Auktion: 343 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2008 in München Lot 604

 
Rupprecht Geiger - E 221 (Komposition mit schwarzem Kreis)


604
Rupprecht Geiger
E 221 (Komposition mit schwarzem Kreis), 1954.
Eitempera
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 52.460

(inkl. Käuferaufgeld)

E 221 (Komposition mit schwarzem Kreis). 1954.
Eitempera auf Leinwand.
Dornacher/Geiger 164. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und mit zwei Richtungspfeilen. 80 : 80 cm (31,4 : 31,4 in). Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, wo Geiger das "Colegio aleman" in Madrid besucht und seinen Vater auf Reisen zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko begleitet. Bereits zu dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. 1926, ein Jahr nach der Rückkehr aus Spanien, tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt.

Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49", die danach strebt, der abstrakten Kunst im Nachkriegsdeutschland den Weg zu ebnen. In einem Rundschreiben für die Gruppe formuliert Geiger: "Indem wir die Bereiche der begrenzten Schönheit gewisser Objekte verlassen, wenden wir uns auf neuem Weg einer unbegrenzten, gegenstandslosen Schönheit zu. So wird es eher gelingen, die geheimnisvollen Strömungen der Natur, wie sie heute das Weltbild prägen, auf eine gleichnishafte Formel zu bringen" (zit. nach: Geiger. Zeichnung als Licht, Ausst.Kat. Saarland Museum Saarbrücken 1990, S. 156). Im Sinne dieser Schönheit erschafft der Künstler in den folgenden Jahren Bilder in minimaler Formgebung und abgestuften Farbkonstellationen, wie unser Werk eindrucksvoll belegt.

In den fünfziger Jahren findet Geiger den für ihn kennzeichnenden Stil. Den von der Weltraumforschung beeinflussten Zukunftsstil der Sixties verarbeitet Geiger in seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen. In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der documenta in Kassel teil. 1965 wird Geiger als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr. Seit 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". Geiger lebt und arbeitet derzeit in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland. [NB]

PROVENIENZ: Galerie Schmücking, Braunschweig.
Privatsammlung Hessen.
AUSSTELLUNG: Zen 49, Ohio Wesleyan University, Delaware/Ohio, 1956.

Guter Gesamteindruck. Mit minimalem Craquelé, im rechten Rand mittig deutlicher. Partiell minimal berieben, mit vereinzelten winzigen Farbabplatzungen, teils retuschiert. Links oben zwei geringfügige Kratzspuren.




604
Rupprecht Geiger
E 221 (Komposition mit schwarzem Kreis), 1954.
Eitempera
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 52.460

(inkl. Käuferaufgeld)