Lexikon
Lexika

Ein Lexikon nennt man ein alphabetisch nach Stichwörtern oder systematisch geordnetes Nachschlagewerk mit knappen oder ausführlicheren Angaben. Ein Wörterbuch ist ein Nachschlagewerk, das den Wortschatz einer Sprache nach bestimmten Gesichtspunkten auswählt und erklärt. Ein Wörterbuch gibt Sprachinformationen, während im Gegensatz dazu ein Lexikon Sachinformationen liefert.

Das Bedürfnis, das ganze Feld menschlicher Kenntnisse zu überschauen, trat erst in der Neuzeit mit der immer weitergehenden Entwicklung der Wissenschaften ein. Als Vorläufer können Varros Rerum humanarum et divinarum antiquitates et disciplinae (verloren), Plinius d. Ä. Historia naturalis, Martinianus Capellas Satiricon sowie vor allem Isidors Etymologiae (600) gelten. Unter den Enzykopädien des Mittelalters und der Renaissance ragt die Specula majus (1250) des Vinzenz von Beauvais und Georg Reischs Margarita philosophica (1503), die erste Enzyklopädie der Wissenschaften in Deutschland, hervor.

Das erste Werk, das den Namen Enzyklopädie trägt, ist Heinrich Alsteds Cursus philosophici encyclopaedia (1620). In der Neuzeit wurde die alphabetische Enzyklopädie vorherschend. L. Moréris Grand dictionnaire historique (1674) wurde von P. Bayle im Sinne des kritschen Geistes der Frühaufklärung ergänzt und kommentiert (Dictionnaire historique et critique, 1695-97). Sammelpunkt der französischen Aufklärung und damit von weitreichendem Einfluß auf die europäische Geistesgeschichte wurde die berühmte Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (1751-72) von Diderot und d’Alembert.

Deutsche Enzyklopädial-Lexika waren J. Hübners Reales Staats-, Zeitungs- und Conversationslexikon (seit 1704 in zahlreichen Auflagen), J. H. Zedlers Großes vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste (68 Bände, 1731-54) und J. G. Krünitz‘ Ökonomisch-technische Enzyklopädie (242 Bände, 1773-1858). Das Riesenwerk von J. S. Ersch und J. G. Gruber, Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (167 Bände, 1818-89), blieb unvollendet. Im 19. Jahrhundert waren die Konversationslexika vorherrschend. Von der Vielzahl konkurrierender Titel bleiben am Ende nur diejenigen von F. A. Brockhaus, J. Meyer und B. Herder übrig. Im 20. Jahrhundert erschienen zahlreiche Fachlexika und Handwörterbücher, darunter staatlich geförderte mit ideologischer Ausrichtung wie die Große Sowjetenzyklopädie (1926-47) oder die Enciclopedia Italiana (1929-37).