Auktion: 369 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.06.2010 in München Lot 246

 
Maurice Estève - Andalousie


246
Maurice Estève
Andalousie, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 146.400

(inkl. Käuferaufgeld)

Öl auf Leinwand
Prudhomme-Estève 459. Links unten signiert und datiert. Verso signiert, datiert und betitelt. 64,7 x 54 cm (25,4 x 21,2 in)
Auf dem Keilrahmen mit Klebeetikett, dort handschriftlich bezeichnet "Kallg No. 18 Andalousie 1954*".

PROVENIENZ: Galerie S. Galanis, Paris (auf dem Keilrahmen mit Stempel).
Galerie Beyeler, Basel (Inventar-Nr. 1124, auf dem Keilrahmen zweifach mit Etikett).

Maurice Estève wird am 2. Mai 1904 im französischen Culan (Département Cher) geboren. 1913 zieht er mit seinen Eltern nach Paris, wo er bald damit anfängt, sich künstlerisch zu bilden. Bei seinen Besuchen im Louvre in den zwanziger Jahren beeindrucken Estève vor allem die Maler Jean Fouquet und Paolo Uccello. Unter den Modernen übt Paul Cézanne den größten Einfluss auf ihn aus. Estève ist weitgehend Autodidakt, ab 1924 besucht er lediglich das freie Atelier der Akademie Colarossi und versucht nach dem Vorbild Georges Braques und Fernand Légers zu einer konstruktiven Umsetzung seiner Motive zu gelangen. Damit schafft er eine Art kubistischen Fauvismus. Estèves umfangreiches Schaffen beschränkt sich nicht auf das Genre der Malerei, er widmet sich ebenso der Collage, dem Textildesign und der Wandmalerei. Die extrovertierten Avantgardezirkel meidend, gehört Estève trotzdem zum Kern der Künstler, die der "École de Paris" nach 1945 zu neuem Durchbruch verhelfen. 1954 nimmt er an der Biennale in Venedig teil. Estèves Œuvre, wie auch das seiner Künstlerkollegen Riopelle und Bazaine, begründet eine neue Bildsprache, eine lyrische Abstraktion, deren Ziel es ist, Form und Farbe in fast poetischer Attitüde darzustellen.

Mit diesem Anspruch entsteht auch die vorliegende Komposition: Estèves Formensprache entspringt den Auffassungen des Kubismus und den von dort kommenden klaren Formgestalten Légers. Er ahmt die Wirklichkeit nicht nach, sondern erarbeitet seine Form der Abstraktion in Analyse seiner Beziehung zur Wirklichkeit. Er befreit sich vom wiedererkennbaren Gegenstand und macht die reine Poesie der malerischen Formulierung zum ausschließlichen Bildgegenstand. Estève erschafft eine Bildwelt, die aus sich selber lebt und uns an nichts diesseits Bekanntes erinnert. Dabei ist er um ein harmonisches Gleichgewicht von Form und Farbe bemüht. In den verschiedenen Zonen und Ebenen setzt er mal die Farbnuancen harmonisch nebeneinander, mal stellt er kontrastierende Farbtöne gegenüber. Das Zusammenspiel von Kolorit und Form lässt den Betrachter teilhaben an den Eindrücken, die Landschaft und Licht Andalusiens wohl beim Künstler hinterlassen haben.

Maurice Estèves Werke haben ihren Platz in vielen renommierten Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt gefunden. Er stirbt am 29. Juni 2001 im hohen Alter von 97 Jahren in seiner Heimatstadt Culan. [SM].




246
Maurice Estève
Andalousie, 1954.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000
Ergebnis:
€ 146.400

(inkl. Käuferaufgeld)