Auktion: 554 / Modern Art Day Sale am 08.06.2024 in München Lot 124000318


124000318
Hermann Stenner
Selbstbildnis im Kostüm (Der Römer), 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 50.000 - 70.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Selbstbildnis im Kostüm (Der Römer). 1913.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten monogrammiert und schwach leserlich datiert. 76,5 x 58,5 cm (30,1 x 23 in). [AW].

• Beeindruckende Ausstellungshistorie.
• Expressives und bemerkenswertes Selbstbildnis nach einem Festbesuch, kostümiert als Römer.
• Die Selbstbildnisse sind eine der wichtigsten Werkgruppen im Œuvre von Hermann Stenner
.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Erich Stenner, Bielefeld.
Sammlung Hermann-Josef Bunte, Hamburg/Bielefeld.

AUSSTELLUNG: Hermann Stenner 1891-1914, Städtisches Kunsthaus, Bielefeld, 9.11.-14.10.1956; anschl. Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, Kat.-Nr. 200.
Hölzel und sein Kreis. Der Beitrag Stuttgarts zur Malerei des 20. Jahrhunderts, Württembergischer Kunstverein, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart, 8.9.-5.11.1961 (verso auf dem Keilrahmen mit dem Ausstellungsetikett).
Zur Erinnerung - 10 Maler des Expressionismus, Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen, 12.8.-15.10.1967, Kat.-Nr. 77.
Hermann Stenner 1891-1914, Spendhaus Reutlingen, 5.5.-16.6.1974, Kat.-Nr. 32.
Der Hölzelkreis bis 1914, Kunsthalle der Stadt Bielefeld, 30.6.-4.8.1974, Kat.-Nr. 149.
Hermann Stenner. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Städtische Galerie, Albstadt, 4.12.1977-29.1.1978, Kat.-Nr. 13.
The Fallen. An Exhibition of Nine Artists who Lost their Lives in World War One, Museum of Modern Art, Oxford, 5.11.1988-15.1.1989, S. 65.
Die Sammlung Hermann-Josef Bunte, Städtische Galerie, Papenburg, 5.11.1995-25.2.1996; Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Kloster Cismar, 31.3.-27.5.1996, Kat.-Nr. 13 (m. Abb. S. 49).
Die Sammlung Hermann-Josef Bunte. Deutsche Malerei des XX. Jahrhunderts, Hamburger Kunsthalle und Galerie der Haspa, 1.12.1999-5.3.2000; Kunsthalle Wilhelmshaven, 12.3.-24.4.2000; Kunst-Museum Ahlen, 21.5.-16.7.2000; Museum Baden, Solingen, 20.8.-17.9.2000, S. 26 (m. Abb.).
Verlorene Nähe. Menschenbilder in der Sammlung Bunte, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottdorf, Schleswig, 1.12.2001-20.1.2002; Städtische Galerie in der Reithalle Schloss Neuhaus, Paderborn, 1.2.-13.3.2002; Kunsthaus Kaufbeuren, 21.3.-9.6.2002, Kat.-Nr. 110.
Hermann Stenner. Gemälde. Retrospektive 1909-1914, Kunsthalle Bielefeld, 1.6.-31.8.2003; Galerie der Stadt Aschaffenburg, Jesuitenkirche, 27.9.-16.11.2003.
Hermann Stenner und der Hölzel-Kreis. Malerei und Graphik aus der Sammlung Bunte, Kunststiftung Hohenkarpfen, Hausen ob Verena, 13.4.-17.8.2003, S. 82, Kat.-Nr. 15 (m. Abb. S. 38).
Hermann Stenner, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Kloster Cismar, 31.7.-23.10.2005.
Sammlung Bunte. Positionen der Klassischen Moderne, Kunst-Museum Ahlen, 25.2.-28.5.2007; Lyonel Feininger Galerie, Quedlinburg, 1.12.2007-2.3.2008; Städtische Galerie, Böblingen, 16.3.-29.6.2008; Museum Moderne Kunst, Passau, 9.8.-29.9.2008; Egon Schiele Art Centrum, Cesky Krumlov, 31.10.2008-1.2.2009; Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg, 29.5.-6.9.2009; Ernst Barlach Stiftung, Güstrow, 27.9.2009-17.1.2010; Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda, 24.1.-5.4.2010.
Wege in die klassische Moderne. Sammlung Bunte, Schloss Achberg, 17.4.-25.7.2010; Neues Schloss Kißlegg, 18.4.-18.7.2010.
Der Westfälische Expressionismus, Kunsthalle Bielefeld, 31.10.2010-20.2.2011; Kloster Schussenried, 9.4.-26.6.2011, S. 196 (m. Abb.).
Das Glück in der Kunst. Expressionismus und Abstraktion um 1914. Sammlung Bunte, Kunsthalle Bielefeld, 21.3.-3.8.2014, S. 166 (m. Abb.).
Hermann Stenner und seine Zeit: "… dies Streben nach dem ganz Grossen etwas in der Kunst …", Kunstforum Hermann Stenner, Bielefeld, 20.1.-18.8.2019, Kat.-Nr. 180 (Farbabb. S. 95).
Die Sammlung Bunte. Expressionistische Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Gut Altenkamp, Aschendorf, 12.7.-25.10.2020.
Sehnsucht nach Natur. Hermann Stenner Christian Landenberger Adolf Hölzel, Kunststiftung Hohenkarpfen, Hausen ob Verena, 6.6.-22.8.2021.
Im Westen viel Neues. Facetten des Rheinisch-Westfälischen Expressionismus, Sauerland-Museum, Arnsberg, 19.9.2021-23.1.2022, S. 114 (m. Abb.).
Hermann Stenner (1891-1914), Richard-Haizmann-Museum, Niebüll, 28.10.2022-22.1.2023.
Hermann Stenner, Hymnen an das Leben, Werke aus der Sammlung Bunte, Städtisches Museum Engen + Galerie, 28.2.-2.7.2023; Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda, 9.7.-3.9.2023, Kat.-Nr. 67 (m. Abb. S. 110).

LITERATUR: Jutta Hülsewig-Johnen, Christiane Reipschläger, Hermann Stenner. Werkverzeichnis der Gemälde, hrsg. vom Freundeskreis Hermann Stenner e.V., Bielefeld 2003, WVZ-Nr. 118 (m. Abb. S. 151).
Hans Georg Gmelin, Hermann Stenner 1891-1941, München 1975, WVZ-Nr. G 118.

Überraschend in Stenners Werk ist doch die relativ häufige Beschäftigung mit sich selbst. Selbstbildnisse, etwa bei Lovis Corinth oder Max Beckmann, mit prüfendem Blick verweisen häufig auf innere Zustände, vielleicht auch eindringliche Erlebnisse, die zum Teil verklausuliert in die Malerei übertragen sind. Auf dem verschollenen Bildnis "Blauer Knabe" zeigt sich der Künstler selbstbewusst in einem eleganten Kostüm in elegantem Ambiente. Auch mit dem hier vorliegenden "Selbstbildnis im Kostüm (Der Römer)" können wir einen Lebensmoment erhaschen. "Das Künstlerfest habe ich mitgemacht und mich sehr gut amüsiert", so der Künstler in einem Brief. "Das Kostüm bestand aus einem weiten römischen dunkelblauen Mantel und einem leuchtend roten Überwurf. Beides der Akademie gehörend und mich infolgedessen nichts kostend […] einige behaupten, es sei das beste meiner Bilder", schreibt er am 1. Februar 1913 an seine Geschwister Lissi, Fritz und Hugo (zit. nach: Karin von Maur, Der Maler Hermann Stenner im Spiegel seiner Korrespondenz, München 2006, S. 286).

Stenner erreicht in diesem Gemälde von 1913 maltechnisch bereits seine letzte Schaffensphase. Auf eine grobe, nicht grundierte Leinwand setzt Stenner in kräftigen Farbkontrasten großflächig sein Selbstbildnis im Kostüm, vielfach ohne Ausmalung von Teilen der Leinwand, dünn und breitflächig. Seine Haartracht bändigt er mit einem Stirnband, eine Annäherung an einen römischen Kranz, und inszeniert sich mit direktem, von sich überzeugtem Blick auf den Betrachter vor einem Hintergrund aus unregelmäßigen Flächen in hellem Blau und zartem Violett. Man fühlt Stenners geradezu aus der Farbe heraus gewonnene neue malerische Freiheit. Kein Zweifel, der Besuch der Kölner Sonderbund-Ausstellung im Jahr zuvor sorgt für enorme Schubkräfte in Stenners Stilentwicklung. Er sieht dort Werke der neuesten Entwicklungen in der Kunst, von Vertretern des Fauvismus, Expressionismus und Kubismus. Vor allem die kühnen Bildideen der Kubisten wie Picasso und Braque und deren radikale Auflösung der altbekannten, festgefügten Bildordnung sowie die facettenhafte Zersplitterung in divergierende Elemente scheinen Stenner, wie hier im Hintergrund zum Ausdruck gebracht, nachhaltig begeistert zu haben. [MvL]



124000318
Hermann Stenner
Selbstbildnis im Kostüm (Der Römer), 1913.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 50.000 - 70.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.