows schriftstellerische Tätigkeit war permanent von bildnerischer Tätigkeit begleitet, wurde durch sie ergänzt, bereichert .. Von der Thematik her wie auch stilistisch ist Remisows zeicherisches Œuvre mit seinem dichterischen Schaffen eng verbunden, und nur in dieser - gleichsam organischen - Verbindung kann es adäquat verstanden und gewürdigt werden" (Ingold). So schuf der Künstler zeitlebens zahlreiche grafische Zyklen und Alben, die er an Freunde und Bekannte verschenkte und von denen heute nur noch wenige erhalten sind. Unser Manuskript ist eines von diesen seltenen und schönen Werken. - Remisow entwickelte eine äußerst kunstvolle kalligrafische Handschrift, die sich an die russische Schreibschrift skoropis' anlehnt und in ihrer fantasievollen Ästhetik den geheimnisvollen Zauber seiner Zeichnungen entspricht. In seinen Illustrationen und illustrierten Fabeln verwebt der Künstler Text- und Bildelemente zu ineinander fließenden Strukturen und gestaltet so eine ungewöhnlich engmaschige Bildwelt, die von fantastischen und surrealen Gestalten bewohnt wird. - Unser Manuskript beginnt mit dem kalligrafierten Märchen „Die Narren“ (3 S.), es folgen insgesamt 5 Illustrationen mit einfügten Texten: Tulumbas, Geschichte vom Starez, Geschichte vom Untergang der Schildlaus in Madagaskar sowie "Die Ungeliebte". Die anschließenden Illustrationen (ohne Text) geben weitere Einblicke in die fantastische Gedankenwelt des Künstlers und zeigen u.a. "Die verzauberte Porzellanstadt", "Das Märchen von den Schweinen, die den Teufel betrogen", "Das kriechende Großohr" sowie "Ein von hinten mit Petrol begossener Pudel schreit um Hilfe." - Die letzte Zeichnung mit dem Druckvermerk: „Album 'Tulumbas' (20 Bilder) beendet vor Weihnachten 1935, Papier Dr. S. Kahan.“ (russ.) - Beiliegend ein Typoskript (10 Bll. und Kopie) mit den deutschen Übersetzungen des Textes und erklärenden Titeln zu den Illustrationen. - Die ersten und letzten Bll. gering fleckig.

Ph. F. Ingold, A. M. Remisow und F. M. Dostojewski, in: Librarium, Bd. XX, Heft 2. 1977

Unique and marvelous manuscript by theRussian author Alexei Michailowitsch Remisow. With 5 calligraphic text pages and 20 mounted orig. drawings in ink, chalk and watercolor, with some collage elements and 1 autogr. letter with signature. Loose sheets with autogr. number "105". 33 : 25 cm. - last drawing with printing note: "Album 'Tulumbas' (20 pictures) completed before Christmas 1935, paper Dr. S. Kahan.“ (in Cyrillic) - The last leaf mentions "Madame Yvonne Boner", that presumably is the sister of Georgette Boner. It seems the album had been intended for thetwo sisters. - With an attached typescript (10 ll. and copy) with the German translations of the text and explanatory titles for the illustrations. - First and last ll. slightly stained.




94
Alexei Michailowitsch Remisow
Sammlung zu " Tulumbus". 48 Tle., 1936.
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.400

(inkl. Käuferaufgeld)