Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 54


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A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler)
Free Rock A, 1984.
Dispersion auf Leinwand
Schätzpreis: € 200.000 - 300.000
+
Free Rock A. 1984.
Dispersion auf Leinwand.
Links oben signiert. 200 x 151 cm (78,7 x 59,4 in).

• In den 1980er Jahren spielt Penck in der Band "TTT" – seine Leidenschaft für Free Jazz und dessen improvisierte Synkopen spiegeln sich in "Free Rock A" wider.
• In der Musik ist er ähnlich frei und experimentell wie in seiner bildenden Kunst, sein Spiel ist ungefiltert und von rauer Schönheit.
• Die Logik und die Systematik in A. R. Pencks Zeichensprache sind solitär in der deutschen Nachkriegskunst.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com)
.

PROVENIENZ: Galerie Michael Werner, Köln (verso mit dem Galerieetikett).
Galerie Michael Haas, Berlin (verso mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung Berlin (1989 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: A. R. Penck. Peintures des années 80, Galerie Gillespie-Laage-Solomon, Paris, 6.6.-12.7.1986 (verso mit dem Galerieetikett).
Accrochage, Galerie Michael Werner, Köln, 12.5.-10.6.1988.

Aufrufzeit: 07.06.2024 - ca. 18.46 h +/- 20 Min.

Auf der Suche nach einer universellen Zeichensprache entwickelt Penck schon früh eine ganz eigene, spannungsreiche künstlerische Ausdrucksweise, die sich irgendwo zwischen einem strengen, komplizierten, von außen undurchschaubaren System und einer Anarchie beziehungsweise expressiver, gestischer Malerei fernab der Logik bewegt. In einem Gespräch mit Florian Illies erläutert Pencks Künstlerfreund Georg Baselitz: "Er erfindet ein eigenes Alphabet, aus den Tiefen der Geschichte und der Kunst schöpfend, aber doch vollkommen eigen. Das kann kein Mensch lesen. Nur er selbst. Aber wir können es anschauen – und spüren […] Man muss nicht fragen, warum?" Die abstrahierten Figuren, Symbole und Zeichen sind räumlich nicht weiter verortet, scheinen in der Bildfläche zu schweben, es gibt keinen perspektivischen Raum. Bereits seit den 1960er Jahren finden sich die schließlich zum Markenzeichen mutierten Strichmännchen mit großen Penissen, bewaffnet mit Speeren, Gewehren oder Pfeilen und charakteristisch – wie in der hier angebotenen Arbeit – in Konfrontation mit einem oder mehreren anderen symbolisch behafteten Zeichen, wie etwa ein zentral gesetztes Rad, eine Spirale oder Embleme. Pencks eigene Bildsprache besteht aus, kurz gefasst, abstrahierten Figuren, Symbolen und Zeichen. Sein Ausgangspunkt ist aber der Mensch und seine Interaktion mit der Welt. Er entwickelt einen Zeichenkatalog auf der Grundlage der Überlegung, dass die Aufnahme von Signalen zur Verwandlung in Gefühle und Handlungen führt. So formuliert der Künstler in einem seiner Essays: "Signale steuern Verhalten. Informationen steuern Verhalten. Signale setzen Antriebe in Bewegung oder hemmen sie, Signale bewirken Erregung […] Die pragmatische und magische Kunst des Eiszeitmenschen lässt mich vermuten, dass im Ursprung der Kunst anfängliche Ergebnisse der Signalforschung da sind, die später wieder verschüttet wurden" (Zit. Dieter Koepplin, in: Klaus Gallwitz (Hrsg.) Gemeinschaftsbilder von H. Gallasch, W. Opitz, A. R. Penck, Terk, Dresden 1971-1976, Ausst.-Kat. o. S.).
Durch die Verallgemeinerung der Bildsprache in Zeichen gibt Penck dem Betrachter eine größtmögliche Projektionsfläche, er kann das Gesehene anhand von eigenen Erfahrungen überprüfen und schafft damit eine Wirklichkeit, die jeden Einzelnen anspricht. Sein Ziel ist die Reduzierung auf wenige eindeutige Zeichen, die so klar sind, dass jeder sie erkennen und imitieren kann. So entwickelt Penck diesen unverkennbaren Piktogramm-Stil, mit dem er komplexe Verhältnisse und Themen seines Daseins zu klären sucht. Über mehrere Jahre entsteht eine neue Bildsprache, die ihrer eigenen Logik folgt. Ähnlich frei und wild wie in seinen Bildern ist Penck auch in seiner Musik. Er hat vielfache Interessen neben der bildenden Kunst, so begeistert er sich auch für Musik, Naturwissenschaft, Film, Performance und Lyrik. Viele Jahre ist er mit der Band "TTT" ("Triple Trip Touch") in der Free Jazz Szene äußerst erfolgreich unterwegs. Penck ist Schlagzeuger und Pianist. Wie in seinen Bildern tendiert er in seinem Spiel zu freien langen experimentellen Improvisationen von ungefilteter rauer Schöhnheit. Mit "TTT" nehmen Penck und Frank Wollny mehrere Alben auf, unter anderem mit Frank Wright, Lawrence "Butch" Morris, Jeanne Lee und Alan Silva. Penck gestaltet das Cover für jedes Album und Plakate für die Konzerte in seiner einzigartigen Bildsprache. In "Free Rock A" ist diese Freiheit und Wildheit zu spüren, die Pencks ganzes Schaffen ausmacht. Seine Bilder lassen sich schwer entschlüsseln, man muss sie fühlen. Penck hat uns den Code für seine Zeichensprache nicht übermittelt. Die Entschlüsselung würde sie ihres Zaubers berauben. Jeder von uns muss das auf seine Weise selbst versuchen und damit die Stimmung und Bedeutung für sich selbst finden. Das macht auch die Faszination seiner Werke aus. [SM/MvL]




Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu A. R. Penck (d.i. Ralf Winkler) "Free Rock A"
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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.