Auktion: 315 / Modern Art am 12.06.2007 in München Lot 202

 
Gabriele Münter - Herbstlandschaft mit braunem Baum


202
Gabriele Münter
Herbstlandschaft mit braunem Baum, 1931.
Öl
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 162.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Herbstlandschaft mit braunem Baum. 1931.
Öl auf Malpappe.
Verso mit dem Nachlassstempel. 32,8 x 40,7 cm ( 12,9 x 16 in).
Das Werk ist in den Arbeitsheften der Künstlerin unter dem obigen Titel, der Datierung "15. Oktober 1931" und der Nr. 74/1931 verzeichnet.

Wir danken Frau Ilse Holzinger, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, für die wissenschaftliche Unterstützung. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde unter der Nr. L 301 (verso mit dem Etikett) aufgenommen

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass der Künstlerin.
Galerie Großhennig, Düsseldorf.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (seit ca. 40 Jahren in Familienbesitz).

Von 1901 bis 1903 besucht Gabriele Münter die Privatkunstschule "Phalanx" in München, die von Wassily Kandinsky geleitet wird. Mit ihm unternimmt die junge Künstlerin ab 1904 viele Reisen, u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Seit 1908 lebt sie mit Kandinsky zusammen und beide pflegen einen regen Kontakt zu Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin. 1909 wird Münter Mitglied der "Neuen Künstlervereinigung München", im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky in die Schweiz, ein Jahr später entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt die Künstlerin ständig in München und Murnau.

Nach der Rückkehr und dauerhaften Ansiedlung in Murnau beginnt für Gabriele Münter im Herbst 1931 eine Phase großer Produktivität. Zahlreiche Gemälde entstehen, darunter viele Landschaftsbilder, wie die "Herbstlandschaft mit braunem Baum". Die Umgebung von Murnau zieht sich als Thema von nun an wie ein roter Faden durch die Arbeiten der dreißiger Jahre. Der Beginn dieser neuen Schaffensphase geht zugleich mit der Entwicklung eines neuen Stils einher. Einerseits knüpft die Künstlerin an ihre eigenen expressionistischen Bilder aus der Zeit des "Blauen Reiters" an, andererseits zähmt sie die schlagende Expressivität ihres Frühwerkes jetzt durch eine ruhigere, beschreibendere Sichtweise. Die einzelnen Elemente fügen sich harmonischer ineinander, die Konturen, die die Farbfelder umschließen, fließen nun sanfter. In unserer Arbeit tritt uns eine wichtige Wegmarke aus dem Werk Gabriele Münters entgegen, denn unser Bild markiert den Übergang zu ihrem Spätwerk. Die "Herbstlandschaft mit braunem Baum" gehört zu den allerersten Bildern, die Zeugnis ablegen können von dem neuen Stil, der typisch werden wird für die dreißiger Jahre und zugleich kennzeichnend ist für die besten Arbeiten der Künstlerin.

Im Jahr 1956 erhält Münter den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung der Künstlerin in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Gabriele Münter stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD]

Zustand: In guter Erhaltung. Geringfügige rahmungsbedingte Bereibungen.




202
Gabriele Münter
Herbstlandschaft mit braunem Baum, 1931.
Öl
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 162.000

(inkl. Käuferaufgeld)