Auktion: 374 / Moderne Kunst am 04.12.2010 in München Lot 59

 
Henri Matisse - Espagnole à la mantille


59
Henri Matisse
Espagnole à la mantille, 1922.
Aquatintaradierung
Schätzung:
€ 22.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Farbige Aquatintaradierung von Jacques Villon nach dem Gemälde von Matisse von 1922
Duthuit-Matisse II. Ginestet/Pouillon E 645. Signiert, nummeriert "10/10" und bezeichnet "ep. d'artiste". In der Platte bezeichnet "gravé par Jacques Villon 1925". Künstlerexemplar 10/10. Auf festem Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 39,7 x 27,6 cm (15,6 x 10,8 in)Papier: 60 x 45,5 cm (232,6 x 18 in).
Nach dem Gemälde "Espagnole". Gedruckt von Calcographie du Louvre, Paris. Herausgegeben von Bernheim-Jeune, Paris.

Henri Matisse, einer der großen Erneuerer der europäischen Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, kommt am 31. Dezember 1869 in Le Cateau zur Welt. Nachdem er sein Jurastudium abgeschlossen hat, beschließt Matisse 1891 nach Paris zu gehen, um sich der Malerei zu widmen. Dort nimmt er zunächst an Abendkursen der Pariser Ecole des Arts Décoratifs teil und besucht häufig den Louvre, um dort vor Gemälden zu kopieren. In ihren zunehmend vereinfachten, zusammenfassenden Formen und vor allem in ihrer von der Auseinandersetzung mit der neoimpressionistischen Farbauffassung inspirierten leuchtenden Farbigkeit entwickeln sich die Arbeiten schon bald in eine Richtung, die aufgrund ihrer ungestümen Farbgebung im Pariser Herbstsalon 1905 mit dem Schimpfwort 'Fauves' (die Wilden) betitelt wird. Matisse wird zur zentralen Figur eines Kreises junger Künstler, zu dem u.a. auch Derain, Manguin und Rouault zählen. Für Henri Matisse wird die Farbe zum reinen Gestaltungsmittel eines autonomen Bildraumes, gegenständliche Motive sind ihrer stofflichen Funktion enthoben, so dass flächig-dekorative, arabeskenhafte Elemente dominieren. 1908 gründet Matisse eine eigene Schule, die besonders auf deutsche Maler wie Purrmann oder Levy starken Einfluss ausübt. Die 1912 während einer Reise nach Marokko gesammelten Eindrücke finden künstlerisch ihren Ausdruck in der in den 1920er Jahren entstehenden Reihe der Odalisken. Gleichzeitig erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Kubismus. 1913 nimmt Matisse an der "Armory Show" in New York teil, 1918 stellt er zusammen mit Picasso in einer Pariser Galerie aus. Ab 1917 lebt Matisse vorwiegend in Nizza.

Das außerordentliche technische Können von Jacques Villon erlaubt es ihm gleichsam als Brotarbeit neben seiner eigenen künstlerischen Produktion Originalgrafiken nach Arbeiten befreundeter Künstlerkollegen anzufertigen. Sie sind in ihrer Treue zum Original und in der bestechenden technischen Meisterschaft ihrer Ausarbeitung herausragende Beispiele für die gelungene Übertragung von Originalen in ein fremdes Medium. Die "Espagnole à la mantille" ist ein typisches Beispiel für die bravouröse Porträtmalerei von Henri Matisse, der ein Meister der Bewältigung dekorativ-heterogener Bildelemente war. Die schöne Spanierin behauptet sich gelassen vor einem wild gemusterten Hintergrund. Doch die parallelen Streifen des Vordergrundes schaffen Distanz und sind zugleich der ausgleichende Faktor in einer Komposition der opulenten optischen Vielfalt.

Ab 1944 entwickelt Matisse die sogenannten "gouaches découpées", ein Prinzip der Collage, bei dem die einzelnen Formen aus mit Gouache bemalten Papieren ausgeschnitten werden. Höhepunkt seines Schaffens ist schließlich die Ausmalung der Klosterkapelle Notre-Dame du Rosaire in Vence bei Nizza, für die er auch die Glasfenstermotive entwirft (1949-51). Am 3. November 1954 stirbt Henri Matisse in Nizza. [KD].




59
Henri Matisse
Espagnole à la mantille, 1922.
Aquatintaradierung
Schätzung:
€ 22.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)