Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 417

Gabriele Münter - Sommerblumen auf Schwarz (Rittersporn und Mohn)


417
Gabriele Münter
Sommerblumen auf Schwarz (Rittersporn und Mohn), 1951.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 83.300

(inkl. Käuferaufgeld)

Sommerblumen auf Schwarz (Rittersporn und Mohn). 1951.
Öl auf Malpappe.
Verso bezeichnet "Gabriele Münter Blumen auf dunklem Grund / 1951". 70,4 x 49,7 cm ( 27,7 x 19,5 in).

Laut freundlicher Auskunft von Frau Holzinger, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, ist das Werk in den Arbeitsheften der Künstlerin verzeichnet

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (Mitte der 1970er Jahre in der Galerie Grosshennig, Düsseldorf, erworben).

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München", im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Durch diesen Bruch in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt die Künstlerin ständig in München und Murnau.

Zu Beginn der Murnauer Zeit entwickelt Gabriele Münter einen neuen Malstil, der auf dem bereits Erarbeiteten fußt und bewusst immer mehr Spuren der heimischen naiven Kunst in ihren Werken hinterlässt. Es sind speziell die Hinterglasbilder für die sich Münter seit langem interessiert, die nun mit ihrem einfachen Formengut ihrer Malweise ein neues Gepräge geben. Die landschaftliche Umgebung und das häusliche Ambiente liefern die Themen, unter denen die Blumenstillleben einen besonderen Platz einnehmen. In Bezug auf Blumenstillleben nehmen in der deutschen Kunst der Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eigentlich nur zwei Maler einen bedeutenden Rang ein: Emil Nolde und Gabriele Münter. Während Nolde in den Blumen das Glühend-Rauschhafte durch intensive Farbwirkungen zu steigern sucht, geht Münter einen anderen Weg. Sie ist fasziniert von der formalen Schönheit der Blumen, die sie mit einfachen malerischen Mitteln festhält. Die Künstlerin lässt ihre Blumen nicht zu exotischen Geschöpfen wachsen, im Gegenteil, sie reduziert den spektakulären Wert um eine Schlichtheit der Aussage, die allein auf Form und Farbe beruht.

Gabriele Münter stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD]




417
Gabriele Münter
Sommerblumen auf Schwarz (Rittersporn und Mohn), 1951.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 83.300

(inkl. Käuferaufgeld)