Auktion: 381 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.06.2011 in München Lot 204

 
Rupprecht Geiger - Ohne Titel (Blaue Sonne)


204
Rupprecht Geiger
Ohne Titel (Blaue Sonne), 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 85.400

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Dornacher/Geiger 247 A. Verso signiert. Auf dem Keilrahmen betitelt. 95,5 x 91 cm (37,5 x 35,8 in)

PROVENIENZ: Sammlung John Horvitz, New York.

AUSSTELLUNG: Deutscher Künstlerbund, Haus der Kunst, München 1960 (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).

Rupprecht Geiger wird 1908 als einziges Kind des Malers und Grafikers Willi Geiger in München geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt Geiger in München und den Voralpen Oberbayerns. 1924 geht die Familie für ein Jahr nach Spanien, wo Geiger das "Colegio aleman" in Madrid besucht und seinen Vater auf Reisen zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko begleitet. Bereits zu dieser Zeit beginnt Geiger zu zeichnen und zu aquarellieren. 1926, ein Jahr nach der Rückkehr aus Spanien, tritt er in die Architekturklasse von Eduard Pfeiffer an der Kunstgewerbeschule in München ein. 1935 absolviert Rupprecht Geiger das Schlussexamen als Architekt und verbringt ein halbes Jahr mit seinem Vater in Rom. Fortan arbeitet Geiger in einem Münchner Architekturbüro, bis er 1940 an die Front in Russland eingezogen wird. In dieser Zeit entstehen dunkeltonige Landschaftsaquarelle. 1942 kommt Geiger für kurze Zeit wieder nach Deutschland und beginnt durch Vermittlung seines Vaters als Kriegsmaler in der Ukraine zu arbeiten. Nach Kriegsende kehrt er nach München zurück. 1948 wird sein erstes abstraktes Bild im "Salon des Réalistes Nouvelles" in Paris ausgestellt. Ein Jahr später gründet Geiger zusammen mit Baumeister, Matschinsky-Denninghoff und Winter die Gruppe "ZEN 49". In den fünfziger Jahren findet Geiger den für ihn kennzeichnenden Stil. Den von der Weltraumforschung beeinflussten Zukunftsstil der Sixties verarbeitet Geiger in seinen abstrakten und farbintensiven Kompositionen. In den Jahren 1959 bis 1977 nimmt Geiger mehrmals an der documenta in Kassel teil.

Rupprecht Geigers formreduzierte Gemälde der späten 1950er und frühen 1960er Jahre gelten spätestens seit den spektakulären Verkaufserfolgen bei Christie's New York (März 2007) und Sotheby's London (Juli 2008) als die gefragtesten Arbeiten des Künstlers auf dem internationalen Auktionsmarkt. Neben Rechteckformen steht in jener Werkphase des gefeierten Protagonisten der Deutschen Farbfeldmalerei der Kreis als Sinnbild der Konzentration im Zentrum des Schaffens, welcher durch feinste Farbmodulationen zu einem meditativen Farbraum gesteigert wird. Im Gegensatz zu den meist in Neontönen gehaltenen späteren Schöpfungen wird die Palette um 1960 noch von warmem Rot und gedämpften Blautönen beherrscht, welche sich wie in der vorliegenden Arbeit in sanfter Modulation über die Leinwand ausbreiten und die scharf voneinander abgegrenzten Farbfelder in sphärischem Licht leuchten lassen.

1962 gibt Geiger seine Tätigkeit als Architekt ganz auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. 1965 wird er als Professor an die Düsseldorfer Akademie berufen; die Professur nimmt er bis 1976 wahr. Seit 1982 ist Geiger Mitglied der Akademie der Schönen Künste in München. 1987 erhält er vom Kulturzentrum Gasteig in München einen Großauftrag für die Skulptur "Gerundetes Blau". 2009 verstirbt der Künstler in München. Mit seinen abstrakten Farbkompositionen ist Rupprecht Geiger einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland. [JS].




204
Rupprecht Geiger
Ohne Titel (Blaue Sonne), 1959.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 85.400

(inkl. Käuferaufgeld)