Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 246

 

246
Eduardo Chillida
Jorge Guillén: Mas allá, 1973.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 45.140

(inkl. Käuferaufgeld)
Jorge Guillén: Mas allá. 1973.
Mappe mit 16 Holzschnitten, davon 3 farblos geprägt, Text von Jorge Guillén, mit Titelblatt und Impressum sowie einer zusätzlichen, auf Japanpapier abgezogenen Suite der Holzschnitte. Herausgegeben von Maeght Éditeur, Paris 1973.
Van der Koelen 73024-73039. Michelin S. 87-90. Im Impressum von Künstler und Autor signiert sowie mit der typografischen Nummerierung. Die Blätter der Suite jeweils einzeln signiert und nummeriert. Eines von 50 Exemplaren der Vorzugsausgabe. Auf Auvergne (zu Doppelbögen gefalzt, jeweils 2 Holzschnitte auf einem Bogen), die Suite auf Japan. Bis zu 14,7 x 20 cm (5,7 x 7,8 in). Papier: Bis zu 38 x 32 cm (15 x 12,6 in).
Die vollständige Vorzugsausgabe wurde bislang erst zweimal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artnet.com).

Am 10. Januar 1924 wird der spanische Bildhauer Eduardo Chillida in San Sebastián im spanischen Baskenland geboren. Das Architekturstudium, das Chillida 1943 beginnt, bricht er aber bald wieder ab. Stattdessen schreibt er sich 1947 in der privaten Kunstakademie "Circulo de Bellas Artes" in Madrid ein und formt anfänglich vor allem in Gips und Ton. 1949 geht Chillida nach Paris und beginnt dort mit der Arbeit an Eisenskulpturen. Zurück aus Paris geht er nach Hernani, realisiert dort 1950 seine abstrakte Skulptur "Ilarik". Die hier verwirklichte Auffassung von den Grenzen des Raumes durchdringt sein plastisches Werk, aber auch seine grafischen Arbeiten in den Folgejahren mehr und mehr. Eduardo Chillida avanciert in den folgenden Jahren zu einem renommierten Bildhauer und Grafiker. Seine Arbeiten werden neben zahlreichen internationalen Ausstellungen auch auf mehreren documenta - Ausstellungen und Biennalen gezeigt. 1971 hat er eine Gastprofessur am Carpenter Center in Harvard inne.

Dort beginnt seine Freundschaft mit dem Dichter Jorge Guillén; neben einer erst später entstandenen Alabasterskulptur im Geburtsort des Dichters Villadolid ist die hier vorliegende Publikation ein Zeichen und Denkmal dieser Freundschaft. Die Gestaltung dieser bibliophilen Mappe ist ein herausragendes Beispiel für Chillidas Auffassung von Holzschnitt. "Chillida strukturiert das Blatt auf zweifache Weise: Der prägende Holzblock erzeugt den vertieften Druck auf der einen Seite, und gleichzeitig entsteht in Hochdruck verso ein Relief in der Farbe des Papiers. Immer wieder verzichtet der Künstler auf die Farbe und überläßt das Papier ganz einer von Farbe nicht eingetrübten plastischen Gestaltung .. Chillidas künstlerische Arbeit gilt der vom Licht durchdrungenen Materie. Licht und Schatten werden zur plastischen Dimension, hier erfüllt sich der Qualitätsanspruch dieses einzigartigen bildhauerischen Werks. Wesentliche Intentionen von Eduardo Chillidas Kunst lassen sich in der Arbeit für 'Más-allá' nachzeichnen. " (Haenlein, Carl: Das Buch des Künstlers, Hannover 1989, S. 114f.). Die bildhauerische Intention Chillidas wird nicht nur in der tiefen, ausdrucksstarken Prägung des Holzschnitts manifest, sondern auch in der außergewöhnlichen Gestaltung der verschränkt ineinandergesteckten Doppelbögen aus dickem, handgeschöpftem Auvergne Papier. 1974 wird er für diese Buchgestaltung mit dem Diano-Marino-Preis geehrt.

1980 widmet ihm das Guggenheim Museum eine Retrospektive in New York. Eduardo Chillida verbringt die letzten Jahre seines Schaffens in San Sebastián. Mit seinem Werk gehört Chillida zu den international bedeutendsten Bildhauern, der seine Objekte im konkreten Stil realisierte. Seine plastischen Kunstwerke zeichnen sich durch die homogene Materialität und die Unterteilung in Figurenformen aus. Eduardo Chillida stirbt am 19. August 2002 in San Sebastián. [EH/KH]




246
Eduardo Chillida
Jorge Guillén: Mas allá, 1973.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 45.140

(inkl. Käuferaufgeld)