215
Kurt Schwitters
Mz 386 Hopf (Merzzeichnung), 1922.
Collage
Schätzung:
€ 100.000 Ergebnis:
€ 134.200 (inkl. Käuferaufgeld)
Mz 386 Hopf (Merzzeichnung). 1922.
Collage.
Orchard/Schulz 979. Rechts unten auf dem Original-Passepartout signiert und datiert sowie links unten bezeichnet "Mz 386" und mit der collagierten Bezeichnung "höpf". Auf chamoisfarbenem Papier. 17,8 x 14,6 cm (7 x 5,7 in), Blattgröße. Passepartout: 28 x 24 cm (11 x 9,4 in).
[JS].
Die "Merzzeichnungen" gehören zu den begehrtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
Diese Losnummer kann entgegen der im Katalog genannten Regelbesteuerung auch differenzbesteuert + Weiterberechnung der verauslagten 7% Einfuhrumsatzsteuer abgerechnet werden (Ersparnis von etwa 5% im Vergleich zur Regelbesteuerung).
PROVENIENZ: Rudolf Bauer, Berlin (1922, Komission).
Sammlung Alfred Barr, Direktor des Museum of Modern Art, New York.
Sammlung Dorothy C. Miller, Kurator am Museum of Modern Art, New York (vom Vorgenannten 1941 als Geschenk erhalten, bis 2003).
Privatsammlung (seit 2003).
AUSSTELLUNG: Collage, The Museum of Modern Art, New York, 21.9.-5.12.1948, Nr. 92 (Ausstellungsliste).
Von 1908 bis 1914 studiert Kurt Schwitters an der Kunstgewerbeschule in Hannover und an der Kunstakademie in Dresden. Die lange akademische Ausbildung, die er in Dresden vor allem bei dem an Frans Hals orientierten Carl Bantzer genießt, scheint eher eine konventionelle Malerlaufbahn vorzubereiten. Entsprechend wenig Einfluss der Moderne zeigt sein Frühwerk. 1917 wird Schwitters zum Kriegsdienst einberufen, den er, da er unter Epilepsie leidet, auf der Schreibstube verbringt. Nach vier Monaten wird er entlassen. Die Eindrücke des Krieges und der Inflation machen aus ihm einen modernen Künstler, der sogar den Expressionismus hinter sich lässt; erste Collagen entstehen 1918, für die Schwitters zufällig gefundene Abfälle benutzt. Er begründet mit seiner Kunst und seinen literarischen Texten in Hannover eine eigene Dadaeinrichtung, die er "Merz" nennt, ein Wortfragment von "Commerzbank". Die 1919 veröffentlichte Prosa- und Gedichtsammlung "Anna Blume" macht Schwitters weit über die Grenzen Hannovers hinweg bekannt. Er knüpft Kontakte zu Herwarth Walden, Hans Arp und Tristan Tzara, nimmt an "Sturm"-Ausstellungen in New York und Zürich teil. Wichtig für Schwitters wird außerdem seine enge Verbindung zu den Bauhaus-Künstlern, zu den holländischen Dadaisten und Konstruktivisten, denen er 1923 die erste Nummer der "Merz"-Zeitschrift widmet.
Schwitters "Merzzeichnungen", wie Kurt Schwitters seine ab 1918 entstandenen dadaistischen Collagen nennt, gelten gemeinsam mit den "Merzbildern" als der bedeutendste und bekannteste Werkkomplex des Künstlers. Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg befreit Schwitters sich und seine Kunst von jeglicher akademischen und kunsthistorischen Tradition. "Merz" war für Schwitters nicht nur die Bezeichnung für den künstlerischen Stil seiner Ein-Mann-Kunstbewegung, sondern vielmehr gleichbedeutend mit künstlerischer Revolution und Neuanfang. In seinen "Merz"-Arbeiten löst Schwitters die Grenzen zwischen den Kunstgattungen auf, integriert verschiedene Materialien, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten und sonstige banale Fundstücke des Alltages, und wird auf diese Weise vom introvertierten, melancholischen Künstler zum experimentellen Bürgerschreck von unerschöpflicher künstlerischer Produktivität. Auch als Dichter, Schriftsteller, Architekt und Entertainer verleiht Schwitters seiner ungehemmten Produktivität Ausdruck und schafft auf diese Weise ein provokantes und beeindruckendes Gesamtkunstwerk, zu dessen international gefragtesten künstlerischen Produkten die "Merzzeichnungen" zählen.
Ab 1923 arbeitet Schwitters als Werbegestalter, Grafiker und Typograph für verschiedene Firmen in und außerhalb Hannovers. 1927 gründet er den "ring neuer werbegestalter" mit Cesar Domela, Lázlo Moholy-Nagy und Friedrich Vordemberge-Gildewart, dem auch Willi Baumeister und Walter Dexel beitreten. Neben dieser beruflichen Tätigkeit führt Schwitters die Collagen und Materialbilder der "Merz"-Serie weiter. Mitte der 1930er Jahre stellen sich die ersten internationalen Erfolge ein, 1937 wandert Schwitters nach Norwegen aus. Dem Exil in Norwegen folgt 1940 die Flucht vor den deutschen Truppen nach England, wo sich die isolierte Position, unter der er schon in Norwegen litt, nicht entscheidend verbessert. 1948 stirbt Schwitters in Ambleside (Westmorland). Erst nach seinem Tod setzt die internationale Anerkennung seines Lebenswerkes ein. Schwitters wirkt seiner Zeit weit voraus und hat starken Einfluss auf die Assemblagekunst der neodadaistischen Künstler, wie zum Beispiel Robert Rauschenberg.
Collage.
Orchard/Schulz 979. Rechts unten auf dem Original-Passepartout signiert und datiert sowie links unten bezeichnet "Mz 386" und mit der collagierten Bezeichnung "höpf". Auf chamoisfarbenem Papier. 17,8 x 14,6 cm (7 x 5,7 in), Blattgröße. Passepartout: 28 x 24 cm (11 x 9,4 in).
[JS].
Die "Merzzeichnungen" gehören zu den begehrtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt.
Diese Losnummer kann entgegen der im Katalog genannten Regelbesteuerung auch differenzbesteuert + Weiterberechnung der verauslagten 7% Einfuhrumsatzsteuer abgerechnet werden (Ersparnis von etwa 5% im Vergleich zur Regelbesteuerung).
PROVENIENZ: Rudolf Bauer, Berlin (1922, Komission).
Sammlung Alfred Barr, Direktor des Museum of Modern Art, New York.
Sammlung Dorothy C. Miller, Kurator am Museum of Modern Art, New York (vom Vorgenannten 1941 als Geschenk erhalten, bis 2003).
Privatsammlung (seit 2003).
AUSSTELLUNG: Collage, The Museum of Modern Art, New York, 21.9.-5.12.1948, Nr. 92 (Ausstellungsliste).
Von 1908 bis 1914 studiert Kurt Schwitters an der Kunstgewerbeschule in Hannover und an der Kunstakademie in Dresden. Die lange akademische Ausbildung, die er in Dresden vor allem bei dem an Frans Hals orientierten Carl Bantzer genießt, scheint eher eine konventionelle Malerlaufbahn vorzubereiten. Entsprechend wenig Einfluss der Moderne zeigt sein Frühwerk. 1917 wird Schwitters zum Kriegsdienst einberufen, den er, da er unter Epilepsie leidet, auf der Schreibstube verbringt. Nach vier Monaten wird er entlassen. Die Eindrücke des Krieges und der Inflation machen aus ihm einen modernen Künstler, der sogar den Expressionismus hinter sich lässt; erste Collagen entstehen 1918, für die Schwitters zufällig gefundene Abfälle benutzt. Er begründet mit seiner Kunst und seinen literarischen Texten in Hannover eine eigene Dadaeinrichtung, die er "Merz" nennt, ein Wortfragment von "Commerzbank". Die 1919 veröffentlichte Prosa- und Gedichtsammlung "Anna Blume" macht Schwitters weit über die Grenzen Hannovers hinweg bekannt. Er knüpft Kontakte zu Herwarth Walden, Hans Arp und Tristan Tzara, nimmt an "Sturm"-Ausstellungen in New York und Zürich teil. Wichtig für Schwitters wird außerdem seine enge Verbindung zu den Bauhaus-Künstlern, zu den holländischen Dadaisten und Konstruktivisten, denen er 1923 die erste Nummer der "Merz"-Zeitschrift widmet.
Schwitters "Merzzeichnungen", wie Kurt Schwitters seine ab 1918 entstandenen dadaistischen Collagen nennt, gelten gemeinsam mit den "Merzbildern" als der bedeutendste und bekannteste Werkkomplex des Künstlers. Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg befreit Schwitters sich und seine Kunst von jeglicher akademischen und kunsthistorischen Tradition. "Merz" war für Schwitters nicht nur die Bezeichnung für den künstlerischen Stil seiner Ein-Mann-Kunstbewegung, sondern vielmehr gleichbedeutend mit künstlerischer Revolution und Neuanfang. In seinen "Merz"-Arbeiten löst Schwitters die Grenzen zwischen den Kunstgattungen auf, integriert verschiedene Materialien, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten und sonstige banale Fundstücke des Alltages, und wird auf diese Weise vom introvertierten, melancholischen Künstler zum experimentellen Bürgerschreck von unerschöpflicher künstlerischer Produktivität. Auch als Dichter, Schriftsteller, Architekt und Entertainer verleiht Schwitters seiner ungehemmten Produktivität Ausdruck und schafft auf diese Weise ein provokantes und beeindruckendes Gesamtkunstwerk, zu dessen international gefragtesten künstlerischen Produkten die "Merzzeichnungen" zählen.
Ab 1923 arbeitet Schwitters als Werbegestalter, Grafiker und Typograph für verschiedene Firmen in und außerhalb Hannovers. 1927 gründet er den "ring neuer werbegestalter" mit Cesar Domela, Lázlo Moholy-Nagy und Friedrich Vordemberge-Gildewart, dem auch Willi Baumeister und Walter Dexel beitreten. Neben dieser beruflichen Tätigkeit führt Schwitters die Collagen und Materialbilder der "Merz"-Serie weiter. Mitte der 1930er Jahre stellen sich die ersten internationalen Erfolge ein, 1937 wandert Schwitters nach Norwegen aus. Dem Exil in Norwegen folgt 1940 die Flucht vor den deutschen Truppen nach England, wo sich die isolierte Position, unter der er schon in Norwegen litt, nicht entscheidend verbessert. 1948 stirbt Schwitters in Ambleside (Westmorland). Erst nach seinem Tod setzt die internationale Anerkennung seines Lebenswerkes ein. Schwitters wirkt seiner Zeit weit voraus und hat starken Einfluss auf die Assemblagekunst der neodadaistischen Künstler, wie zum Beispiel Robert Rauschenberg.
215
Kurt Schwitters
Mz 386 Hopf (Merzzeichnung), 1922.
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