Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 185

 
Gabriele Münter - Drei Madonnen mit dunklen Blättern


185
Gabriele Münter
Drei Madonnen mit dunklen Blättern, 1933.
Öl
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 84.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Drei Madonnen mit dunklen Blättern. 1933.
Öl auf Malpappe.
Links unten signiert. Verso signiert, datiert und betitelt sowie mit der Werknummer. 40,5 x 32,6 cm ( 15,9 x 12,8 in).
Das Werk ist in den Arbeitsheften 1933 von Gabriele Münter wie folgt verzeichnet: "Drei Madonnen mit dunklen Blättern P 6 F 57a/33 12.XI. vm. u. nm. (auf Vorkriegsstudie 1910 riesigen Männerkopf) (nach Vorkrieg Stilleben) (+ Burschenkopf 1910) an Lena Gierl geschenkt 30. XII. 1952".

Mit einer Bestätigung (in Kopie) der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 21. März 2007. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde aufgenommen

PROVENIENZ: Geschenk der Künstlerin an Lena Gierl, Murnau, am 30. Dezember 1952 (verso mit hs. Besitzervermerken).
Privatbesitz Süddeutschland.

Von 1901 bis 1903 besucht Gabriele Münter die Privatkunstschule "Phalanx" in München, die von Wassily Kandinsky geleitet wird. Mit ihm unternimmt die junge Künstlerin ab 1904 viele Reisen, u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennen lernen. Seit 1908 lebt sie mit Kandinsky zusammen und beide pflegen einen regen Kontakt zu Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin. 1909 wird Münter Mitglied der "Neuen Künstlervereinigung München", im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky in die Schweiz, ein Jahr später entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt die Künstlerin ständig in München und Murnau.

Gabriele Münther knüpft in unserer Komposition an einen Themenkreis an, den sie bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erarbeitet hat. Ausgehend von Malexkursionen im Murnauer Umland, zusammen mit Kandinsky und Marianne von Werefkin, entdeckt Münter ihre Liebe zu der bäuerlichen Heimatkunst. Sie beginnt Hinterglasbilder zu malen und deren formale Struktur in den Bildaufbau ihrer Gemälde hineinzunehmen. Die Künstlerin ist diesem formalen Prinzip in ihrem weiteren Schaffen treu geblieben, wenn auch in unterschiedlicher Interpretation, wie an der vorliegenden Arbeit ersichtlich. Eine feste Kontur wird hier der mehr malerischen Wirkung zuliebe aufgegeben. Die drei Madonnen befinden sich in einer Art stummen Dialog, eingebunden in ein schlichtes Arrangement aus Keramikvasen mit herbstlichen Zweigen. Münter betont hier das Bodenständige und die Naivität einer bäuerlichen Kunst, die in ihrer unprätentiösen Aussage Gegenstand ihrer heimlichen Bewunderung war.

Im Jahr 1956 erhält Münter den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung der Künstlerin in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Gabriele Münter stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD]

Zustand: In guter farbfrischer Erhaltung. Ecken rahmungsbedingt minimal berieben bzw. bestoßen.




185
Gabriele Münter
Drei Madonnen mit dunklen Blättern, 1933.
Öl
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 84.000

(inkl. Käuferaufgeld)