Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 23


23
Erik Bulatov
Land and Sky (aus "Incompatible Spaces"), 1994.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 279.400

(inklusive Aufgeld)
Land and Sky (aus "Incompatible Spaces"). 1994.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert, russisch und englisch betitelt. 150 x 150 cm (59 x 59 in).
Weitere Werke aus der Ahlers Collection werden in unserem Contemporary Art Day Sale am Freitag, den 8. Dezember, sowie in unserem Modern Art Day Sale am Samstag, den 9. Dezember 2023, angeboten (siehe Sonderkatalog "32 Werke aus der Ahlers Collection").

• Erik Bulatov gehört neben Ilya Kabakov zu einer kleinen Gruppe von Künstlern, die entgegen der Doktrinen der russischen Staatskunst beharrlich eine eigene freie Bildsprache entwickeln.
• Mit Ironie integriert Bulatov die politisch durchtränkte Bildsprache des sozialistischen Realismus in seine Kompositionen und deutet sie inhaltlich subtil um.
• Bulatov ist einer der wenigen russischen Künstler, deren Werke Rekordpreise auf dem internationalen Auktionsmarkt erzielen.
• Aus der Ahlers Collection
.

PROVENIENZ: Firmensammlung Ahlers AG, Herford (seit 2006, direkt vom Künstler erworben).

AUSSTELLUNG: Erik Bulatov. Incompatible Spaces, Galerie Reckermann, Köln, 11.11.1995-19.1.1996; Galerie Renée Ziegler, Zürich, 22.5.-30.6.1996, Ausst.-Kat. S. 23, S. 19.
Erik Bulatov. Freiheit ist Freiheit, Kestner Gesellschaft, Hannover, 24.2.-28.5.2006, Ausst.-Kat. S. 71 (m. Abb. S. 72).
Erik Bulatov, That's it!, Staatliche Tretyakov Galerie, Moskau, 19.9.-19.11.2006, Ausst.-Kat. S. 140.
Vorletzte Wahrheiten. Russische Kunst zwischen Metaphysik und Konzept, Stiftung Ahlers Pro Arte, Hannover, 25.5.-25.8.2013, Kat. S. 34, S. 43.

LITERATUR: Kristin Rieber, Erik Bulatov. Catalogue Raisonné, Köln 2012, WVZ-Nr. 161, S. 181 (m. Abb. S. 182).

Erik Bulatov ist 1933 in Swerdlowsk im Ural geboren. Er studiert am Surikow Kunstinstitut in Moskau von 1952-1958. Bis 1989 lebt er in Moskau und arbeitet überwiegend als Buchillustrator, 1991 geht er nach New York und lebt heute bereits seit 30 Jahren in Paris. Wie Ilya Kabakov, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet, gehört Bulatov zu einer kleinen, aber bedeutenden Gruppe russischer Künstler, die abseits der staatlichen Reglementierungen des sowjetischen Kunstbetriebs zu ganz eigenständigen künstlerischen Ausdrucksformen finden. Er ist Teil einer Künstlergeneration, die nach der Avantgarde und jenseits des Sozialistischen Realismus nach neuen Ausdrucksformen sucht. Schon während des Kalten Krieges desillusioniert von den staatlichen Reglementierungen des sowjetischen Kunstbetriebes, entwickelt Bulatov eine ganz eigene nicht-konforme Bildsprache. Er benutzt zwar die Ikonografie und Insignien des sozialistischen Realismus, integriert sie jedoch meist ironisch gebrochen in seine Bildkompositionen. Dabei arbeitet er mit mehreren Bildebenen. Wie Folien legt er etwa Schriftzüge, politische Symbole und Figuren oder Silhouetten in kommunistischem Rot über Landschafts- und Stadtbilder. Bulatov gilt als einer der führenden Vertreter des Moskauer Konzeptualismus und der Sots Art und überschreitet in seinem Werk die ideologische Realität des sowjetischen Systems, um Illusionen und falsche Darstellungen zu entlarven. "Ich versuche, die Sprache der sowjetischen Realität zu verwenden, die von politischen Klischees geprägt ist und zur Darstellung der Ideologie dient. In diesem offiziellen, unpersönlichen Idiom können sehr persönliche Dinge ausgedrückt werden. Ich konzentriere mich auf eine Sache selbst und nicht auf meine Beziehung zu ihr. So befreie ich mich davon und werde zu einem Kanal für das Leben. Ich beginne, seine verborgene Bedeutung zu verstehen, und werfe die Illusionen ab, die die Wahrheit fälschlicherweise darstellen. Das Wichtigste in der Kunst ist für mich, dass ich die Dinge sehen und verstehen kann, die ich im Leben nicht wahrnehme. Im Grunde genommen sind Bilder meine Vorstellung von Freiheit. Sie bieten den Raum jenseits der sozialen Welt. Ich denke, das Schlimmste, was die sowjetische Propaganda getan hat, ist – abgesehen von den Lügen und dem Unsinn –, dass sie uns immer wieder eine Gehirnwäsche verpasst hat, damit wir glauben, dass die soziale Welt, in der wir täglich leben, die einzige Realität ist.“ Die Realität ist in Landschaft und Himmel sichtbar, in "Land and Sky", wie der Titel schon sagt. Es ist eine fast schon romantisch anmutende Landschaft, man kann sie leider nur nicht in Gänze wahrnehmen. Der Blick ist durch eine rote Fläche versperrt, die sich in rote Silhouetten einzelner Baumkronen auflöst. Nur der Blick in den Himmel ist frei und verspricht Hoffnung. Bulatovs Werke sind zugleich meisterhaft gemalt, von einer melancholischen Schönheit und von tiefgründigen Botschaften besetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass Bulatov zu den russischen Künstlern gehört, die Rekordpreise auf dem internationalen Auktionsmarkt erzielen. [SM]



23
Erik Bulatov
Land and Sky (aus "Incompatible Spaces"), 1994.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 279.400

(inklusive Aufgeld)