Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 825

 

825
Rupprecht Geiger
300/60, 1960.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)
300/60. 1960.
Öl auf Leinwand.
Dornacher/Geiger 261A. Auf dem Keilrahmen signiert, betitelt und bezeichnet sowie mit Richtungspfeil. 150 x 120 cm (59 x 47,2 in). [SM].

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, wo Geiger das Colegio aleman in Madrid besucht und seinen Vater auf Reisen zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko begleitet. Bereits zu dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. 1926, ein Jahr nach der Rückkehr aus Spanien, tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. In dieser Zeit entstehen dunkeltonige Landschaftsaquarelle. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt Geiger nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt. Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49". In den fünfziger Jahren findet Geiger den für ihn kennzeichnenden Stil. Den von der Weltraumforschung beeinflussten Zukunftsstil der Sixties verarbeitet Geiger in seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen.

Romantik in den Bildern von Rupprecht Geiger zu suchen, ist nicht ein primäres Anliegen, liegen doch die Farbfelder klar begrenzt in einer Komposition, in der der Hang zur sachlichen Aussage die Oberhand gewinnt. Romantik kann sich bei Geiger nur durch die Wirkung der reinen Farbe vermitteln oder manchmal, wie es scheint, auch im Rückgriff auf stilistische Mittel, die man a priori im Werk Geigers nicht vermuten würde. In unserem Bild ist es das von unten aufsteigende Rot, das sich nur zögerlich in einem geheimnisvollen schwarz-blauen Farbfeld auflöst. Es rückt die Komposition in eine Sphäre der Entstofflichung, die den Raum für sentimentales Gedankengut freigibt. Der Blick, der sich sonst an der klaren Botschaft der Farben festmacht, geht nun in eine andere, mehr nach innen führende Richtung. Es liegt etwas Meditatives über dieser Komposition, das sich umso dringlicher vermittelt, je mehr sie im Kontext des Gesamtschaffens von Rupprecht Geiger gesehen wird.

In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der Documenta in Kassel teil. 1962 gibt er seine Tätigkeit als Architekt ganz auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. 1965 wird Geiger als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr. Ab 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". 2009 verstirbt der Künstler in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland.




825
Rupprecht Geiger
300/60, 1960.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)