Auktion: 548 / Contemporary Art Day Sale am 08.12.2023 in München Lot 129


129
Rupprecht Geiger
446/66, 1966.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.800

(inklusive Aufgeld)
446/66. 1966.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt. 82 x 90,5 cm (32,2 x 35,6 in). [JS].

• Rupprecht Geiger ist einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Farbfeldmalerei.
• Fein durchmoduliertes, frühes Farbfeld, das durch sein sanftes Oszillieren roter Farbwerte begeistert.
• Die leuchtenden Kompositionen des Frühwerkes gelten als Geigers gefragteste Arbeiten.
• Geiger ist mit seinen berühmten Farbmodulationen von 1959 bis 1977 mehrfach auf der documenta vertreten.
• Rote Farbfelder der 1960er Jahre befinden sich in bedeutenden Sammlungen, wie u. a. dem Städel Museum, Frankfurt a. Main, der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, der Neuen Nationalgalerie, Berlin, und der Pinakothek der Moderne, München
.

PROVENIENZ: Galleria Peccolo, Livorno (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Rupprecht Geiger, Kestner Gesellschaft, Hannover 1967, S. 61, Kat.-Nr. 42 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Rupprecht Geiger, Malerei - Graphitzeichnung, Städtische Kunsthalle, Düsseldorf 1967, S. 32, Kat.-Nr. 41 (o. Abb.).

LITERATUR: Pia Dornacher/Julia Geiger, Rupprecht Geiger. Werkverzeichnis 1942-2002. Gemälde und Objekte, architekturbezogene Kunst, München 2003, WVZ-Nr. 429 (m. Abb.).

"Der Himmel ist von beispielloser Farbenpracht und von unglaublicher Weite. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt", hatte Rupprecht Geiger bereits 1941 in seinem russischen Kriegstagebuch festgehalten (Rupprecht Geiger, zit. nach: Pinc kommt! Rupprecht Geiger, The Schaufler Foundation, Dresden 2017, S. 31). Es sind die sanften Farbmodulationen des Himmels, die Geiger reizen und die in der Nacht durch brennende Städte in eindrucksvolle Farbszenarien verwandelt werden, die für Geiger zu Gegenbildern der bedrückenden Realität des Krieges werden. Rot und Blau sind schließlich ab den 1950er Jahren die Farben, die das beeindruckende künstlerische Schaffen des deutschen Farbfeldmalers Rupprecht Geiger in entscheidender Weise prägen und bis Ende der 1950er Jahre zunächst noch in Kombination auftreten. Anfang der 1960er Jahre dann erfolgt schließlich eine klare Trennung beider Farbwerte. Während Rot als die Farbe des Blutes und des Feuers für extreme Energie und emotionale Aufgeladenheit steht, ist das kühlere Blau der rationalere, stärker in sich ruhende Farbwert. Das sich von oben scheinbar ins Format schiebende rote Rechteck hat Geiger durch den Einsatz von gespritzter Farbe sanft nach oben hin von einem satten Dunkelrot zu einem glühenden Orange hin durchmoduliert und vom strahlenden Weiß umfangen in eine geradezu schwebende Balance gebracht. Geiger beginnt um 1965 seinen bis dahin manuellen Farbauftrag durch den Auftrag mit der Spritzpistole abzulösen, der fortan feinere Farbmodulationen zulässt. Die vorliegende Arbeit ist ein besonders frühes Beispiel für die Anwendung dieser neuen Technik. Rupprecht Geiger hat nicht nur mit seinen Farbmodulationen, sondern auch mit seinen shaped canvases kunsthistorisch Bedeutendes geschaffen, das ihm innerhalb Deutschlands eine progressive Sonderstellung zuweist, die, wie von Helmut Friedel im Vorwort zum Werkverzeichnis nahegelegt, viel mehr den Vergleich mit seinen Zeitgenossen in Amerika, wie etwa Mark Rothko, Ellsworth Kelly und Barnett Newman, fordert. In den USA werden Geigers Gemälde bereits ab den 1950er Jahren in unterschiedlichen Ausstellungen gezeigt und 1959 wird der Künstler mit dem Solomon-Guggenheim-Preis, New York, ausgezeichnet. [JS]



129
Rupprecht Geiger
446/66, 1966.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.800

(inklusive Aufgeld)