Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 353

 
Emil Nolde - Gelbe Dahlien und Figur


353
Emil Nolde
Gelbe Dahlien und Figur, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)

Gelbe Dahlien und Figur. Vor 1930.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf Japanbütten 48,2 x 35 cm ( 18,9 x 13,7 in), blattgroß.

Mit einer Foto-Expertise von Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 26. April 2006

PROVENIENZ: In den 1920er Jahren direkt beim Künstler erworben.
Privatsammlung Nordrhein-Westfahlen.

Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend. Vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet.

Noldes Aquarelle sind keine präzise Nachahmung vorgegebener Wirklichkeit sondern vielmehr ein Produkt seiner inneren schöpferischen Energien, ein Resultat der Suche nach Inspirationsquellen, die seine kreativen Kräfte aktivieren. Umrissen von flüchtiger Kontur tritt die Farbe als Träger emotionaler Qualitäten hervor. Nach seiner Südsee-Reise 1913/14 gewinnt neben der Malerei das Aquarell für Nolde immer mehr an Bedeutung. Die Nass-in-Nass-Technik, die seine freie Gegenstandsauffassung unterstützt, setzt er hier eher zurückhaltend ein. In der vorliegenden Komposition bleibt das Papierweiß bisweilen erhalten und leuchtet zwischen den kontrastierenden Blau-Violett und Gelbtönen hervor. Häufig fügt er Masken, Vasen oder kleine Figuren in seine Blumendarstellungen ein, die seine Kompositionen beleben und sie um ein phantastisches Moment bereichern.

Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder. In den letzten Lebensjahren entstehen v.a. Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [BR]




353
Emil Nolde
Gelbe Dahlien und Figur, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)