Auktion: 554 / Modern Art Day Sale am 08.06.2024 in München Lot 121002710


121002710
Erich Heckel
Ballspielende auf der Maininsel, 1927.
Tempera auf Leinwand
Schätzpreis: € 40.000 - 50.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Ballspielende auf der Maininsel. 1927.
Tempera auf Leinwand.
Rechts unten monogrammiert und datiert. Verso auf der Leinwand signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen signiert und betitelt „Ballspielende” sowie bezeichnet „Tempera nicht firnissen!”. 110 x 125 cm (43,3 x 49,2 in).
Das Werk ist unter der Nummer SHG 524a in der Sammlung Hermann Gerlinger registriert. [CH].

• Bis 1928 zurückreichende, umfangreiche Ausstellungshistorie.
• Die motivisch verwandte Gouache „Ballspielende” aus demselben Jahr befindet sich im Brücke-Museum Berlin.
• Im Entstehungsjahr halten sich Siddi und Erich Heckel für längere Zeit in Würzburg auf, wo sie auf dem Gut der Malerin Gertraud Rostosky (1876–1959) zu Gast sind.
• Heckels Schaffen ab Mitte der 1920er Jahre greift einzelne Stilprinzipien der Neuen Sachlichkeit auf: Es zeigt eine naturalistischere Malweise und die Farben entsprechen nun, anders als in der expressionistischen Schaffensphase, der gesehenen Wirklichkeit
.

Das Werk ist im Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, verzeichnet. Wir danken Frau Renate Ebner für die freundliche Unterstützung.

PROVENIENZ: Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (2015 von Vorgenanntem erworben, mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: Münchener Neue Secession, XIV. Ausstellung, Glaspalast München, 1928, Kat.-Nr. 94.
Wohl: Erich Heckel. Gemälde, Aquarelle, Graphik, Galerie Commeter, Hamburg, Februar 1931 (a. d. Keilrahmen m. d. Galerieetikett).
Erich Heckel, Galerie Ferdinand Möller, Berlin, November 1930, Kat.-Nr. 3.
Erich Heckel. Bilder aus den Jahren 1906-1930, Kunsthütte / Städtisches Museum, Chemnitz, 18.3.-30.4.1931, Kat.-Nr. 76.
Erich Heckel, Kestner-Gesellschaft Hannover, 3.10.-3.11.1935, Kat.-Nr. 14.
Erich Heckel. Werke aus 4 Jahrzehnten, Galerie der Jugend, Hamburg, ab 1.11.1947, Kat.-Nr. 15.
Erich Heckel, Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld, April 1948, Kat.-Nr. 22.
Erich Heckel. Bilder und Drucke 1911-1949, Kunstverein Freiburg i. Br., 1950; Städtische Kunsthalle, Mannheim, 1950, Kat.-Nr. 23.
Erich Heckel, Fränkische Galerie, Nürnberg, 10.1.-9.2.1964; Kunst- und Kunstgewerbeverein, Pforzheim, 8.3.-5.4.1964, Kat.-Nr. 17.
Erich Heckel, Galerie Günther Franke, München, 18.6.-25.8.1973, Kat.-Nr. 19.
Brücke-Museum Berlin (Dauerleihgabe 1976-1994).
Erich Heckel, Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach 1995.
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2015-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Paul Vogt, Erich Heckel, Recklinghausen 1965, WVZ-Nr. 1927-4 (m. SW-Abb.).
Andreas Hüneke, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Gemälde, Wandbilder und Skulpturen, Bd. II (1919-1964), München 2017, S. 151, WVZ-Nr. 1927-4 (m. Farbabb.).
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Wilhelm Hausenstein, Münchner Neue Secession 1928, in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, Nr. 63, 1928/29, Abb. S. 5.
Brücke-Museum (Hrsg.), Katalog der Gemälde, Glasfenster und Skulpturen, Berlin 1983, Kat.-Nr. 35.
Janina Dahlmanns, Erich Heckels Werk der Zwischenkriegsjahre 1919-1937, Hamburg 2016, S. 156f.

Erich Heckel unternimmt gegen Ende der 1920er Jahre bis Anfang der 1930er Jahre zahlreiche Reisen, die ihn in verschiedenste Gegenden Deutschlands und ins benachbarte Ausland führen und sich in seinem malerischen Œuvre mit neuen Landschaftsschilderungen widerspiegeln. Diese neuen Landschaftsbilder unterscheiden sich von seinem expressionistischen Werk. Heckel widmet sich nun einer gemäßigt realen Vorstellungswelt, die ab jetzt seine Werke bestimmt. Trotz des realistischeren Angangs erinnert die Badeszene auf der Maininsel bei Würzburg an die berühmten Badenden an den Moritzburger Seen während der „Brücke"-Zeit. Würzburg und seine Umgebung bieten dem Künstler mannigfaltige Inspirationsquellen, die in eine Vielzahl von Werken in Bleistift, Aquarell und Öl münden. Es ist ein Ort, der einen besonderen Eindruck auf das Ehepaar Heckel macht. Als sie ihre kleine Wohnung mit Atelier in Osterholz an der Flensburger Förde 1939 aufgeben müssen, schreibt Siddi Heckel an Gertraud Rostosky: „Nun sind wir auf der Suche nach einem neuen Unterkommen, aber mit dem Gedanken uns damit einen ständigen Wohnort zu schaffen. Dabei erwägen wir sehr die Gegend um Würzburg. Die Wahl der Landschaft wird ja wesentlich bestimmt dadurch, daß sie ein Arbeitsgebiet für den Maler sein soll und als solches hat sich gerade Würzburg in glücklichster Weise gezeigt.” (zit. nach: Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle 2005, S. 237) Leider konnten diese Pläne durch den Krieg nicht umgesetzt werden. Die Adressatin Gertraud Rostosky ist Malerin und gründet auf ihrem Gutshof in der Umgebung Würzburgs die "Neue Welt". Auch das Ehepaar Heckel lädt sie hierher ein. Der Gutshof ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Treffpunkt, Durchreisestation und Sommersitz von Künstlern, Literaten und Intellektuellen und erlangt als solches überregionale Bekanntheit. Die Sommermonate der Jahre 1922 bis 1927 bildeten die Blütezeit der „Neuen Welt". Rostosky hatte während ihrer Ausbildung in Paris den deutschen Künstlerkreis des "Café du Dôme" kennengelernt, woraus zahlreiche Besuche in Würzburg erfolgen. Das gastfreundliche Haus entwickelt sich zunehmend zum "Hort der Künste", beherbergt neben Erich Heckel Künstler wie Otto Modersohn und Alfred Kubin sowie den Verleger und Simplicissimus-Schriftleiter Korfiz Holm und Ernst Rowohlt. [SM]



121002710
Erich Heckel
Ballspielende auf der Maininsel, 1927.
Tempera auf Leinwand
Schätzpreis: € 40.000 - 50.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.